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Erlebnisbad gibt Flüchtlingsprojekt vorerst auf

Weil Dorfhain Helfer für sein Freibad sucht, sollten Asylbewerber einspringen. Doch das Projekt lief nicht rund.

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© Andreas Weihs

Von Stephan Klingbeil

Dorfhain. Der Sommer ziert sich bislang etwas. Mal ist es ein paar Stunden heiß, mal hängen dicke Regenwolken über dem Tharandter Wald. Das Wetter ist wechselhaft. Zu wechselhaft, findet Schwimmmeister Jürgen Fischer. Er hofft auf konstanteres Wetter und auf mehr Gäste im Erlebnisbad Dorfhain. „Bisher stimmt kein Wetterbericht“, ärgert sich der 53-Jährige. „Und wenn Gewitter angesagt sind, kommen kaum Besucher.“ Das Wasser in den Schwimmbecken schimmert auch an diesem Montag glasklar. Die Wiesen der rund 8 000 Quadratmeter großen Anlage sind frisch gemäht. Es duftet nach Urlaub. Doch das Bad ist zeitweise wie leer gefegt. Ein paar Hortkinder kommen vorbei. Sie bleiben aber nicht allzu lange. Das Wasser ist in der Nacht von 26 auf 22 Grad heruntergekühlt. Die Lufttemperatur beträgt 17 Grad. Selbst Fischer fröstelt etwas: „Bisher kann man mit dieser Saison nicht so recht zufrieden sein“, bedauert der Bademeister. „Es müsste einfach mal über längere Zeit die Sonne scheinen.“

Fischer fährt an schlechten Tagen auch mal früher die Umwälzanlage mit den großen Kiesfiltern runter – um Strom zu sparen. Die Kassiererin und die neuen Imbissbetreiber kommen auf Abruf. Fischer kümmert sich dann mehr um das Bad-Gelände. Alles sieht gepflegt aus. Doch kommen mehr Gäste, muss Fischer am Beckenrand stehen und aufpassen. Er ist auf Mitarbeiter angewiesen. Doch genau daran mangelt es derzeit. „Wir finden keine geeigneten Leute“, erklärt Fischer, der als Einziger im Bad angestellt ist. Er freut sich zwar, dass er auf zwei ältere Arbeitslose setzen kann, die das Bad sauber halten, mitputzen und sich um die Baum- und Strauchpflege kümmern. Doch nach Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro könne Fischer die beiden Männer nur noch für einige Stunden im Monat einsetzen – nicht öfter, bedauert er. Das wäre sonst nicht zu finanzieren.

Um das Mitarbeiter-Problem zu lösen, sind Fischer und die Gemeinde Dorfhain in diesem Sommer neue Wege gegangen. Die Gemeinde fragte beim Landkreis an, ob Flüchtlinge im Erlebnisbad als Aushilfen arbeiten könnten. „Das hätte durchaus eine Win-win-Situation für alle werden können“, so Fischer. Er hätte jemanden, der bei der Pflege der Anlage aushelfen kann. Der Flüchtling kann sich etwas dazu verdienen. Und die kleine Gemeinde, die bisher mangels geeigneten Wohnraums keine Flüchtlinge aufnahm, hätte einen Teil dazu beitragen können, den Landkreis zu unterstützen und die jeweiligen Asylbewerber über die Arbeit besser zu integrieren.

Doch das Projekt ist nicht so verlaufen, wie es sich die Beteiligten gewünscht hätten. Fischer wirkt noch immer enttäuscht, wenn er zurückblickt: „Es hat nicht funktioniert.“ Dabei lief die Maßnahme, die in Zusammenarbeit von Gemeinde, Landratsamt, Fischer und Diakonie Dippoldiswalde zustande kam, anfangs ganz gut.

Zunächst wurde ein Pakistaner von der Diakonie vermittelt. Der Asylbewerber zeigte sich engagiert, er sei interessiert gewesen. Fischer investierte Zeit, ihm den Badebetrieb zu erklären. Bürgermeister Olaf Schwalbe (CDU) stellte zudem ein Fahrrad zur Verfügung, damit der Mann von der Asylunterkunft Klingenberg nach Dorfhain und zurück fahren konnte. Nach zwei Wochen war der Pakistaner aber wieder weg.

„Es gibt solche und solche“

Der Asylbewerber wollte mehr Geld haben, sagt Fischer. Bei der Diakonie wollte man dies weder bestätigen noch dementieren. Über Arbeitsprojekte wie das in Dorfhain können Flüchtlinge 1,05 Euro je Stunde verdienen. Doch die Erhöhung wäre laut Fischer der abgelieferten Leistung nicht gerecht geworden. Als es nicht mehr Geld gab, sei der Mann nicht mehr zur Arbeit gekommen. Das Fahrrad holte der Schwimmmeister später in Klingenberg ab. Der 53-Jährige versuchte es aber erneut. Diesmal kam ein Tunesier. Der Schwimmmeister erklärte ihm alles, notfalls mit Händen und Füßen. Doch auch der zweite Versuch klappte nicht. Bereits nach drei Tagen sei der junge Mann nicht mehr auf Arbeit erschienen.

„Jetzt habe ich das Projekt erst einmal aufgegeben“, ärgert sich Fischer. „Man investiert ja auch Zeit nebenbei“. Unter Umständen mache er noch einen dritten Versuch mit. Entschieden sei dies noch nicht. Diakonie-Flüchtlingssozialarbeiter Andreas Wilczek, mit dem er „sehr gut“ zusammenarbeite, würde zwei Syrer vermitteln, die sich interessieren. Wilczek sagt, die Asylbewerber dürften nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland arbeiten. Und sie wollen etwas zu den rund 320 Euro verdienen, die sie im Monat für Verpflegung und anderes erhalten. Wenn die Leute ihn bitten, bei Behördenfragen und Formularen zu helfen, würden die Asylbewerber auch fragen, wo sie arbeiten könnten. Meist würden dann Landschaftspflegearbeiten vermittelt. Die Erfahrungen seien unterschiedlich. Mal klappt es, mal nicht.

Zum Projektverlauf in Dorfhain sagt er: „Es gibt solche und solche.“ Die einen seien engagiert bei der Arbeit, die anderen nicht. Man könne auch nicht pauschal sagen, warum manche von heute auf morgen nicht zu Arbeitsmaßnahmen kämen. „Das hat viele Gründe, die auch mit Behördengängen, Integrationskursen, Umzügen und vielem anderen zu tun haben können“, sagt der Sozialarbeiter. Es gebe auch sprachliche Barrieren – oder es passe eben nicht. In Dorfhain gibt man die Hoffnung nicht auf. Das gilt auch für das Wetter. Fischer hofft nun auf einen sonnigeren August und September. Er setzt auf Schulen, die Schwimmfeste in Dorfhain nachholen. Das Bad bleibt in jedem Fall geöffnet. Egal, ob er Aushilfen bekommt oder nicht.