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Es wird eng in den Hörsälen

Studieren in Sachsen boomt weiter. Mancherorts übersteigt die Nachfrage das Angebot. Es gibt aber auch Studenten, die abspringen. Nicht nur, weil sie sich an mehreren Orten beworben haben.

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© dpa

Von Simona Block

Dresden. Sachsens Hochschulen haben weiter Konjunktur. Auch zum Wintersemester 2015/2016 übersteigt die Nachfrage von Studierwilligen meist das Angebot. Mancherorts betrug die Zahl der Bewerber ein Vielfaches der zulassungsbeschränkten Studienplätze, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. „Aber es bewerben sich viele für verschiedene Studiengänge und an mehreren Hochschulen“, sagte eine Sprecherin der TU Dresden. Dort kamen sieben Interessenten auf einen Platz. Auch die Universitäten Leipzig, Chemnitz und Freiberg sowie die Fachhochschulen sind gefragt. Es gibt aber auch zugelassene Bewerber, die ihr Studium nicht antreten, weil sie ein ausländerfeindliches Klima abschreckt. Flüchtlinge sind an Hochschulen indes eher in Sporthallen präsent.

Die Universität Leipzig liegt mit rund 44 000 Bewerbern unter ihrem Rekordergebnis von 48 000 im letzten Jahr. An der TU Dresden haben sich fast 24 000 Interessenten für die knapp 3200 NC-Studienplätze beworben. Bis Mitte September gingen fast 37 400 Anträge auf Studienplätze ein und damit weniger als im Vorjahr. Die TU Chemnitz dagegen erwartet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr, aktuell liegt der Zuwachs bei sechs Prozent. „Im Bereich der NC-Fächer ist das Verhältnis 1:7“, sagte ein Sprecher. Dort hat auch die Zahl der Interessenten aus dem Ausland zugenommen.

Die Hochschule Mittweida verzeichnet ebenfalls einen leichten Anstieg bei den Erstsemestern auf 2 421. Die meisten kommen aus dem Westen, aus dem Ausland sind es weniger als im Vorjahr. Zwei Bewerber auf jeweils einen Studienplatz sind es an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, wo rund 1 300 Studienanfänger erwartet werden. Dort ist inzwischen jeder Fünfte aus dem Westen, die Zahl der Ausländer hat sich seit 2005 auf 14 Prozent fast verdreifacht. Auch die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig ist nachgefragt und wird nach Angaben eines Sprechers ihre Kapazitäten auslasten können.

Bei etwa vier Bewerbern pro Platz lag die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden, auch an der Hochschule Zittau/Görlitz ist das Verhältnis unverändert so. In Dresden haben sich knapp 1500 Erstsemester angemeldet, in Zittau wird mit rund 800 gerechnet. „Das Interesse ist in etwa gleichgeblieben“, sagte eine Sprecherin. Maschinenbau, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie, BWL, Forensik, Gesundheits- und Pflegemanagement, Biomedizinische Technik, Agrarwirtschaft und Umweltmonitorin stehen hoch im Kurs. Angewandte Mathematik, Drucktechnik, Vermessung, Kartografie oder Museologie sind weniger begehrt.

Die Kunsthochschulen erwarten keine Änderungen zum Vorjahr - mit einer Ausnahme. „Es gibt eine gewisse allgemeine Verhaltenheit, ob die Stadt ein gutes Pflaster zum Studieren ist“, sagte Andrea Weippert von der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK). Dort haben sich knapp 350 Kandidaten beworben, von denen 104 zugelassen wurden. „Wir werden aber weniger immatrikulieren.“ Es gebe Signale, dass einige der Zugelassenen aus dem Ausland und aus Deutschland wegen ausländerfeindlicher Stimmung in Dresden nicht anfangen wollen.

Dabei sind die Hochschulen selbst auch Domizil für Flüchtlinge. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums werden derzeit acht Sporthallen als Unterkünfte genutzt. Die Sportwissenschaftler in Leipzig sind deshalb auch in einer Gymnasium-Turnhalle aktiv, die TU Dresden sucht und mietet Alternativen für den Unisport, in Chemnitz, Freiberg und Mittweida fällt er aus, anderswo ist er eingeschränkt. Ministerin Eva-Maria Stange (SPD) dankte für Verständnis und Hilfsbereitschaft zur Integration der Flüchtlinge und versicherte: „Das Wintersemester wird an allen sächsischen Hochschulen geordnet beginnen.“ (dpa)