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Elbfähren droht der Stopp

Es ist kaum noch Wasser unterm Kiel. Die „Bosel“ liegt in Meißen schon fest. Dresden hofft fürs Elbhangfest auf problemlosen Fährbetrieb.

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© SZ/Sven Görner

Coswig. Die Hungersteine sonnen sich schon lange und zeigen an, wie niedrig der Elbepegel ist. Von Tschechien scheint keine Welle aus den Staustufen in Sicht. Anhalten würde die ohnehin nur einen halben Tag. Magere 68 Zentimeter betrug Dienstagnachmittag der Elbepegel, gemessen in Dresden.

Nach dem Dresdner Wasserstand orientieren sich auch die Betreiber der hiesigen Fähren und Fahrgastschiffe wie in Coswig-Kötitz und in Niederlommatzsch, Diesbar-Seußlitz. Beide Elbquerungen sind bei dem niedrigen Wasserstand gefährdet.

„Wir können es nicht riskieren, aufzulaufen“, sagt Herms Gruber. Er ist bei der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) zuständig für den Betrieb der Elbefähren im Kreis Meißen. Gruber: „Bis maximal 60 Zentimeter, Pegelstand Dresden, können wir noch mit der Kötitz nach Gauernitz fahren. Ab dann müssen wir sie anbinden.“

Da kaum Regen in Sicht ist, rechnet der VGM-Mann damit, dass dieser Zustand am Donnerstag oder Freitag eintreten könnte. Keine guten Aussichten für Touristen und Arbeitspendler. Auch einige Schüler sind mit den Elbschiffen unterwegs und müssen vor allem in Diesbar Seußlitz einen weiten Umweg auf sich nehmen. Von Kötitz ist es etwas einfacher, mit der neuen Elbbrücke am Stadtrand von Radebeul hinüber nach Niederwartha zu gelangen.

Der drastisch abgesunkene Elbepegel hat allerdings ein erstes Opfer bereits gefunden. Die Besatzung um Steuermann Steffen Zeuner auf der Bosel musste ihr Schiff bereits vertäuen. Herms Gruber: „Die Bosel kann nur bis höchstens 70 Zentimeter fahren.“ Eigentlich sollte das gerade mit repariertem Motor versehene Ausflugsschiff am heutigen Mittwoch eine gebuchte Fahrt von Meißen nach Gauernitz bewältigen. Doch die musste abgesagt werden. An der Roten Presse gibt es sogar Niedrigwasserstellen, an denen jetzt um die 20 Zentimeter gemessen werden.

Im benachbarten Dresden sind die Fährschiffer der Dresdner Verkehrsbetriebe noch hoffnungsvoll. 65 Zentimeter prognostiziert die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung für die kommenden Tage. Weniger war es in diesem Jahr noch nie.

Die DVB nehmen die Niedrigwasser-Herausforderung an. Robert Roch, Leiter der Abteilung, zu der auch die Fähren gehören, ist optimistisch. „Ja klar“, antwortet er auf die Frage, ob der volle Fährbetrieb zum Elbhangfest am Wochenende stattfindet. „Wir sind Mobilitätsdienstleister.“ Und das lange Festgebiet, das von Loschwitz bis Pillnitz reicht, sei schlecht zu erreichen, weil kein Bus fahren kann. Also muss der Fährverkehr funktionieren. Auch beim jetzt prognostizierten niedrigen Wasserstand.

Die in Laubegast gebauten Fähren Caroline, Johanna und Elbflorenz haben voll beladen maximal 70 Zentimeter Tiefgang, die Autofähre sogar nur 66 Zentimeter. Außerdem haben die Fähren eigene, ausgebaggerte Querfahrrinnen. Roch geht deshalb davon aus, dass alle Fährboote problemlos übersetzen können. Sollte es dennoch knapp werden unterm Kiel, entscheiden die Schiffsführer, wie viele Personen sie mitnehmen. Nur die Autofähre könnte Probleme bekommen. Denn der Jetantrieb, bei dem Wasser angesaugt und wieder ausgestoßen wird, könnte auch Dreck ansaugen und verstopfen. Während des Elbhangfestes gab es solche Probleme aber noch nie.

Dass der Pegel der Elbe in Dresden binnen drei Tagen bis zu 20 Zentimeter fällt, glaubt Roch nicht. Steht er beim Elbhangfest aber wirklich bei 50 Zentimetern oder gar noch weniger, wird es auch für die Boote der DVB eng. „In Johannstadt haben wir 2015 bei einem Pegel von 50 Zentimetern den Betrieb eingestellt“, sagt Roch.

Alle Schlösserfahrten während des Elbhangfestes finden statt, sagt Robert Rausch, der Sprecher der Sächsischen Dampfschifffahrt. Es sei denn, der Pegel fällt auf 65 Zentimeter oder sinkt gar noch weiter. Dann fahren wahrscheinlich nur noch die Leipzig und die Diesbar.