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Exklusive WG auf der Friedensburg

Koch Gerd Kastenmeier möchte sich dort einmieten. Ein anderer Promi verlässt dafür die Edel-Immobilie in Radebeul.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Radebeul. Ich stehe gerade in der Küche“, sagt Oliver Kreider am Telefon. „Einen kleinen Moment bitte.“ Geht der neuste Plan des Multimillionärs auf, und davon ist er fest überzeugt, wird er dort bald fachkundige prominente Unterstützung bekommen. Zumindest, wenn er sich in seiner Luxusimmobilie auf den Radebeuler Weinbergen aufhält. Denn der selbstständige Kaufmann, der in über 50 Firmen mitmischt, plant einen Umbau des Anwesens, das er vor zwei Jahren für zwei Millionen Euro ersteigert hatte.

In das riesige Schaufenster, wie es Friedensburg-Besitzer Oliver Kreider nennt, soll eine 150 Quadratmeter große Wohnküche eingebaut werden.
In das riesige Schaufenster, wie es Friedensburg-Besitzer Oliver Kreider nennt, soll eine 150 Quadratmeter große Wohnküche eingebaut werden. © Arvid Müller
In der geplanten Wohnküche kann Gourmet-Koch Gerd Kastenmeier privat kochen, wenn er in die Luxusvilla als Mieter eingezogen ist. Sein Fischrestaurant im Kurländer Palais in Dresden wird er daher weiter betreiben. Noch in diesem Jahr soll zudem Kastenmeie
In der geplanten Wohnküche kann Gourmet-Koch Gerd Kastenmeier privat kochen, wenn er in die Luxusvilla als Mieter eingezogen ist. Sein Fischrestaurant im Kurländer Palais in Dresden wird er daher weiter betreiben. Noch in diesem Jahr soll zudem Kastenmeie © Ronald Bonß

Allerdings nicht für eine gastronomische Nutzung, wie sie die Stadt Radebeul bereits vom Vorbesitzer der Friedensburg gefordert hatte und weswegen sie sich mit Oliver Kreider noch immer vor Gericht streitet. Der Hausherr will sich vielmehr einen Mieter in die über dem Elbtal thronende Villa mit Türmchen und zinnenbekrönten Mauern holen. Denn 850 Quadratmeter Wohnfläche seien für ihn allein etwas viel. „Ich will dort nicht alleine wohnen, sondern mit einem guten Freund.“ Darum werde er Gerd mit ins Haus nehmen, ergänzt Oliver Kreider noch. Gemeint ist damit Gerd Kastenmeier. Bekannter und gefragter Dresdner Gourmet-Koch, der das Fischrestaurant im Kurländer Palais betreibt. Dort, so Kastenmeier, habe er den Friedensburg-Besitzer auch kennengelernt, der seitdem zu den Stammgästen zählt.

„Wir sind seit Jahren eng befreundet, fahren auch zusammen in den Urlaub“, sagt Kreider. Da blieb es nicht aus, dass beide darüber redeten, dass der Gastronom in den nächsten Jahren eine neue Wohnung braucht. „Ich wohne derzeit in einem Penthouse, das der Eigentümer in zweieinhalb Jahren wahrscheinlich aber selbst wieder braucht“, erklärt Gerd Kastenmeier. Und so sei die Idee für die exklusive WG in der Friedensburg entstanden.

Den Umbau lässt der Eigentümer bereits von einem Stararchitekten planen. Kostenintensiv, wie er sagt, und rechnet sicherheitshalber schon mal mit 1,5 Millionen Euro. Kastenmeiers Wohnung soll zwischen 250 bis 300 Quadratmeter groß werden. Beide Wohnungen bekommen separate Eingängen und auch kleine Küchen.

Gemeinsamer Mittelpunkt soll aber eine riesige Wohnküche von 150 Quadratmetern werden. Dort werden Kräuter und sogar Bananenbäumchen wachsen. Und die beiden Freunde können dort gemeinsam essen, trinken und reden. „Wie in einer Art WG“, sagt Gerd Kastenmeier noch. Wobei den Part des Kochens sicher der Profi übernehmen wird.

Wie schon bei Kreiders Sommerfest im vergangenen Jahr, das für einigen Wirbel gesorgt hatte, weil es bei rund 100 Gästen und einer Liveband auf der Friedensburg lauter als gewöhnlich zuging. Was, wie Kreider sagt, aber zumindest im Sommer zur Regel werden könnte, wenn es dort, so wie es die Stadt will, eine Gaststätte gebe und an Wochenenden Hochzeiten gefeiert werden würden. Feuerwerk inklusive, auf das der Friedensburg-Besitzer bei seinem Fest verzichtet hatte.

Dieses Szenario wird es allerdings nicht geben, da er keine Gastronomie in der Friedensburg betreiben werde, sagt Oliver Kreider. Wenn die Stadt das wolle, solle sie das doch selbst machen. „Niemand kann mich zwingen, ein wirtschaftliches Risiko einzugehen.“ Doch genau das scheint das Betreiben einer Gaststätte in der Friedensburg zu sein. Das hat zumindest ein vom Oberverwaltungsgericht beauftragter Gutachter der Dehoga festgestellt. Der war zu dem Schluss gekommen, dass weder 60 noch 75 Plätze für einen wirtschaftlichen Betrieb reichen würden.

Wie Radebeuls OB Bert Wendsche sagt, sei die Stadt von diesem Gutachten überrascht gewesen und habe dazu Stellung genommen. „Das Gericht hat daraufhin den Gutachter zu Nacharbeiten aufgefordert.“ Bisher gebe es weder ein ergänztes Gutachten noch einen neuen Termin bei Gericht, so der OB. Bis zu einer endgültigen Entscheidung wird es vorerst bei den Planungen für die Friedensburg-WG bleiben. „Gebaut wird erst, wenn wir die Genehmigung haben“, so der Burgherr und bisher einzige Bewohner.

Ein anderer Nutzer des Hauses hält sich indes nur noch gelegentlich auf der Friedensburg auf. Max Strauß, ältester Sohn des einstigen bayerischen Übervaters Franz Josef Strauß. Der hatte sich im vergangenen Jahr von seinem Büro in der Edelimmobilie aus um Software und Vertrieb von Kreiders Firma NC Logics AG gekümmert. „Inzwischen haben wir den IT-Bereich nach München verlegt, wo jetzt auch Herr Strauß meist arbeitet. Das Büro in Radebeul gibt es aber weiter.“ Im Oktober sollen nun die ersten der neuartigen Diagnosegeräte an Kliniken ausgeliefert werden.