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Falscher Amigo-Vorwurf

Die Meißner CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge wirft dem Bunten Meißen Vetternwirtschaft vor. Schnell muss sie zurückrudern.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Am Montag ist Meißens CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge unter die Detektive gegangen. Die 42-Jährige ist sich sicher, dass sie gerade einen Skandal aufgedeckt hat. So schreibt sie gegen 10.40 Uhr auf Facebook: „Macht mich sehr nachdenklich: Da gibt es Menschen, die null Toleranz zeigen bei anderen Meinungen und im Prinzip Sachsen doof finden, aber trotzdem hier leben. Sie schimpfen über den angeblichen CDU Filz ... Durch die vielen Flüchtlinge hat aber genau einer dieser Menschen einen Job bekommen und betreut ein Integrationsprojekt. Und was macht er? Stellt seine Lebensgefährtin ein ...“

Obwohl Kuge zunächst keine Namen nennt, stellt sich im Laufe der Diskussion schnell heraus, dass nur der Geschäftsstellenleiter des Bunten Meißen Sören Skalicks sowie Vereins-Mitarbeiterin Ellen Scharmentke gemeint sein können.

Blöd nur, dass die in Wirklichkeit gar kein Paar sind. Gegenüber der SZ stellt Skalicks klar: „Ich habe keine Lebensgefährtin, sondern bin verheiratet und meine Frau arbeitet als freischaffende Tagesmutter bei der Gemeinde Käbschütztal.“ Bleibt noch die Frage, was denn nun mit Ellen Scharmentke ist, die tatsächlich für das Bunte Meißen arbeitet. „Ellen Scharmentke wohnt in meinem Haus als Mieterin. Sie ist studierte Gärtnerin und hat den Job ganz normal nach einer Bewerbung bekommen.“ Im Übrigen stelle er auch niemanden ein, sondern der Vorstand. Wie das bei Vereinen so üblich sei.

An diesen Fakten kommt dann auch Kuge nicht vorbei, so dass sie zwei Stunden später eine Korrektur posten muss: „Richtigstellung zu meinem letzten Post: die beiden angesprochenen Personen wohnen lediglich im selben Haus. Sie sind weder verwandt noch verschwägert noch haben Sie eine Beziehung. Ich bitte die Betroffenen um Entschuldigung! Somit ist es auch kein Problem, wenn die eine bei dem anderen zusammenarbeiten“, sagt Kuge, die aber trotzdem der Meinung ist, dass die Sache durch das Wohnen im selben Haus „ein komisches Geschmäckle“ habe.

Kein Verständnis für derartige Spekulationen hat Pfarrer Bernd Oehler, der dem Vorstand des Bunten Meißen angehört. Mit deutlichen Worten schreibt er: „Im Bunten Meißen – Bündnis Zivilcourage gibt es keine Anstellung von Verwandten. Die Unterstellungen sind falsch und obendrein schlecht recherchiert. Das ist nicht die klare Sprachkultur, die wir Luther verdanken. Schade. Ich versuche es aber weiter mit klaren Worten. So möchte ich das Reformationsfest begehen.“ Von Anfang an den richtigen Riecher hat der Vorsitzende des Meißner Kulturvereins Walter Hannot, der schon zeitig warnt: „Dann hoffen wir mal, dass dieser Post von Daniela Kuge nicht mal wieder im Löschen oder Sperren endet.“

Neben der Kritik an der Abgeordneten gibt es auch Zustimmung, die einige Diskutanten auch nicht zurücknehmen, als sich ihre Aussagen als falsch herausstellen. Verständnisvoll schreibt Ex-CDU-Stadtrat Thomas Tallacker: „Irren ist menschlich und da wir alle wissen, wie das Geld für angebliche Flüchtlinge sinnlos verbrannt wird, wird die Frage wohl erlaubt sein.“

Kurz vor 14 Uhr zieht Kuge dann die Notbremse: der Post ist gelöscht, die Seite nicht mehr erreichbar. Dass die Abgeordnete auf Facebook nicht den richtigen Ton trifft, ist kein Einzelfall. Bereits im Januar postet sie ein Foto von sich mit einem Waschbärenfell um den Hals und dem Satz: „Waschbär erlegt und trägt sich klasse.“ (SZ berichtete). In der Folge entsteht ein Shitstorm, der anprangert, dass für den Pelz Tiere sterben müssten.