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Flotte top, Saison flop

Die Schiffe des Zweckverbands Kriebsteintalsperre sind mängelfrei. Doch die Zahl der Nutzer ist 2017 gesunken.

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© DA-Archiv/Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Kriebstein. seit über 100 Jahren verkehrt die Motorfähre (MF) „Mittweida“ auf der Talsperre Kriebstein. Sie ist das dienstälteste Schiff der Flotte, die aus fünf Booten besteht. Es wurde 1912 gebaut. „Mitte des Monats gab es eine technische Überprüfung aller Fahrzeuge durch die Schiffsuntersuchungskommission Brandenburg. Es wurden keine technischen Mängel festgestellt“, sagte Thomas Caro, Geschäftsführer des Zweckverbands Kriebsteintalsperre. Das freue ihn. Schließlich bedeute dies „die uneingeschränkte technische Zulassung für die Jahre 2018 und 2019“, erläuterte er. Ohne den unermüdlichen Einsatz der Schiffsführer sei dieses Ergebnis kaum möglich gewesen. „Sie warten und pflegen die Flotte sehr gewissenhaft. Die Zulassung ist nicht zuletzt das Ergebnis der vorbeugenden, planmäßigen Instandsetzungen unserer Schiffe“, so Thomas Caro.

Die Flotte besteht aus den Motorschiffen (MS) „Kriebstein“ und „Hainichen“ sowie den Motorfähren „Lauenhain“, „Höfchen“ und „Mittweida“. Solch ein Motorschiff besitze zwei Motoren. „In deren Umrüstung haben wir 138 000 Euro investiert“, so Caro. Die Fähren würden bereits seit geraumer Zeit über moderne Antriebe verfügen.

Straßensperrung hält Gäste fern

Dass die Schiffe intakt sind und keine größeren Reparaturen anstehen, sei positiv. Große Sprünge kann der Verband nämlich nicht machen. Denn die diesjährige Saison an und auf der Talsperre sei hinter den Erwartungen des Zweckverbandes geblieben. „Wir haben gewusst, dass es schwierig wird. Aber der Bau der Kriebsteiner Straße unter Vollsperrung und das extrem wechselhafte Wetter haben sich negativ ausgewirkt. Wir werden das Vorjahresergebnis nicht erreichen“, sagte Thomas Caro auf DA-Nachfrage. Zahlen kann er noch nicht nennen. „Wir haben im nichtöffentlichen Teil der Verbandsversammlung Mitte des Monats darüber gesprochen. Es stehen noch Abrechnungen aus. Aber die Tendenz ist klar“, sagte er. 2016 schrieb der Verband schwarze Zahlen, machte Stand Ende Oktober 2016 einen Umsatz von 920 000 Euro. 2015 waren es 868 000 Euro. Zu dem Umsatzplus hatten steigende Erlöse der Fahrgastschifffahrt sowie der Seebühne beigetragen.

Mitglieder des Zweckverbandes sind die Gemeinde Kriebstein, die Stadt Mittweida sowie der Landkreis Mittelsachsen. Trotz der angespannten Situation haben sie kürzlich beschlossen, in den Ausbau des touristischen Angebots rund um die Seebühne zu investieren. Die Sanitäranlagen werden vergrößert, ein Sonnensegel sowie zusätzliche Sitzplätze sind vorgesehen. Dafür werden bis 2020 mehr als 2,5 Millionen Euro ausgegeben. 85 Prozent der Kosten könnten mit Fördergeld über das Programm der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) gedeckt werden.

Parallel wurden von den Gemeinden Kriebstein und Rossau sowie der Stadt Mittweida das gemeinsame Programm „Kleine Städte und Gemeinden“ (KSP) aufgelegt. Das sichert für Einzelmaßnahmen Förderquoten von zwei Drittel der Summe zu. „Das einzige, was nicht förderfähig ist, ist das Herzstück des Tourismus’ an der Talsperre: die Schiffe“, sagte kürzlich der Verbandsvorsitzende Ralf Schreiber (CDU), Oberbürgermeister der Stadt Mittweida. Das ärgere ihn etwas.

Freistaat fördert Fahrgastschifffahrt

Der Freistaat Sachsen hatte zwar in diesem Jahr erstmals eine Förderrichtlinie für die Fahrgastschifffahrt aufgelegt. Im Rahmen des aktuellen Doppelhaushaltes stehen jährlich allerdings nur Mittel in Höhe von 500 000 Euro bereit. Gemessen an der Zahl der touristischen Verbände, die darum konkurrieren, sei dies aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Die Talsperre Pöhl hat kürzlich einen Zuwendungsbescheid bekommen. Wir hatten zwar grundsätzlichen Bedarf, jedoch keine konkreten Einzelmaßnahmen angemeldet“, sagte Thomas Caro auf DA-Nachfrage.

Anschaffungen in Größenordnungen seien aktuell über dieses Programm ohnehin nicht möglich, „weil zunächst nur Einzelmaßnahmen bis 200 000 Euro gefördert werden“, so Caro. Ein komplett neues Fahrgastlinienschiff, das Platz für etwa 120 Passagiere bietet, koste zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro, rechnete er vor.