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Flugverbot für Drohnen

Ein neues Gesetz hat die Regeln vor allem in Wohngebieten deutlich verschärft – das hat wirtschaftliche Folgen, wie ein Beispiel aus Zittau zeigt.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Zittau/Löbau. In der Bautzner Straße in Zittau kann Jens Neumann seine Drohne gleich wieder einpacken. Denn aufsteigen lassen darf er seinen Copter in der Innenstadt nicht. Oder besser gesagt: nicht mehr. Denn seit April dieses Jahres gelten für alle – landläufig als Drohnen bezeichnete – unbemannten Fluggeräte neue Regeln. Und die sind vor allem für Copter-Piloten wie Neumann, der diese Technik auch gewerblich nutzt, eine Katastrophe. Seit zwei Jahren veröffentlicht er Luftbilder unter dem Label Zittauer Blickwinkel. Die Aufnahmen sind nicht nur als Kalender beliebt, sondern werden auch im sozialen Netzwerk Facebook tausendfach angeklickt. Zudem wird er für kleine Imagefilmchen oder zur Unterstützung von Dreharbeiten angefordert und gebucht.

Während er bislang beispielsweise für das Filmen oder Fotografieren am Zittauer Markt eine Ausnahmegenehmigung in Absprache mit der Stadt erhalten konnte, müsste er jetzt ungleich mehr tun, um seine Drohne fliegen lassen zu dürfen. Dazu zählt beispielsweise auch das Einverständnis sämtlicher Grundstücksbesitzer, wenn er in Wohngebieten drehen würde. „Das ist gar nicht möglich, ich müsste ja überall erst einmal erfragen, wer der Besitzer ist“, sagt er. Viele weitere Details in den neuen Regeln kommen dann noch hinzu, die das Drohnenfliegen an manchen Orten unmöglich machen: So dürfen sich die Geräte Bundes- oder Wasserstraßen und Eisenbahnschienen nicht auf 100 Meter nähern. „Was aber, wenn ein Unternehmen von seiner neu gebauten Niederlassung ein Luftbild möchte, das Haus aber an einer Bundesstraße steht?“, fragt Neumann.

In der Tat hat das Bundesverkehrsministerium von Alexander Dobrindt (CSU) ohne lange Übergangsfrist zum April die Drohnen-Verordnung eingeführt. Damit will das Ministerium die Privatsphäre der Bürger besser schützen. Denn, wem würde es schon gefallen, wenn an Fenster oder Balkon die Fluggeräte vorbeisummen und mit Kameras in die Wohnung spionieren. Auch die Angst vor Unfällen mit abstürzenden Drohnen oder mögliche Behinderungen für Flugzeuge waren Gründe für eine Verschärfung der Gesetzeslage.

Zwar ist beim Landratsamt in Görlitz und bei der Polizeidirektion nichts über Probleme oder Belästigungen durch Drohnen im Kreis bekannt. Sachsenweit gab es aber Fälle, wo sich Festbesucher durch Drohnen belästigt fühlten, heißt es von der Landesdirektion. Dass manche Copter-Besitzer durch ihr Verhalten die Ablehnung von Drohnen befördert haben, weiß auch Jens Neumann: „Manche denken eben, ich pack da mal eben die Drohne aus und fliege los – ohne die Erlaubnis der Behörden“, sagt er.

Dennoch ist der Bundesverband Copter Piloten von Dobrindts Gesetz mehr als enttäuscht: „Man hatte uns versprochen, dass es für uns einfacher wird“, sagte Christoph Bach, der Verbands-Vorstandsvorsitzende, und schiebt nach: „Wir sind ja für mehr Sicherheit – aber mit Maß.“ Dass nun allerdings eine Ausnahmegenehmigung vom Flugverbot für gewerbliche Zwecke derart ungreifbar geworden ist, kritisiert er heftig. Das Gesetz sei zu vage, sagt Bach. So sei völlig unklar, was mit „Kenntnisnachweisen“ gemeint sei oder was in den geforderten Gutachten für eine Ausnahmegenehmigung stehen solle. Auch werde eben nicht zwischen privaten und gewerblichen Drohnenfliegern unterschieden. Bach hofft nun, dass die Bundesländer den Bund drängen werden, nachzusteuern. „Sonst liegt bald eine ganze Branche am Boden“, sagt er. Und das treffe auch die Hersteller und Händler der Fluggeräte.

Bei der Landesdirektion Sachsen, die für solche Ausnahmegenehmigungen zuständig ist, möchte man nach so wenigen Wochen noch nicht abschließend beurteilen, ob Nachbesserungsbedarf bestehe, sagt Sprecherin Mandy Taube. Sollte sich dies zeigen, werde man gemeinsam mit den anderen Ländern aktiv werden.

Aktiv werden zunächst aber Fotografen wie der Zittauer Philipp Herfort. Er bietet unter anderem für Hochzeiten Luftbilder an und dreht Imagefilme. „Da werde ich einiges aus dem Angebot nehmen müssen“, sagt er. Dabei sei das Interesse an Drohnenfotos stetig gestiegen. Jens Neumann hat hingegen schon Aufträge abgesagt: ein Dreh fürs Zittauer Theater, das Radrennen Malevile-Cup am Hochwald, Bilder vom Ring on Feier, ein Dreh in Berthelsdorf. Zwar filmt und fotografiert der Lackiererei-Besitzer mit seinem Copter nur im Nebenerwerb – für ihn ist es aber mehr als ein teures Hobby.