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Feuerwehr-Prämie sorgt für Gesprächsstoff

Die Stadt Radeberg zahlt ihren Kameraden eine Pauschale. Ist das auch ein Modell für andere Feuerwehren?

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© dpa

Von Jörg Richter

Es ist keine Schnapsidee aus der Bierstadt. Radeberg zahlt tatsächlich seit April seinen freiwilligen Feuerwehrleuten eine Pauschale. Die monatlich 30 Euro pro aktivem Mitglied sollen sowohl Dankeschön als auch Anreiz sein, in die Feuerwehr einzutreten. „Wir schreiben damit von Radeberg aus Geschichte“, sagt Frank Höhme, der Chef der Radeberger Feuerwehr. Denn so eine pauschale Entschädigung für ehrenamtliche Feuerwehrleute sucht seinesgleichen in Sachsen und wahrscheinlich auch in ganz Deutschland. Rund 70 000 Euro lässt sich das schuldenfreie Radeberg diese Unterstützung kosten. Nachbarstädte wie Bautzen und Kamenz denken darüber nach, dem Radeberger Beispiel zu folgen. Doch wie sieht es damit in der Region aus?

Die Priestewitzer Bürgermeisterin Manuela Gajewi zeigt Verständnis dafür, dass das Ehrenamt der Kameraden besser gewürdigt werden sollte. „So eine Monatspauschale wiegt bei Weitem nicht auf, was die Feuerwehrleute leisten“, sagt sie. Doch auch wenn Priestewitz seit ein paar Jahren schuldenfrei ist, kann sich die Gemeinde eine Feuerwehr-Pauschale wie in Radeberg nicht leisten. Für die insgesamt 127 aktiven Kameraden müssten dann jährlich knapp 46 000 Euro gestemmt werden. „Für uns ist es erst einmal wichtig, unsere Feuerwehren ordentlich auszurüsten, damit sie sicher in den Einsatz fahren und wieder zurückkommen können“, so Manuela Gajewi. Schwerpunkt bilde dabei die Technik. Noch immer stehen zwei B 1000 im Dienste Priestewitzer Feuerwehren.

Schönfelds Bürgermeister Hans-Joachim Weigel steht einer Feuerwehr-Pauschale prinzipiell nicht ablehnend gegenüber. „Aber sie muss finanzierbar sein“, fügt er hinzu. Auch Weigel argumentiert wie seine Priestewitzer Amtskollegin, dass die Ausrüstung der Kameraden Vorrang hat. Zudem hat der Ersatz des Linzer W 50 durch ein modernes Fahrzeug zurzeit oberste Priorität. Ein entsprechender Fördermittelantrag wird gerade in Zusammenarbeit mit der Kreisbrandmeisterei in Großenhain vorbereitet. „Wir können aber nicht alles in die Feuerwehr stecken“, sagt Weigel. „Wir haben auch andere Pflichtaufgaben, in die wir investieren müssen.“

Immerhin zahlt Schönfeld seinen Feuerwehrleuten ein Einsatzgeld. Pro Stunde erhält jeder Kamerad, der mit im Einsatz war, fünf Euro. Mit diesem Einsatzgeld sollen die Feuerwehrleute belohnt werden, die sich aufopfern und jederzeit zur Stelle sind, wenn die Sirene oder der Piepser ertönen. Vorwiegend im Altkreis Großenhain ist das Einsatzgeld schon seit Langem gängige Praxis, in vielen anderen Gemeinden des Landkreises Meißen allerdings nicht.

Auch in der Gemeinde Thiendorf wird ein Einsatzgeld gezahlt. Das findet der hiesige Ortswehrleiter Jörg Noack auch gerechter als die Radeberger Monatspauschale. „Wer den Einsatz mitgemacht hat, soll auch Geld kriegen“, sagt er.

Thiendorf zahlt 7,50 Euro pro Stunde, aber nur bei technischen Hilfeleistungen, wie zum Beispiel bei Unfällen. Dafür erhält die Gemeinde vom Unfallverursacher Geld und gibt die eingeforderten Personalkosten an die Kameraden weiter. Bei Bränden und anderen Rettungseinsätzen (z. B. Naturkatastrophen), die nicht in Rechnung gestellt werden, gibt es nichts. Noack findet das in Ordnung. „Schließlich bin ich nicht in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten, um Geld zu verdienen“, sagt er. „Ich bin der Meinung, das sollte im Rahmen bleiben.“