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Flugverbot am Bautzener Krankenhaus

Hubschrauber dürfen nicht mehr auf dem Dach landen – wegen Bauschäden. Warum wurden die nicht längst behoben?

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© Carmen Schumann

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Im Notfall zählt jede Sekunde. Um Patienten rasch helfen zu können, kommt deshalb für den Transport ins Krankenhaus oft der Rettungshubschrauber zum Einsatz. Auch in Bautzen. Doch jetzt hat die Landesdirektion per Verfügung den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Bautzener Klinikums gesperrt. Die Behörde verweist auf bauliche Mängel. Die Leitung des Bautzener Krankenhauses zeigte sich von dieser Entscheidung überrascht. Bei der Landesdirektion sprechen die Verantwortlichen unterdessen allerdings von schon früher festgestellten Problemen und Schäden.

Die Aufsichtsbehörde moniert, dass bereits seit Längerem die Heizung für die Plattform ausgefallen sei. Die Anlage verhindert, dass durch Temperaturschwankungen und eindringender Feuchtigkeit der Estrich des Hubschrauberlandeplatzes Schaden nimmt. Bereits in früheren Gutachten waren laut Landesdirektion Risse und Wölbungen vermerkt worden. Mit der milden Jahreszeit seien nun neue Schäden zutage getreten, auch bereits sanierte Risse hätten sich wieder geöffnet. „Angesichts dieser Sachlage kann eine Gefährdung des Luftverkehrs und für Dritte nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem Schreiben. Die Fachleute zogen die Notbremse und untersagten kurzerhand eine weitere Nutzung des Landeplatzes.

Der Chef der Oberlausitz Kliniken, Reiner E. Rogowski, reagiert mit breiter Verwunderung und Unverständnis auf die Schließung des Landesplatzes. Die Bautzener Klinik ist für die gesamte Region von großer Bedeutung, hier werden unter anderem Patienten mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen aus ganz Ostsachsen behandelt. Allein vor diesem Hintergrund hält der Geschäftsführer die Verfügung der Landesdirektion für unangemessen.

Sanierung kostet 1,3 Millionen Euro

Reiner E. Rogowski bestätigt zwar, dass bereits in früheren Gutachten Mängel an der vor eineinhalb Jahrzehnten errichteten Plattform festgestellt worden waren. Eine Schließung des Landeplatzes habe jedoch nicht zur Debatte gestanden. Die Unterhaltung der Plattform habe regelmäßig auch die notwendigen Reparaturen beinhaltet. „Wir haben die Risse im Estrich mit einem speziellen Harz verschlossen“, erklärt der Krankenhauschef. Und: Schon länger sei eine umfassende Erneuerung des Landeplatzes geplant. So will die Klinikleitung die Plattform künftig statt mit Estrich mit Aluminium überziehen. „Da sind wir bereits seit Monaten dran, warten aber noch immer auf ausstehende Genehmigungen“, erklärt Reiner E. Rogowski. Noch dieses Jahr sollen die Arbeiten beginnen, der neu hergerichtete Landeplatz schließlich ab Anfang 2017 in Betrieb gehen. Insgesamt wird das Vorhaben 1,3 Millionen Euro kosten.

In einer ersten Gegenmaßnahme auf die Schließung des Landeplatzes haben die Verantwortlichen der Oberlausitz Kliniken die Risse umgehend mit Kunstharz abdichten lassen. Obendrein hatte die Klinikleitung Widerspruch gegen die Verfügung eingelegt. Reiner E. Rogowski hofft, dass möglicherweise noch an diesem Freitag der Gutachter vorbeischauen wird, um den Landeplatz unter die Lupe zu nehmen. Gibt der sein O.k., könnten bereits in der nächsten Woche wieder Rettungshubschrauber am Bautzener Krankenhaus landen.

Für Notfälle keine Auswirkungen

Für die medizinische Versorgung der Patienten – auch in akuten Notfällen – habe die Verfügung der Landesdirektion laut Reiner E. Rogowski keine direkten Auswirkungen. Denn wenn es bei akuten Notfällen wirklich schnell gehen muss, dürfen Piloten nach Absprache mit den Notärzten entscheiden, ob sie dennoch in Bautzen landen, so der Geschäftsführer. Bei der möglichen Verlegung von Patienten in andere Krankenhäuser sei es zudem denkbar, dass sie mit Rettungswagen nach Litten gebracht und vom dortigen Flugplatz ausgeflogen werden. „Die meisten Patienten werden ohnehin mit dem Krankenwagen zu uns gebracht“, so Reiner E. Rogowski.

Bereits vor drei Jahren war am Bautzener Krankenhaus die Landung mit Hubschraubern für einige Wochen untersagt worden. Damals sahen Fachleute in den zu hohen Bäumen in der Grünanlage am Stadtwall eine Gefahr. Erst nach längerem Hin und Her hatten sich die Vertreter der Klinik, der Stadtverwaltung und des Stadtrats darauf geeinigt, die Kronen der betroffenen Bäume kappen zu lassen. Zugleich wurde in einem Vertrag festgehalten, dass sich künftig die Oberlausitz Kliniken um den Wuchs der Bäume kümmern werden.