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Erstmals Wolf bei Oschatz gesichtet

An der B 6 entstand ein Foto mit dem Tier. In der Gohrischheide fehlt es derweil an Hinweisen über das neue Rudel.

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© Julian Stratenschulte/dpa

Von Antje Steglich

Oschatz/Zeithain. Die Wölfe zieht es immer weiter Richtung Westen. Erstmals wurde jetzt der Nachweis eines Wolfes im Landkreis Nordsachsen erbracht, sagte Helene Möslinger vom Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz. So konnten bei einer Sichtung am 6. Dezember an der B 6 bei Oschatz Fotos des Tieres gemacht werden. Die Bewertung des Bildes sei nun abgeschlossen – „dies ist der erste Nachweis eines Wolfes im Bereich des Wermsdorfer Forstes südlich der Dahlener Heide“, so das Fazit der Wolfsexpertin.

Aus diesem Bereich gingen im Laufe der letzten Monate zwar bereits vereinzelte Hinweise beim Wolfsmanagement ein. So haben Anwohner von Sichtungen berichtet, es gab Losungsfunde, ein Video und auch Fotos von Wildkameras. Die Hinweise waren jedoch nicht eindeutig und die Bilder zu unscharf für einen eindeutigen Beleg. Bis jetzt.

Ob der Wolf nun aber in der Region tatsächlich sesshaft wird oder nur auf der Durchreise zu einem neuen Revier war, das kann Helene Möslinger noch nicht sagen. Sie hofft, dass das im laufenden Monitoring geklärt wird.

Welpen bleiben höchstens drei Jahre

Auch in Bezug auf das neue Rudel in der nur wenige Kilometer entfernten Gohrischheide hoffen die Wolfsexperten auf neue Erkenntnisse. Zwar gab es Anfang des Jahres eindeutige Aufnahmen von einer Fähe und Welpen. Ob es aber auch in diesem Jahr Nachwuchs gegeben hat, ist unklar. Auch weiß man nicht, ob die Welpen des Vorjahres eventuell schon weitergezogen sind. Denn die Welpen bleiben grundsätzlich nicht im elterlichen Revier. „Es entspricht einfach nicht der Biologie des Wolfes“, so Helene Möslinger.

Stattdessen ziehen die geschlechtsreifen Jungtiere mit ein bis zwei, spätestens mit drei Jahren los, um sich ein neues Revier zu suchen. Manchmal legen sie dabei mehrere Hundert Kilometer zurück. „Es ist davon auszugehen, dass die Jungtiere aus der Gohrischheide weiter nach Westen wandern“, ist sich die Wolfsexpertin sicher. Meist entscheide dann das Nahrungsangebot, wo sich die jungen Wölfe niederlassen. Und ob es dort bereits Konkurrenz gibt. Denn Wölfe brauchen viel Platz. Ein Territorium, das die Tiere markieren und verteidigen, sei in der Regel zwischen 100 und 300 Quadratmeter groß. Die Gohrischheide sei deshalb auch nur ein Teil des Wolfsreviers. „Ein weiterer Jungwolf würde sich hier nicht niederlassen. In dem Gebiet werden es auch künftig nicht mehr Wölfe“, so Helene Möslinger.

Wie viel Schäden die etablierte Wolfsfamilie bereits angerichtet hat, auch darüber herrscht keine Klarheit. Das Kontaktbüro hat in diesem Jahr zwei Fälle gemeldet, bei denen der Wolf als Täter zumindest „nicht auszuschließen“ ist. So wurde am 19. Juli in Gröditz ein Schaf gerissen, obwohl es durch Zäune geschützt war. Einen knappen Monat später, am 13. August, wurden zudem zehn Schafe einer Herde mitten in der Gohrischheide gerissen. In beiden Fällen war die Stellungnahme des Landkreises zu den Vorfällen jedoch nicht eindeutig, sagte Helene Möslinger. Insgesamt wurden 2016 in Sachsen bisher 68 Fälle an Übergriffen auf Nutztiere oder Gatterwild gemeldet. In 41 Fällen war der Wolf als Verursacher wahrscheinlich oder nicht auszuschließen, mehr als 200 Tiere wurden dabei getötet.

Aktuell gibt es im Freistaat 19 bestätigte Wolfsterritorien. Das Rudel in der Gohrischheide und jenes im Raschützwald bei Lampertswalde haben sich 2015 etabliert. Zuletzt wurden die Tiere zudem nicht nur bei Oschatz nachgewiesen, sondern auch bei Hohnstein in der Sächsischen Schweiz und auf tschechischer Seite südlich von Königswalde.

Hinweise aus der Bevölkerung zum Beispiel zu Sichtungen von Wölfen und auch Welpen liefern wichtige Informationen für das Monitoring, heißt es vom Kontaktbüro. Sie können an das Landratsamt, an das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz unter der Telefonnummer 035772 46762 und [email protected] oder an das Lupus Institut für Wolfsmonitoring Deutschland unter der Telefonnummer 035727 57762 und [email protected] gemeldet werden.