Merken

Ein Sommer, wie er früher einmal war

Das wechselhafte Wetter der letzten Monate war völlig normal für die Jahreszeit, sagen Experten. Und der Herbst wird golden.

Teilen
Folgen
© ronaldbonss.com

Von Stephan Schön

Das Beste zum Schluss: Endlich gibt es ein paar Tage Sonne ohne Unterbrechung. Einfach Sommer eine Woche lang pünktlich zum heutigen meteorologischen Herbstanfang. Die Tiefs vom Nordatlantik fegen stattdessen über Skandinavien.

Harald, das aktuelle Hoch, beendet eine wechselwarme Jahreszeit, in der es bisher kaum mehr als zwei Tage am Stück wirklich schön war. In diesem Schaukelsommer war nur eines beständig: die Unbeständigkeit. Die Statistiker vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sehen darin allerdings einen ganz normalen Sommer. Mit 225 Litern Niederschlag je Quadratmeter in Sachsen wurde der Durchschnitt gerade mal um drei Liter überboten. – Im Durchschnitt halt, denn das meiste Wasser kam als Starkregen herab. Starkregen, dieser Begriff ist selten so häufig in den Wetternachrichten aufgetaucht wie in den vergangenen drei Monaten. Die Folge sind Millionenschäden auch in Sachsen.

Die wenigen heißen Sommertage im Juni, Juli, August trieben den Temperaturdurchschnitt nach oben. Mit 18,2 Grad war es in Sachsen immerhin 1,7 Grad zu warm. Für Deutschland insgesamt waren es 1,5 Grad. Dies alles passt auffallend in die Klimaprognosen für die Region, sagt Valeri Goldberg. Der Klimaforscher an der Technischen Universität Dresden arbeitet an regionalen Klimamodellen. Denen zufolge nimmt der Niederschlag nicht etwa zu, er ändert sich nur. So wie schon in diesem Sommer. Statt Nieselregen kommt er als Regenguss: kurz, krass und manchmal auch katastrophal.

Abgesehen davon und von den knapp zwei Grad mehr war dieser Sommer aber wieder einmal so wie früher. Er war so wechselhaft wie vor zehn, zwanzig Jahren üblich: kalt-warm, kalt-warm immer im Zweitagestakt. Die subjektive Wahrnehmung sieht freilich anders aus, das weiß auch der Klimaforscher Goldberg. „Die Sommer hier waren in den vergangenen Jahren ziemlich stabil. Und das prägt sich halt ein.“ Das meteorologische Gedächtnis des Menschen reicht eben nur drei, vier Jahre zurück, die Datenbanken der Meteorologen indes bis 1881.

Auf deren Basis und mit den weltweiten Wetterstationen errechnet der DWD seine Jahreszeitenprognose. Ein warmer und damit goldener Herbst ist den Klimamodellen zufolge wahrscheinlich, die Quoten stehen 20 Prozent für zu kalt, 43 Prozent für zu warm. Die nächsten Tage passen schon mal. Bis Sonnabend bleibt es bis 29 Grad warm und trocken. Es wird dann kurz kühler und nass von Sonntag zu Montag, berichtet Florian Engelmann vom DWD-Leipzig und gibt die DWD-Mittelfristprognose für kommende Woche: So wie jetzt. Im Kalender ist ja schließlich noch Sommer.