Merken

Eine Schnellbahn nach Dresden?

Während der 15-Minuten-Takt ab Meißen fraglich ist, steht ein anderer Vorschlag im Raum. Der VVO hält davon wenig.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Tobias Hoeflich

Meißen/Dresden. Die Vision reicht bis ins vergangene Jahrtausend. Schon Ende der 1990er-Jahre kündigte der damalige Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) an, dass langfristig alle 15 Minuten eine S-Bahn von Meißen Richtung Dresden fahren soll – statt nur alle 30 wie bislang. Was über Jahre immer wieder bekräftigt wurde, scheint nun fraglich. Weil der Bund den Schlüssel verändern will, wie das Geld für den Nahverkehr auf die Länder aufgeteilt wird, rechnet der VVO mit finanziellen Einschnitten. Das könnte auch die engere Taktung der S-Bahn treffen.

Dabei sei gar nicht unbedingt die Taktung das Problem, schreibt Norbert Herrmann per Leserbrief. Sondern, eine fehlende schnelle Verbindung zwischen Dresden und Meißen. Ihm schwebt eine Regionalbahn vor, ergänzend zum jetzigen S-Bahn-Angebot, die aber nicht an jedem kleinen Bahnhof hält. Das würde das Bahnfahren deutlich attraktiver machen. „Ein solcher Zug müsste dann von Meißen bis Dresden-Neustadt ohne Halt durchfahren. Das wäre echt ein schnellerer Zug und würde Meißen näher an die Landeshauptstadt heranrücken lassen“, findet er. Maximal in Coswig sei noch ein Stopp möglich. Unter Umständen könnte diese Regionalbahn von Meißen dann auch weiter über Nossen und Döbeln Richtung Leipzig fahren, schlägt Herrmann vor.

Neunmal halten jetzt die Züge

Für seine Idee hat der frühere Dozent der Universität Hannover nach eigener Auskunft schon einige Meißner Mitbürger begeistern können. Beim Stadtmarketing etwa würde eine schnellere Bahnverbindung nach Dresden auch auf Wohlwollen stoßen. Das bestätigt Rathaussprecher Philipp Maurer: „Für die Attraktivität der Stadt wäre das natürlich von Vorteil.“ Gleichzeitig habe die Verwaltung aber keine Möglichkeit, auf solche Entscheidungen Einfluss zu nehmen. Unabhängig davon sei unklar, ob eine solche Verbindung überhaupt realistisch wäre: „Inwieweit das machbar ist, kann ich nicht einschätzen.“

Tatsächlich würde sich die Fahrtzeit in die Landeshauptstadt deutlich verkürzen, würden die Stopps zwischen den beiden Städten ausgelassen. Immerhin neunmal, darunter in Neusörnewitz, Coswig und Radebeul, halten die Züge in dem Streckenverlauf. „Eine Fahrt zwischen Meißen und Dresden-Neustadt ohne einen Zwischenhalt wäre theoretisch circa zehn Minuten schneller als die heute fahrende Linie S 1 in diesem Abschnitt“, hat Christian Schlemper vom VVO errechnet.

Ab März noch ein Halt mehr

Trotz des Zeitgewinns schließt der Sprecher des Verkehrsverbunds einen solchen Express zwischen Dresden und Meißen aus. Eine Mehrzahl der Fahrgäste, die täglich diese S-Bahn-Linie nutzt, ist zwischen Coswig und Dresden unterwegs. „Für die nötige Auslastung der Züge zwischen Meißen und Dresden sind die Halte in Coswig und Radebeul notwendig. Aus diesem Grund wird der Gedanke einer schnelleren S-Bahn nicht verfolgt“, sagt der VVO-Sprecher. Außerdem, gibt Schlemper zu bedenken, sei auch die jetzige Bahnverbindung zwischen beiden Städten schneller als eine Autofahrt von Meißen in die Dresdner Innenstadt – vor allem im Berufsverkehr.

Einen kleinen Lichtblick gibt es aber doch für S-Bahn-Fahrer. Sobald der viergleisige Ausbau zwischen Coswig und Dresden-Neustadt wie geplant Ende März beendet wird, Nah- und Fernverkehr künftig auf getrennten Schienenpaaren unterwegs sind, verkürzt sich die Reisezeit zwischen Meißen und der Landeshauptstadt. Wenn auch in kaum spürbarem Maße: Bislang sind die Züge 29 Minuten unterwegs, künftig sind es 28. Und das, obwohl mit dem Halt am Dresdner Bischofsplatz sogar noch ein zusätzlicher Stopp dazukommt.

Kurz bevor es soweit ist, wird laut Christian Schlemper ein Streckenabschnitt zwischen Meißen und Dresden nochmals voll gesperrt werden müssen. Details dazu geben Deutsche Bahn und VVO rechtzeitig vorher bekannt.