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Erster Tesla dockt am Pirnaer Kirchplatz an

Die umstrittene Stromtankstelle gegenüber dem Kirchenportal ist jetzt offiziell in Betrieb. Bald soll es weitere Ladestationen geben.

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© Daniel Förster

Von Christian Eissner

Pirna. Die Wogen schlugen hoch, als Handwerker Mitte November zwei chromglänzende Apparaturen an die Kirchplatz-Fassade des Hotels Pirn’scher Hof schraubten. Direkt gegenüber dem Hauptportal von Pirnas ehrwürdiger Stadtkirche St. Marien können seither Elektro-Autos geladen werden. In der Fußgängerzone. Inzwischen ist die Kritik an dem Standort leiser geworden, wohl auch, weil die beiden Ladestationen noch von keinem einzigen E-Fahrzeug angesteuert wurden. Zumindest bis zum Dienstag. Da nämlich parkte der erste Tesla vor der Stromzapfsäule. Die dunkelblaue Limousine mit Kennzeichen aus dem rheinländischen Mettmann gehört Theo Besgen, dem Ehemann von Hotel-Inhaberin Susanne Schmees-Besgen. Ihren Pirn’schen Hof möchte die Herbergschefin in die Zukunft führen. Dazu gehört für sie auch, Gästen, die mit einem Elektrofahrzeug anreisen, eine Lademöglichkeit fürs Auto zu bieten.

Sucht man auf dem riesigen Touch-screen-Bildschirm in der Mittelkonsole des Tesla online nach Ladestationen in der Region, dann weiß man sehr schnell, dass die Sächsische Schweiz elektromobiles Niemandsland ist. Um die Akkus des Tesla mit Energie zu füllen, gibt es eine Schnellade-Station an der A14 bei Nossen, vier Möglichkeiten an Dresdner Hotels – und jetzt eben am Pirn’schen Hof. Die zweite Ladestation an der Hotelwand ist mit einem Universalstecker Typ 2 ausgestattet, hier können dann E-Autos zum Beispiel von deutschen Herstellern tanken. Für sie ist die Versorgung mit Ladestationen in der Region etwas besser.

Trotzdem, sagt Theo Besgen, gebe es in insgesamt viel Verbesserungsbedarf bei der Lade-Infrastruktur: „Wir wollen mit der Anlage am Hotel ein Zeichen setzen. Wir hoffen, dass wir unter den Unternehmern in Pirna und Umgebung viele Nachahmer finden.“ Theo Besgen leitet den mittelständischen Kunststoff-Hersteller Beoplast in Langenfeld nahe Köln. Das Unternehmen setzt auf klimaneutrale Herstellungsprozesse, forscht zu biobasierten Kunststoffen und hat seinen Fuhrpark auf Elektromobilität ausgerichtet.

Pirna will weitere Ladestationen



So war es für die Familie nur folgerichtig, ihr Pirnaer Hotel für Gäste mit E-Autos attraktiver zu machen. Inhaberin Susanne Schmees-Besgen verteidigt den Standort der Ladesäulen im eigentlich Fußgängern vorbehaltenen Bereich auf dem Kirchplatz. Hätte man sie an einer Parkbucht auf dem Marktplatz vor dem Hotel installiert, dann wären sie stets in Gefahr, zugeparkt zu werden, argumentiert die Hotelchefin.

Auf dem Kirchplatz besteht dieses Risiko nicht, da er mit Pollern abgesperrt ist, für die sich Ladewillige den Schlüssel an der Hotelrezeption holen müssen. Ist diese Hürde genommen, lädt man sein Auto hier kostenlos. „Wir bitten zunächst lediglich um eine kleine Spende“, sagt Susanne Schmees-Besgen. Das Geld werde gesammelt und der Verkehrswacht Sächsische Schweiz für ihre Programme zur Verkehrserziehung gespendet, kündigt sie an.

Unterdessen hat sich auch die Pirnaer Stadtverwaltung umgeschaut, wo es in der Altstadt Möglichkeiten gibt, kommunale Ladestationen für Elektro-Autos unterzubringen. Laut Stadtsprecher Thomas Gockel hat die Verwaltung den Bedarf analysiert, die Ergebnisse liegen seit Ende November vor. Für zwei Standorte habe das Rathaus bereits Fördermittel beantragt, so Gockel – eine Ladestation soll an der Alten Feuerwache in der Oberen Burgstraße, eine weitere am Scheunenhof nahe des Dohnaischen Platzes installiert werden. „Wir stemmen das Vorhaben in Zusammenarbeit mit der Energieversorgung Pirna“, erklärt der Stadtsprecher. Einen Zeitplan gebe es allerdings noch nicht.