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Ein Tag, der nie vergessen wird

Am Mittwoch dieser Woche schrieb Sachsens Noch-CDU-Chef und unser aller Noch-Ministerpräsident tatsächlich ein Stück Weltgeschichte.

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© Robert Michael

Von Gunnar Saft

SCHAU mal einer an, am Mittwoch dieser Woche schrieb Sachsens Noch-CDU-Chef und unser aller Noch-Ministerpräsident tatsächlich ein Stück Weltgeschichte. Während man sich zuerst nur fragte, warum sich Stanislaw Tillich von seinen wichtigen Ämtern zurückzieht, begreifen wir allmählich die historische Dimension seiner Abdankung: Unser Stanislaw der Erste stellt sich damit in eine Reihe mit Napoleon. Der zog sich auch an einem 18. Oktober von dem Schlachtfeld bei Leipzig zurück, nachdem er kurz vor Abpfiff der Völkerschlacht mit 1:4 aussichtslos hinten lag. Wer also in einigen Jahren wissen will, wann Tillichs Rücktritt erfolgte, merkt sich einfach nur den Franzosen-Kaiser – und weiß Bescheid, wie das auch sächsisch geht.

WAS aber, wenn man es nicht so mit alter Geschichte hat? Dann gibt es eine weitere Eselsbrücke, die liegt nur 28 Jahre zurück. An eben jenem 18. Oktober informierte ein gewisser Herr Erich Honecker seine ergrauten Kampfgenossen, dass er ebenfalls den Rückzug vorzieht. (Für jüngere Leser: Bitte googeln, am besten mit Suchbegriffen wie „DDR“ oder „Wende“. Dann fällt bestimmt der Groschen.) Und wenn nicht, von einer Wende spricht jetzt tatsächlich auch die sächsische CDU. Fragt sich nur, wie die Geschichte diesmal weitergeht. Für Napoleon endete alles auf der Insel St. Helena, für Honecker war in Chile Schluss. Frankreich bekam danach einen neuen König, die damaligen DDR-Bürger Freiheit und Demokratie. Und wir Sachsen bekommen statt Herrn Tillich erst einmal Herrn Kretschmer. Quizfrage: Welcher 18. Oktober hat gewonnen?