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Eine Wehr setzt sich zur Wehr

Die Milstricher Kameraden wollen nicht in ein umgerüstetes Dorfgemeinschaftshaus? Davon kann keine Rede sein.

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© Matthias Schumann

Frank Oehl

Oßling/Milstrich. Die Gemeinde Oßling ist klamm. Das wissen auch die Kameraden der FFw Milstrich. Deshalb geben sie sich auch keinen Illusionen hin. Trotz eines guten Ausbildungsstandes gerade der jungen Aktiven – der auch mit viel Geld möglich wurde – wird man wohl noch einige Zeit mit dem winzigen Depot aus Großvaters Zeiten vorliebnehmen müssen. Mit dem bescheidenen Tragkraftspritzen-Anhänger, der per Muskelkraft zum Einsatzort gezogen werden muss. Mit dem Fehlen eines Löschfahrzeugs oder auch nur eines MTW, eines Mannschaftstransportwagens. Womit sie sich aber nicht abfinden wollen, ist der regelmäßig lancierte Hinweis auf ihren Unwillen, möglicherweise auch in ein Depot in einem umgebauten Dorfgemeinschaftshaus umzuziehen, das die Gemeinde lieber loswerden will, wie es heißt. FFw-Mann Silvio Semjank am SZ-Lesertelefon: „Davon kann überhaupt keine Rede sein. Wer behauptet so etwas immer wieder?“

Der Zwist um das Dorfzentrum in Milstrich spitzt sich zu. „Wir wollen hier rein“, sagen die FFw-Kameraden. Im Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde steht das nicht.
Der Zwist um das Dorfzentrum in Milstrich spitzt sich zu. „Wir wollen hier rein“, sagen die FFw-Kameraden. Im Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde steht das nicht. © Matthias Schumann

Die Geschichte berührt in der Tat die Hoheit einer Gemeinde in Finanznot. Sie ist so groß, dass mittlerweile die Fusion mit Wittichenau, Bernsdorf oder gar Kamenz ins Spiel gebracht wird. Bürgermeister Siegfried Gersdorf: „Wir haben ein Steueraufkommen, das nur etwa zwei Dritteln des Durchschnittes vergleichbarer Gemeinden im Freistaat entspricht. Wir haben alle Mühe, auch nur unsere kommunalen Pflichtaufgaben zu erfüllen.“ Das Feuerwehrwesen gehört dazu, der Unterhalt eines Dorfgemeinschaftshauses nicht.

Auch der frisch gebackene Brandschutzbedarfsplan der Neun-Dörfer-Gemeinde trage dieser Tatsache Rechnung. Die Gemeindewehrleitung meine, dass eine Fusion der Wehren in Döbra und Milstrich zweckdienlich ist – wofür ein neues Feuerwehrdepot in größeren Milstrich, aber in Richtung Döbra errichtet, ein Symbol und eine sinnmachende Investition gleichermaßen wäre. Mit zwei Stellplätzen für ein Hilfslöschfahrzeug und einen MTW. Das Problem: Auch der Bedarfsplan ist finanziell nicht untersetzt. Feuerwehrfrau Anja Hetmank: „Ob das Depot jemals kommt, steht in den Sternen. Es muss aber jetzt etwas passieren, wenn die Wehr erhalten werden soll.“

Der Frust ist groß

Der Frust unter den Kameraden ist groß, und er macht sich auch an den Summen fest, die der Investitionsplan der Gemeindewehr ausweist: 650 000 Euro soll der Neubau kosten? Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? Bürgermeister Gersdorf war jetzt auf Suche im Landratsamt, brachte aber gleich den nächsten Dämpfer mit. „Wir müssen wohl sogar mit 750 000 Euro rechnen, wie man mich informiert hat. Das macht unseren notwendigen Eigenanteil noch schwieriger.“

Auch aus diesem Grund bringen die Milstricher Feuerwehrleute immer wieder den deutlich preiswerteren Umbau der alten Schule ins Spiel. Dirk Raffe, der auch Chef des rührigen Dorfklubs ist: „Das Deport wäre dort mit der Begegnungsstätte und dem erst vor drei Jahren geschaffen Spielplatz gut zu vereinbaren. Im Grunde wollen das alle im Dorf.“ Dann sollten auch alle ernsthaft mitziehen, meint der Bürgermeister. „Die nötige Investition von 100 000 Euro für den Umbau des Anbaus ist doch keineswegs alles.“ Damit wäre weder das Sanitärproblem in der alten Schule gelöst, noch die Betriebskostenfrage. Derzeit soll der Dorfklub etwa 5 000 Euro im Jahr für den Unterhalt aufbringen. Raffe: „Das ist unmöglich.“ Und was wäre ernsthaft drin, auch mit Blick auf höhere Mitgliedsbeiträge? „Auch von den Tischtennisspielern habe ich letztens nichts gelesen, was sie eventuell selbst für die Ausübung ihres schönen Hobbys einbringen würden“, sagt Gersdorf.

Noch gibt es keine Entscheidung

Alle Beteiligten scheinen sich wenigstens in einem Punkte einig zu sein: Noch gibt es keine Entscheidung, was mit dem Gemeinschaftshaus werden soll. Also könnte auch noch mal in Ruhe und mit Sachverstand über das Thema geredet werden. Das sieht auch der Dorfklub nicht anders. Gemeinderat Dirk Raffe: „Der alte Kindergarten ist die einzige kulturelle Einrichtung im Ort. Hier findet beinahe das komplette Dorfgemeinschaftsleben statt. Das muss weiter gehen.“ Bürgermeister, Gemeinderäte, Gemeindewehrleiter, Ortschaftsrat, Kameraden der Milstricher Feuerwehr, Dorfklub, Mitarbeiter der Verwaltung und interessierte Bürger sollten sich noch einmal und sehr zeitnah an einen Tisch setzen, so Raffe.

Vielleicht bietet zuvor ja das Dorffest im August eine gute Gelegenheit, schon mal bei Bier und Bockwurst ins lockere, ideensprühende Vorgespräch zu kommen? Die Milstricher, auch die Kameradinnen und Kameraden der FFw würden sich jedenfalls sehr freuen, wenn sie am 13, August auch ihren Oßlinger Bürgermeister im Dorf begrüßen könnten ...