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Entscheid zur Lederfabrik naht

Abriss oder Sanierung des alten Freitaler Industriebauwerkes? Jetzt kursieren erste Zahlen, was die beiden Alternativen kosten würden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Was passiert mit einem der letzten alten Industriebauwerke in Freital? In geheimer Sitzung beraten der Technische Ausschuss und der Finanzausschuss des Stadtrates in dieser Woche über die Zukunft der Lederfabrik. Sie bereiten die Entscheidung im Stadtrat vor, die in der Sitzung am 4. Mai ansteht. Entscheidend dabei wird sein, welche Kosten bei einer Sanierung und welche Kosten bei einem Abriss auf die Stadt zukommen. Schon vor der ersten Ausschusssitzung kursieren erste Zahlen.

Wie aus Kreisen des Stadtrates zu hören ist, würde ein Abriss wohl rund zwei Millionen Euro kosten. Der Erhalt der baufälligen Immobilie und eine grundlegende Sanierung würden hingegen 8,2 Millionen Euro kosten. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das die Stadträte mit einem Beschluss im vergangenen Sommer gefordert und das Rathaus letztlich in Auftrag gegeben hat. Fraglich ist nun, welche Fördermittel bereitstehen. Angeblich könnte die Bestandssicherung und grundlegende Sanierung mit zwei Dritteln von Bund und Land unterstützt werden.

Für die Stadt Freital blieben damit noch Kosten von rund 2,7 Millionen Euro übrig – nur unwesentlich mehr, als der Abriss kosten würde. Zuletzt war jedoch die Rede davon, dass auch ein Abriss bezuschusst werden könnte.

Für 750 000 Euro gekauft

Bei den ersten Untersuchungen im Gebäude zum Anfang des vergangenen Jahres waren nach Angaben der Stadt gesundheitsgefährdende Stoffe wie Vinylchlorid und verschiedene Kohlenwasserstoff-Verbindungen gefunden worden. Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) hatte sich daraufhin skeptisch zu einer Sanierung des Gebäudes geäußert. Es gibt allerdings auch Pläne, dass auf den fünf Etagen Büros und Ateliers entstehen, vielleicht auch Ausstellungsräume, also eine Art Kreativzentrum. Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz (parteilos) gilt als Verfechter dieser Idee. Diese sieht die Lederfabrik als dritten Baustein für die wirtschaftliche Entwicklung Freitals – neben Technologiezentrum und Technologiepark. Unter anderem, so der Plan, sollen einzelne Künstler, die bislang im Technologiezentrum eingemietet sind, in die Lederfabrik ziehen.

Mit dem weiteren Gutachten sollten nun realistische Kostenschätzungen für beide Alternativen möglich gemacht werden. Die Stadt Freital hatte das Haus nach einem Stadtratsbeschluss Ende 2013 gekauft – für rund 750 000 Euro. Rund 500 000 Euro davon waren Fördermittel.

Die Lederfabrik F.G. Sohre nahm 1894 die Produktion auf. Der Betrieb wurde Ende der 40er-Jahre enteignet und zum VEB Freitaler Lederfabrik. Das Aus für die Lederfabrik kam 1991. Danach wurde es von der Treuhandanstalt an ein Privatunternehmen verkauft. Der Eigentümer ließ in den 90er-Jahren einzelne Gebäudeteile abreißen. Deswegen fehlen zum Teil die Dächer und Zwischendecken. An einigen Stellen erinnert die Lederfabrik an eine verlassene Burgruine. Wind und Wetter haben ihre Spuren hinterlassen.