Von Alexander Schneider
Dresden. Die Mordkommission hat auch am Wochenende ihre Ermittlungen im Fall des erstochenen Khaled B. fortgesetzt. Der leblose Körper des 20-jährigen Asylbewerber aus Eritrea wurde am Dienstagmorgen vor seinem Wohnhaus in Dresden-Leubnitz entdeckt. Dass der Afrikaner erstochen wurde, stellte erst ein Rechtsmediziner am folgenden Tag fest. Viele Spuren, die man hätte sichern können, waren da möglicherweise schon vernichtet. Erst am Mittwoch stockte die Polizei die Mordkommission auf 25 Beamte auf.
Bilder vom Gedenkzug für Khaled B.
Am frühen Samstagmorgen haben Kriminaltechniker in und vor dem Wohnblock unter anderem nach Blutspuren gesucht. Sie nutzten dazu die Dunkelheit, denn selbst kleinste Blutspuren erzeugen einen bläulichen Schimmer, wenn sie mit dem Luminol-Gemisch der Tatortanalysten in Kontakt kommen. Die Beamten hoffen so, mehr über den rätselhaften Tod des jungen Mannes herauszubekommen. Denn nach derzeitigem Ermittlungsstand ist der Fundort der Leiche nicht der Tatort. Ob der inzwischen bekannt ist, ist unklar.
Darüber hinaus haben die Tatort-Spezialisten unter anderem auch die Wohnung des getöteten und den Hinterhof für eine dreidimensionale Darstellung mit Lasertechnik vermessen, wie Polizeisprecher Thomas Geithner gestern bestätigte. Auch die Befragungen von Zeugen seien über das Wochenende fortgesetzt worden. Der Hintergrund des Gewaltverbrechens liegt im Dunklen. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, so Geithner.
Eines jedoch hat der Todesfall ausgelöst: Afrikanische Flüchtlinge gehen auf die Straße und berichten, dass sie immer öfter angefeindet werden. In den vergangenen Monaten haben sich das Klima spürbar verschlechtert. Ein Flüchtlingssozialarbeiter berichtete, viele Migranten schickten ihre Kinder montags – wenn Pegida demonstriert – nicht mehr zur Schule und zum Kindergarten, Muslima trügen keine Kopftücher mehr, um nicht zum Ziel von Übergriffen zu werden und dergleichen mehr.
Etwa 3 000 Dresdner demonstrierten am Sonnabend in der Innenstadt: „Im Gedenken an Khaled – das Problem heißt Rassismus“, war das Motto. Veranstalter und Unterstützer waren unter anderem der Sächsische Flüchtlingsrat, die Opferberatung RAA, das Netzwerk Asyl-Migration-Flucht und der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland. Ali Moradi, Vorsitzender des Flüchtlingsrats, sagte im Hinblick auf die Pegida-Demos: „Dresden ist in wenigen Wochen zur Provinzstadt geworden – und zum Kristallisationspunkt von Fremdenfeindlichkeit.“ Pegida habe dem Rassismus öffentlichen Raum gegeben. Auch die Dresdner Ausländerbeauftragte Petra Winkler erklärte ihr Beileid für Khaled und ihre Solidarität mit allen Flüchtlingen. Die Demonstranten fordern, die Tat schnell aufzuklären und den Täter zu bestrafen. Flüchtlinge fühlten sich nicht mehr sicher in Dresden. Vor dem Landtag übergaben sie ihre Forderungen an den Landtagsabgeordneten Albrecht Pallas (SPD), der an der Demo teilnahm.
Die Flüchtlinge aus Eritrea sind erst seit wenigen Monaten in Dresden. Sie haben erhebliche Verständigungsprobleme – sprechen sogar unterschiedliche Muttersprachen und verstehen sich untereinander nicht. Nur wenige können Englisch. Es mangele auch an Dolmetschern, kritisiert etwa der Flüchtlingsrat.