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Ermittlungen nach tödlichem Sturz

Nach einem Unfall in Aue auf der Stadion-Baustelle starb ein hochrangiger Polizist. Jetzt hat seine Ehefrau Anzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet.

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© dpa

Von Thomas Liersch

Conny Stiehl ist dem Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue eng verbunden. Der heutige Polizeipräsident von Görlitz stammt aus Aue, ist FCE-Mitglied und hat den Verein in Sachen Sicherheit beraten. Am 26. Februar war Stiehl mit seinem Freund und Vize Klaus Mehlberg im Erzgebirgsstadion. Die Veilchen spielten gegen Dynamo Dresden. Kurz nach dem Halbzeitpfiff passierte dann das tragische Unglück: Mehlberg stolperte auf der Tribüne und stürzte mehrere Stufen hinab. Dabei zog er sich schwere Kopfverletzungen zu, an denen er vor einigen Tagen verstarb.

Im Stadion hatten den tragischen Vorfall offenbar nicht viele bemerkt. In Medien tauchten nur kurze Berichte über einen Unfall auf. Die Polizei in Chemnitz und Görlitz reagiert gereizt und wortkarg auf Nachfragen, die Staatsanwaltschaft Chemnitz allerdings bestätigt den Vorfall. Und Sprecherin Ingrid Burkhard sagt: „Es liegt eine Anzeige der Ehefrau des Toten vor. Es wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.“

Mögliche gesundheitliche Probleme Mehlbergs, die den Sturz ausgelöst haben könnten, bestätigt die Sprecherin nicht. Sicher ist, dass in den Ermittlungen untersucht wird, warum sich Stiehl und Mehlberg in einem abgesperrten Baustellenbereich befanden. Dort dürfen sich nur Polizisten im Dienst aufhalten. Der Zugang wurde kontrolliert, doch Mehlberg und Stiehl konnten passieren, obwohl sie nicht im Einsatz waren.

Sind die beiden privat im Stadion gewesen und verschaffte sich Stiehl mit seinem Kollegen über Bekanntschaften oder mit Dienstausweis Zugang zum Baustellenbereich? Die Ermittlungen sollen Aufschluss geben. Aus den Reihen der Polizei heißt es anonym: Stiehl sei zwar nicht in den Einsatz eingebunden gewesen, aber als Polizist sei man nie privat unterwegs. Stiehl und Mehlberg hätten sich nicht nur für das Spiel interessiert, sondern von Anfang an geplant, sich einen Überblick über die aktuelle Sicherheitslage im Stadion zu verschaffen. Deshalb seien sie zu ihren Kollegen im Baustellenbereich gegangen.

Der Sturz soll sich nach übereinstimmenden Angaben des Vereins und der Staatsanwaltschaft im Übergang zwischen Fan- und Haupttribüne zugetragen haben, genauer im oberen Bereich zwischen einem Polizeicontainer und dem angrenzenden Zugang zur Haupttribüne.

Das Landratsamt, das für das landkreiseigene Erzgebirgsstadion zuständig und als Bauherr auch für die Baustelle verantwortlich ist, verweist für Auskünfte über den Unfallhergang an Polizei und Staatsanwaltschaft. Doch Sprecher André Beuthner betont: „Der Baustellenbereich war ordnungsgemäß gesichert.“

Bis heute hat die Polizei keine Pressemitteilung veröffentlicht, die über den Vorfall im Auer Stadion informiert. Polizeisprecher Rafael Scholz: „In unseren Medieninformationen berichten wir in der Regel über Verkehrsunfälle mit Verletzten, nicht über Geschehnisse dieser Art.“ (fp)