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Ein zweiter Mann wollte im Gimmlitztal sterben

Die Soko „Pension“ hat einen Zeugen vernommen, der ebenfalls im Haus von Detlev G. war, um sich töten und essen zu lassen. Doch G. wollte nicht.

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© kairospress

Thomas Schade

Dresden. Bei der Klärung des Tötungsdeliktes im Gimmlitztal ist die Sonderkommission „Pension“ auf eine zweite Person gestoßen, die am Tatort war, um sich von dem Kriminalbeamten Detlev G. töten zu lassen.

Der bizarre Mordfall im Osterzgebirge

In diesem Haus in Reichenau betreibt der mutmaßliche Täter eine Pension.
In diesem Haus in Reichenau betreibt der mutmaßliche Täter eine Pension.
Offenbar tötete der LKA-Beamte hier den 59-Jährigen aus Hannover.
Offenbar tötete der LKA-Beamte hier den 59-Jährigen aus Hannover.
Der mutmaßliche Täter hat in einer Vernehmung darauf hingewiesen, den Mann im Garten vergraben zu haben.
Der mutmaßliche Täter hat in einer Vernehmung darauf hingewiesen, den Mann im Garten vergraben zu haben.
Im Garten fanden Polizisten tatsächlich Leichenteile des Opfers.
Im Garten fanden Polizisten tatsächlich Leichenteile des Opfers.
Der Garten wird komplett umgegraben.
Der Garten wird komplett umgegraben.
Ein Beamter auf Spurensuche.
Ein Beamter auf Spurensuche.
Die Pension, aus der Luft fotografiert. Das Grundstück liegt abgeschieden im Osterzgebirge.
Die Pension, aus der Luft fotografiert. Das Grundstück liegt abgeschieden im Osterzgebirge.
Die Pension wurde zum Tatzeitpunkt renoviert. Daher bleib der Mord zunächst offenbar unbemerkt.
Die Pension wurde zum Tatzeitpunkt renoviert. Daher bleib der Mord zunächst offenbar unbemerkt.
Polizeibeamte auf dem komplett abgeriegelen Grundstück.
Polizeibeamte auf dem komplett abgeriegelen Grundstück.
Im Internet hatten sich das spätere Opfer und der mutmaßliche Täter kennengelernt. Das Portal "Zambian Meat" gilt als Seite, auf der sich Menschen mit kannibalistischen Neigungen austauschen und verabreden.
Im Internet hatten sich das spätere Opfer und der mutmaßliche Täter kennengelernt. Das Portal "Zambian Meat" gilt als Seite, auf der sich Menschen mit kannibalistischen Neigungen austauschen und verabreden.

Wie Thomas Geithner, der Sprecher der Dresdner Polizei, sagte, seien zwei Beamte der Soko in Baden-Württemberg gewesen und hätten den Mann als Zeugen vernommen. Der 31-Jährige habe bestätigt, dass er Detlev G. im Internet kennengelernt habe und in der Pension gewesen sei, um sich von ihm töten zu lassen. Auf Details der Zeugenaussage wollte der Sprecher nicht eingehen. Die Aussage helfe aber, Wesen und Verhalten des Beschuldigten besser einschätzen zu können. Die Zeugenaussage bestätigt, dass der Beschuldigte Detlev G. bei seiner Verabredung mit dem Mann aus Hannover am 4. November nicht das erste Mal auf ein Angebot zur Tötung auf Verlangen eingegangen ist. Die Begegnung mit dem 31-Jährigen aus Baden-Württemberg soll zudem nur wenige Wochen zuvor stattgefunden haben. Er hielt sich angeblich mehrere Tage in dem Haus auf.

Durch die Zeugenaussage dürfte es für die Staatsanwaltschaft eher nicht leichter geworden sein, den Nachweis zu führen, dass es sich bei der Tötung am 4. November in der Pension um einen Mord handelt.

Hinweise auf den neuen Zeugen, bei dem es sich einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge um den Abwassermechaniker Alexander B. handeln soll, waren kurzzeitig im Internet aufgetaucht. Über Detlev G., der gestanden hat, den Hannoveraner Unternehmensberater Wojciech S. auf dessen Verlangen hin getötet zu haben, gibt es im Internetlexikon Wikipedia bereits einen Eintrag. Darin war einige Stunden lang zu lesen, dass Alexander B. und Detlev G. eine ähnliche Tat wie am 4. November verabredet hatten. Detlev G., der Mitarbeiter des sächsischen Landeskriminalamtes ist, soll den 31-Jährigen im selben Internetforum kennengelernt haben wie den 59-jährigen gebürtigen Polen, den er schließlich tötete.

In Ermittlerkreisen war gestern zu hören, dass man über den Wikipedia-Eintrag auf den Zeugen gestoßen war. Warum der 31-Jährige am Leben geblieben ist und wieder abreiste, sei noch unklar.

Wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage mitteilte, wurden auch gestern Leichenteile auf dem Grundstück gefunden. Vor allem große Teile des Rumpfes seien noch immer nicht gefunden worden.