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Ein Wahrzeichen bröckelt

Die beliebte Aussicht an der Bastei in der Sächsischen Schweiz ist seit Monaten gesperrt. Bei der Sicherung gab es eine Überraschung.

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© Norbert Millauer

Von Katharina Klemm

Rathen. Ein bröckelnder Felsen und die Sorge um einen markanten Punkt in der Sächsischen Schweiz sorgen weiter für großes Interesse. Denn es geht nicht um irgendeinen Felsen, sondern um die Basteiaussicht. Ende Mai war dort ein Bauzaun aufgestellt worden. Besuchern sind die vorderen zehn Meter der Plattform nun aus Sicherheitsgründen verschlossen.

Bereits im Jahr 2015 waren Verwitterungsstellen im Felsen etwa 15 Meter unterhalb der Basteiaussicht im Rahmen eines Messmonitorings untersucht worden. Das vorläufige Ergebnis: Eine Gefahr für die Standsicherheit besteht nicht. Aber damit es weiter so bleibt, sollte der Felsen gesichert werden. Dazu wurde er mit Mörtel stabilisiert. An Seilen hängend führten Mitarbeiter einer Spezialfirma den Auftrag aus. Das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) rechnete damals damit, dass die Stabilisierungsarbeiten etwa sechs Wochen andauern werden. Doch da wusste man noch nichts von den weiteren Messergebnissen. In Vorbereitung auf die Stabilisierungsarbeiten hatte das SIB erneut den Felsen untersuchen und Bohrungen durchführen lassen. Was die ursprünglichen Messungen nicht gezeigt hatten, kam durch drei Meter tiefe Bohrungen und per Ultraschall ans Licht. Es wurde klar, dass der Felsen noch umfangreicher saniert werden muss als zunächst angenommen. Denn die Felspartie weist eine geringe Festigkeit auf. Auf gut Deutsch: Sie bröckelt.

Bevor es jedoch mit den Sanierungsarbeiten losgehen kann, muss erst einmal geklärt werden, ob es mehrere Möglichkeiten gibt, den Felsen zu sichern und welche Variante der Sicherung infrage kommt. „Diese Variantenuntersuchungen dauern noch an“, sagt Andrea Krieger, Pressesprecherin des SIB. Das Ergebnis liegt bis jetzt noch nicht vor.

Doch immerhin gibt es nun eine ordentliche Absperrung. Der provisorisch aufgestellte Bauzaun wich einer Festinstallation. Diese ist niedriger als zuvor und beschert den Besuchern eine bessere Sicht auf die Umgebung. Wann die Sperrung wieder aufgehoben werden kann, ist noch unklar. SIB-Sprecherin Krieger: „Die Sicherheit geht hier ganz klar vor.“ Jener Teil, den man guten Gewissens freigeben könne, sei jedoch zugänglich, sagt sie.

Auch der Chef des Berghotels Bastei, Dieter Schröter, ist der Auffassung, dass Sicherheit bei dieser Sache vorgeht. „Nach meiner Meinung ist die Sperrung des vorderen Teils der Basteiaussicht für unsere Tagesbesucher auch zumutbar“, sagt er. Denn immerhin seien ja nur etwa vierzig Quadratmeter tabu. Das Massiv der Bastei umfasse jedoch acht Quadratkilometer. Es gäbe also genug Möglichkeiten, die Schönheit des Basteigebietes zu genießen. Für ihn ist es dennoch klar, dass die Aussicht nicht nur wegen ihrer Historie, sondern auch wegen ihrer einmaligen Rundsicht wieder geöffnet werden sollte. „Die Entscheidungsträger müssen dies bei ihrem Lösungsansatz als wesentliches Kriterium betrachten“, sagt Schröter.

Die Besucher scheinen für die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten und die Sperrung ebenfalls Verständnis zu haben. Diesen Eindruck hat zumindest Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz. „Es gab bei uns keine Beschwerden“, sagt er. „Im Gegenteil: Bei uns ist viel Verständnis angekommen für die Maßnahmen und dafür, dass die Sicherheit vorgeht.“

Für Richter hat es sich auch bewährt, nun verstärkt über die Aussichten rund um die Bastei zu informieren, die sonst im Schatten des berühmten Ausblicks stehen.

Denn auch wenn die Basteiaussicht einer der Glanzpunkte der Sächsischen Schweiz ist, bietet die Region doch viel mehr. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz und die Nationalparkverwaltung nutzten daher die Gelegenheit, auf weitere Anziehungspunkte im Basteigebiet hinzuweisen: so zum Beispiel auf die weltberühmte Basteibrücke oder auf die Felsenburg Neurathen, die ohne Einschränkung zugänglich sind. Und auch in der Umgebung gibt es zahlreiche wunderschöne Aussichten, die einen Panoramablick bieten. Wie etwa die Tiedge-Aussicht und das sogenannte Kanapee, ein Aussichtspunkt unterhalb der Felsenburg am Basteiweg hinunter nach Rathen. Diese haben jetzt ihre Chance, bekannter zu werden.