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Es kaspert in Hohnstein

Mit seinem „Tri-tra-trallala“ werden die meisten Kinder groß. An der Wiege des Kaspers in Hohnstein wird der berühmte Holzkopf verehrt wie nirgendwo sonst. Ganz ungetrübt ist die Freude allerdings nicht.

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© dpa

Hohnstein. Er gehört zum Inventar vieler Kinderzimmer überall auf der Welt: der Hohnsteiner Kasper. Die in den 1920er-Jahren geschaffene Puppe wurde schnell zu einem Star und gewann 1937 eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung. Dem Ruhm wird vom 9. bis 11. August dieses Jahres an der Wiege der Holzfigur in Hohnstein (Sächsische Schweiz) ein internationales Kasperfestival gerecht. Dafür haben sich Puppenspieler aus Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien angemeldet, wie der Veranstalter am Montag mitteilte. Auch Kollegen aus Deutschland wollen bei der Kasperiade die Puppen tanzen lassen.

Bei aller Vorfreude auf das Festival haben die Hohnsteiner aber auch Zukunftssorgen. Mit dem 87 Jahre alten Wolfgang Berger gibt es nur noch einen Puppenschnitzer im Ort. „Wir hoffen, dass er mindestens 95 Jahre alt wird und noch viele Puppen herstellen kann. Einen Nachfolger gibt es leider noch nicht“, sagte der Programmchef des Puppenspielhauses, Chester Mueller. Berger arbeitet in einem Familienbetrieb und liefert viele seiner Figuren ins Ausland. Seine Tochter bemalt die Puppen, sein Sohn vertreibt sie. Im Angebot ist nicht nur der Kasper. Auch Großmutter, Gretel, der Prinz oder der Teufel sind zu haben. Die Puppenköpfe entstehen nach Originalen aus den 1920er-Jahren.

Nach Darstellung von Mueller soll das Kasperfestival keine Eintagsfliege bleiben. Wenn die Premiere klappt, hat Hohnstein gleich zwei Festivals, bei denen Puppen die Hauptrolle spielen. Bereits seit 1985 gibt es das Hohnsteiner Puppenspielfest. Im März dieses Jahres war das für 260.000 Euro sanierte historische Puppenspielhaus eröffnet worden. In dem Saal finden 100 Zuschauer Platz. Den Großteil des Geldes steuerte die EU bei. Auf einer Festveranstaltung soll am 10. August an den „Vater“ der Hohnsteiner Puppenspieler - Max Jacob - erinnert werden. (dpa)