Merken

Einsatz gegen Bahnlärm

Die Bürgerinitiative Weinböhla will Schutz für alle betroffenen Anwohner. Unter anderem durch eine besondere Wand.

Teilen
Folgen
© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Weinböhla. Er ist schon von Weitem zu hören. Der Güterzug, der sich aus Richtung Dresden auf der Berliner Bahnstrecke nähert. Er braust heran, dann scheppert es ohrenbetäubend auf der Martinstraße. Da hilft auch kein Ohrenzuhalten. Nur ein Gedanke: Es möge bald vorbei sein.

Nichts Neues für Elke Wällnitz und Cornelia Fiedler von der Bürgerinitiative Weinböhla (BiW). Auch nicht für die Anwohner der Bahnlinie, die mit vor Ort sind.

Seit Jahren kämpfen Bewohner und Initiativen im Elbtal gegen den Bahnkrach. Auch mit prominenter Unterstützung, wie dem Wahlkreisabgeordneten Thomas de Maizière (CDU), der am morgigen Freitag mit Weinböhlaern und Coswigern über das Thema direkt am Gleis reden will. Einiges hat sich schon bewegt, auch auf politischer Ebene. Nur reicht das nicht, sind sich die Weinböhlaer sicher.

Seit Wochen geistert das Wort Machbarkeitsuntersuchung für Lärmschutzmaßnahmen durch die Lande. Von der Bahn AG beauftragt, soll sie ermitteln, was gegen den Lärm getan werden kann, das über das gesetzlich Vorgeschriebene hinaus geht. Was genau die inzwischen abgeschlossene Studie ergeben hat, ist der BI bisher nicht bekannt. Allerdings haben sich einige Bahn-Anwohner an sie gewandt. Die hat die Gemeinde im Zusammenhang mit der Untersuchung um Hinweise zur Lärmreduzierung gebeten.

Das gibt der Initiative zu denken, weil es aus ihrer Sicht nur einen kleinen Teil der belasteten Anwohner betrifft, nämlich 15 Prozent. Und weil sich der Lärm nicht nur unmittelbar neben der Schiene auswirkt. Deshalb macht die BI wiederholt auf das aufmerksam, was ihr im Kampf gegen den Lärm – momentan vornehmlich dem der Bahn – besonders wichtig ist.

Elke Wällnitz zufolge wäre die BI gern eher in die Untersuchung einbezogen worden. Die beschäftige sich zwar mit zusätzlichen, jedoch schon länger angekündigten Maßnahmen. Mit der Schallschutzwand am alten Bahnhofsgebäude, dem Ausfachen (Verschließen der offenen Flächen – d.R.) der Gleisgeländer an Bahnhof-, Martin- und Berliner Straße sowie dem Schallschutz am Fußgängertunnel.

Doch davon profitieren zu wenige Betroffene, heißt es von der BI. Dazu komme unzureichende Information, sagt ein nicht genannt sein wollender Anwohner. Und weist auf eine Karte aus dem Weinböhlaer Amtsblatt. Sie zeigt die Lärmschutzvorhaben. Nur lassen die sich schwer einordnen ohne Straßennamen und andere Bezugspunkte. Das findet der Anwohner unbrauchbar. Ebenso bestimmte Angaben zur Machbarkeitsuntersuchung in der jüngsten Weinböhla-Info. Wer weiß schon, wo der Bahnkilometer 16,993 liegt?

Das sollte künftig verständlicher sein, sagt Elke Wällnitz. Damit Betroffene schnell reagieren können. Auch das gehört zu den Forderungen der BI. Die gehen von der Bürgerbeteiligung zur Machbarkeitsstudie in Coswig und Weinböhla über umfassende exakte Lärmuntersuchung und Erfassung aller Betroffenen bis zum Ermitteln sämtlicher Schutzvarianten. Denn unzufrieden sind BI und Anwohner auch, weil für die Studie nur ein begrenzter Bereich geprüft wurde, nicht die ganze Ortslage.

Ein Anwohner-Ehepaar schildert seine Sorgen. Mit dem Tunnelüberbau, der den Krach noch verstärkt. Mit der nach dem Streckenausbau noch lauteren, alten Weiche im Bereich Sachsenstraße. Und dass sie nicht mehr bei offenem Fenster schlafen kann, weil sie denkt, sie liegt direkt auf den Gleisen, sagt die Frau. Sie hofft, dass die Hinweise der BI einfließen in die Gemeinde-Stellungnahme zur Machbarkeitsstudie. Elke Wällnitz bringt es auf den Punkt. Minischallschutzwand und Flüsterschiene für die gesamte Ortslage – das könnte die Lösung sein.

Welche Möglichkeiten es noch gibt und wie gerade an dem Thema gearbeitet wird, lässt sich zur Lärmschutz-Konferenz am 10. Juni ab 10 Uhr in der Coswiger Börse erfahren. Ein weiterer wichtiger und seriöser Baustein auf dem Weg zu einer leisen Bahn im Elbtal, sagt Vorstand Marco Kunze vom Veranstalter Bürgerinitiative Bahnemission-Elbtal e.V. Diese Herangehensweise habe es ermöglicht, dass das Elbtal jetzt durch die Machbarkeitsuntersuchung von Platz 70, von 100 in Deutschland, nach ganz vorn gezogen wurde.

Zu Wort kommen wird in Coswig auch Michael Jäcker-Cüppers vom Arbeitsring Lärm der Dega, Fachgruppe der Deutschen Gesellschaft für Akustik. Unabhängiger Sachverständiger im Bundestag und bekannt durch die Aussage in einer MDR-Radio-Sendung: „Alles, was man bisher beim Lärmschutz erreicht hat, haben allein die Bürger geschafft“. Und noch ein Tipp: Aus Österreich reist die Firma Calma-tec an, um ihren innovativen und kostengünstigen Lärmschutz zu präsentieren. Auch das dürfte viele interessieren.

Vor-Ort-Termin mit Thomas de Maizière, 19. Mai, 16 bis 16.30 Uhr, Bahnhof Weinböhla, Bahnhofstr. 14, 16.45 bis 17.15 Uhr, Fachkrankenhaus Coswig, Neucoswiger Str. 21