Merken

Frust im Herrnhuter Funkloch

Seit einem Monat haben Kunden von O2 und E-Plus bei Herrnhut kein Netz mehr. Der Anbieter versucht, die schwere Störung zu beheben.

Teilen
Folgen
NEU!
© Rafael Sampedro

Von Susanne Sodan

Wer Alexander Kändler im Moment erreichen will, landet im Nirgendwo. Zumindest, wenn man ihn auf dem Handy anruft. Und wenn er sich gerade zu Hause in Berthelsdorf aufhält. Kein Netz. „Angefangen hat es am 19. Dezember“, erzählt der Berthelsdorfer. Er ist Mobilfunkkunde von E-Plus, schon seit 1997. „Bis jetzt lief auch immer alles reibungslos, ich hatte nie Probleme.“ Jetzt aber schon.

Seit Wochen haben Kunden von O2 und E-Plus in der Herrnhuter Region keinen oder nur sporadischen Netzempfang, betroffen sind vor allem die Ortsteile Rennersdorf und Berthelsdorf. Mehrere Anwohner haben sich in den vergangenen Tagen auch an die SZ gewandt, alle mit demselben Problem: kein Netz mehr.

„Am Anfang habe ich erstmal ein paar Tage abgewartet“, erzählt Alexander Kändler. Danach habe er bei dem Unternehmen Telefonica, zu dem O2 und E-Plus gehören, nachgefragt. „Mir ist von einem Mitarbeiter auch bestätigt worden, dass eine Störung vorliegt.“ Auch die SZ hatte kurz vor Weihnachten erfahren: Aktuell komme es im Gebiet von Herrnhut zu Einschränkungen beim mobilen Telefonieren, erklärte eine Sprecherin bei Telefonica. Grund seien Reparaturarbeiten an einer Mobilfunkstation, man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung.

Auf der Homepage des Unternehmens kann man in einem Live Check überprüfen, wie stark das Mobilfunknetz an einem bestimmten Punkt anliegt oder ob es Probleme gibt. „Zeitweise wurde dort auch angezeigt, dass es eine Störung gibt“, erzählt Kändler. Inzwischen zeigt die Internetseite aber an, dass das Netz wieder funktioniere. Stimmt das?

Beispiel Feuerwehrdepot Berthelsdorf, vergangener Mittwoch: Alexander Kändler, er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, hat am Depot-Rechner die O2-Internetseite geöffnet: Für die Adresse der Feuerwehr leuchtet das Funk-Symbol des Live Checks grün. „Unser Netz funktioniert störungsfrei“ steht darunter. Das Display von Kändlers Handy sagt etwas anderes: Kein einziger Netz-Balken leuchtet. Telefonieren oder mit dem Handy im Internet surfen ist nicht möglich.

Das gesteht auch Telefonica bei einer weitere Nachfrage ein: „Leider gab es eine technische Störung“, erklärt Sprecher Jörg Borm. Die Störung habe zu einem Ausfall von insgesamt fünf Stationen im Umfeld von Herrnhut geführt, sagt er. Nach der Reparatur soll das GSM-Netz jedoch wieder allen Kunden in gewohnter Qualität zur Verfügung stehen. Die Reparatur sollte nach aktuellem Informationsstand an diesem Montag erledigt werden.

Für Alexander Kändler hatte sich allerdings auch am Dienstagmorgen noch nichts an der Situation geändert. Erst wenn er ein paar Kilometer weiter fährt, zum Beispiel zu seinem Arbeitsort nach Bernstadt, ist alles wieder in Ordnung, dann kann man ihn auch erreichen. „Wenn ich zu Hause bin, habe ich zum Glück noch ein Festnetz“, erzählt er. „Und ich mache jetzt viel über den Computer statt übers Handy.“ Nachrichten, die ihm Familie, Freunde und Bekannte über Whatsapp schreiben – eigentlich eine App fürs mobile Telefon – ruft er zum Beispiel auf dem Rechner ab. „Aber wenn mich jemand unterwegs erreichen will, und ich bin gerade hier in der Gegend unterwegs – dann hat derjenige einfach Pech.“

Mittlerweile wollte er seinen Vertrag sogar kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln. Am Donnerstag kam ein Anruf von einem Kundenbetreuer: Die Kündigung sei abgelehnt, im vorliegenden Fall greife auch das Sonderkündigungsrecht nicht. Daran, die Störung zu beheben, werde noch gearbeitet. „Immerhin wurde mir für einen Monat die Grundgebühr erlassen“, erzählt Kändler.

Alleine ist er mit dem Problem nicht. Zum Glück habe die Feuerwehr Piepser, mit denen die Kameraden bei einem Notfall informiert werden, sagt Albrecht Häschke. Auch er lebt in Berthelsdorf und ist Mitglied der Feuerwehr. „Ich probiere mindestens dreimal am Tag, ein Netz zu finden“, erzählt er. Er ist Kunde eines Anbieters, der kein eigenes Netz betreibt, sondern mit anderen Betreibern zusammenarbeitet, darunter E-Plus und O2.

Besonders ärgerlich für Albrecht Häschke: Er hat sich erst kürzlich ein Smartphone gekauft, sein erstes. „Ich habe bisher immer ein Handy ohne mobiles Internet genutzt“, erzählt er. Damit ließ sich zwar auch gut leben, aber: „Ich wollte mein Handy gerne ein bisschen mehr nutzen“, erzählt er. Vor allem, um mit Familie und Freunden einfacher und günstiger in Kontakt zu bleiben. Mitte Dezember legte er sich das Smartphone zu. „Benutzt habe ich es bis jetzt noch nicht, es ist noch gar nicht eingerichtet.“ Denn auch dafür bräuchte er Mobilfunknetz.

Einige Betroffene, so erzählt Häschke, würden vermuten, dass die Schwierigkeiten mit der Zusammenlegung von O2 und E-Plus zusammenhängen könnten. Seit Anfang vergangenen Jahres fusioniert Telefonica die beiden Netze. Die Umstellung soll für die Kunden unter anderem für eine bessere Netzabdeckung sorgen, brachte in manchen Fällen aber auch technische Probleme mit sich, wie Medien deutschlandweit berichteten. „Die beiden Netze von E-Plus und O2 wurden im vergangenen Jahr in der Region rund um Rennersdorf und Herrnhut technisch zu einem Netz zusammengeführt“, erklärt Jörg Borm. Die jetzige Störung sei aber unabhängig davon.