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Al-Bakr: Familie kündigt Anzeige an

Müssen sich Leipziger Justizbedienstete nach dem Suizid des Terrorverdächtigen Al-Bakr Fahrlässigkeit vorwerfen lassen? Die Familie des Toten besteht wohl auf einer genauen Untersuchung.

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© dpa

Leipzig/Dresden/Hamburg. Die Familie des toten Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr will nach Medienberichten gegen Beamte der sächsischen Justiz Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung erstatten. Dies habe der deutsche Anwalt der Familie am Freitag bestätigt, berichteten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR. Der mutmaßliche Terrorist hatte sich in der vergangenen Woche in seiner Zelle in der Untersuchungshaft in Leipzig erhängt. Hinterher hatte es Kritik an den Bediensteten der Justizvollzugsanstalt Leipzig gegeben.

Man müsse prüfen, ob die Behörden fahrlässig handelten, als sie Al-Bakr in einem gewöhnlichen Haftraum allein ließen und nur alle 30 Minuten nachsahen, obwohl der Inhaftierte bereits die Lampe in seinem Haftraum zerstört und an den Steckdosen manipuliert hatte, sagte der Leipziger Anwalt der Familie, Alexander Hübner, der Zeitung und den beiden Sendern.

Die Grünen forderten indes deutlich mehr Justizvollzugsbedienstete in sächsischen Gefängnissen. Bei den laufenden Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2017/2018 werde ihre Fraktion die Einstellung von zusätzlich 100 Beamten pro Jahr beantragen, sagte die rechtspolitische Sprecherin der Dresdner Landtagsfraktion, Katja Meier. „Allein um die starken Altersabgänge in den nächsten 15 Jahren auszugleichen, müssen wir jährlich 51 Bedienstete zusätzlich in den Justizvollzug einstellen.“ Ein „Weiter so“ dürfe es nach dem Tod Al-Bakrs nicht geben.

Nach Informationen des „Spiegel“ hat Al-Bakr schon Wochen vor der Festnahme und seinem späteren Suizid in Leipzig mit Sprengstoff experimentiert. Wie das Magazin berichtet, weisen darauf Spuren hin, die der 22-jährige Syrer Ende August in einem Apartmenthotel der Messestadt hinterlassen habe. Demnach wurde die Einrichtung durch das Hantieren mit Chemikalien stark beschädigt. Fotos aus der Küche zeigten Rußspuren, braune Flecken wie von Flammen an der Abzugshaube und Spuren am Spülbecken wie von Säureschäden, heißt es in dem Bericht. Der Hotelbesitzer habe nach Al-Bakrs Verschwinden Anzeige erstattet. Allerdings habe die Polizei den Vorfall lediglich als Sachbeschädigung eingestuft. (dpa)