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Ein Schachbrett voller Helden

In rund dreijähriger Schnitzarbeit hat Kai Redlich aus St. Egidien ein Schachbrett prominent besetzt: Als Spieler kann er unter anderem mit James Bond als König in die Partie ziehen.

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St. Egidien. Viele Menschen lesen oder hören Musik, um sich nach einem langen Arbeitstag zu entspannen. Doch wenn Kai Redlich abschalten will, setzt er sich mit seinem Schnitzeisen ins Wohnzimmer. Unter den Händen des 38-Jährigen bekommt Lindenholz einen Hauch von Glamour. Für sein Promi-Schachspiel hat der Sachse Figuren von 32 bekannten Persönlichkeiten geformt.

Seither hat der Sachse für sein Schachspiel Figuren von 32 bekannten Persönlichkeiten geformt.
Seither hat der Sachse für sein Schachspiel Figuren von 32 bekannten Persönlichkeiten geformt. © dpa

Mit den Simpsons kann man bereits Schach spielen, auch mit den griechischen Helden der Antike. Vor allem die Filmindustrie hat Schachfiguren als Merchandise-Artikel entdeckt: Die Figurenauswahl im Internet reicht von Superhelden wie Batman bis zu den Protagonisten von Star Wars oder Harry Potter. Geschnitzte Prominente sucht man bislang vergeblich.

Begonnen hat Redlich vor knapp drei Jahren mit Bruce Willis. Bald nahm er sich andere coole Typen vor wie Clint Eastwood, Chuck Norris und Bruce Springsteen. „Bud Spencer und Terrence Hill durften natürlich auch nicht fehlen“, erzählt der selbstständige Bauingenieur. Auf seiner Couch im heimischen St. Egidien zwischen Zwickau und Chemnitz schnitzte er zudem Marilyn Monroe, Sherlock Holmes und Miss Marple - manchmal bis tief in die Nacht. Viele Ideen hatte er selbst, aber auch seine drei Kinder sowie seine Ehefrau Karina brachten ihre Lieblinge ein.

Doch wie heldenhaft etwa Bruce Willis in seinen Filmen auch auftreten mag, bei Redlich ist er lediglich ein Bauer und damit oft genug ein armes Bauernopfer. Die entscheidenden Schachfiguren in der zweiten Reihe, mit Ausnahme des Königs als Offiziere bezeichnet, ziehen allesamt im Namen ihrer Majestät in den Kampf.

Denn James Bond alias 007 hat es Redlich angetan. So schickt er als weißen König Sean Connery ins Spiel, an seiner Seite Kim Basinger aus „Sag niemals nie“ von 1983. Wer schwarz wählt, kann mit Pierce Brosnan und Bond-Girl Halle Berry aus dem Streifen „Stirb an einem anderen Tag“ aus dem Jahr 2002 die Partie aufnehmen.

Selbst Läufer, Springer und Türme passen als Bonds Widersacher, Luxuskarossen oder Gebäude aus den verschiedenen Filmen ins Schema. Das Haus in der Amsterdamer Reguliergracht 36 aus „Diamantenfieber“ von 1971 hat der Sachse sogar eigenhändig fotografiert, um eine passende Vorlage zu bekommen. „Wir waren ohnehin in der Gegend“, sagt er schmunzelnd. Ein gutes Bild sei absolut entscheidend für die Schnitzerei. Bei Personen müsse es fast schon biometrisch und exakt frontal sein, um die Gesichtszüge so nachbilden zu können, dass man sie wiedererkennt.

Redlich schnitzt seit seinem elften Lebensjahr, inzwischen hat er sein Hobby bereits an zwei seiner Kinder weitergegeben. Im örtlichen Schnitzverein, dessen Vorsitzender er ist, gäbe es keine Nachwuchssorgen, berichtet der 38-Jährige.

Auch im nahen Erzgebirge und Vogtland, wo das Schnitzen eine lange Tradition hat, gelingt es mittlerweile wieder besser, Kinder und Jugendliche für das Handwerk zu interessieren. Allein in dieser Region gibt es laut dem Verband Erzgebirgischer Schnitzer rund 2 000 aktive Schnitzer. „Im Grunde genommen ist es ein tolles Hobby, das ganz ohne Smartphone auskommt und wohl auch nie durch eine App ersetzt werden wird“, meint Redlich.

Ungefähr die Hälfte seiner Schachfiguren ist ihm übrigens auf Anhieb gelungen, für die anderen benötigte er mindestens zwei Versuche. „Bei Halle Berry muss ich aber nochmals ran, die Schultern sind zu schmal geraten“, sagt er selbstkritisch. Den aktuellen Bond-Darsteller Daniel Craig hingegen habe er außenvorgelassen, er sei schnitztechnisch keine Herausforderung. Aber wer weiß, vielleicht steht Craig eines Tages doch noch auf Redlichs Schachbrett - als Reserve-007. (dpa)