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Ein Panzerzug kämpft gegen Drogen

Der Anti-Drogen-Zug ist ein tschechisches Projekt. Im Juni fährt er wieder auf dem Bahnhof in Annaberg-Buchholz ein. Ganz billig ist das aber nicht.

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© Petre Pelucha

Von Nadine Franke

Suchtprävention mal anders: In dem Zug „Revolution Train“ können Schüler Waggon für Waggon die Stationen im Leben eines Drogensüchtigen nacherleben. Der Weg führt vom ersten Kontakt an der Bar über einen Toilettenraum und ein Verhörzimmer mit Handschellen bis hin zu einem Waggon mit einem sogenannten Drogennest, in dem in einer dreckigen Ecke nur noch eine abgenutzte Matratze liegt. Im Anti-Drogen-Zug werden alle Sinneseindrücke der Jugendlichen angesprochen, um deutlich auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die von Drogen ausgehen.

Der „Revolution Train“ ist ein Projekt aus Prag. Der vollmetallene Panzerzug ist seit einem Jahr regelmäßig an der deutsch-tschechischen Grenze unterwegs, um mit diesem Präventionskonzept vor allem Schülern die Drogenproblematik näherzubringen. Zuletzt war der Zug im November 2016 in Sachsen auf Tour. Im Erzgebirgskreis wurde er in Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg ausgestellt.

Der Zug besteht aus sechs Waggons und hat neben den vier für das Projekt gestalteten Abteilen auch Kinowände, um die Besucher über die Gefahr der Drogen aufzuklären. Die Idee stammt von Pavel Tuma und wird vom Stiftungsfonds „Neues Tschechien“ finanziert. So war es möglich, die Anschaffung in Höhe von 1,5 Millionen Euro aufzubringen. „Drogenprävention ist immer wichtig, aber in den letzten Jahren floriert der grenzüberschreitende Vertrieb der Droge Crystal. Ich wollte durch unser Projekt einen Beitrag zur Bekämpfung des Problems leisten“, sagt Pavel Tuma.

In Annaberg-Buchholz wird der Zug zur aktiven Drogenprävention genutzt. Die Reaktionen der Besucher fielen sehr positiv aus. Das geht aus einer Umfrage unter 551 Schülern hervor, die eine Tour durch den Zug machten. Die im Mai vorgestellten Umfrageergebnisse zeigten nicht nur, dass 5,8 Prozent der Befragten leicht Drogen beschaffen könnten. Stattdessen gaben auch 80 Prozent an, nach dem Besuch des „Revolution Train“ zu Drogen Nein sagen zu können. Insgesamt wird der Zug in der Stadt als sehr gutes Mittel für die Drogenprävention angesehen. „Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche in den richtigen Lebenszug einsteigen und gute Entscheidungen für ihr Leben treffen“, sagt Oberbürgermeister Rolf Schmidt über die wichtige Rolle des Projekts bei der Drogenprävention.

Am 12. und 13. Juni steht der „Revolution Train“ wieder in Annaberg-Buchholz. Doch ganz günstig ist das nicht. Pro Tag kostet das Abstellen des Zugs 9 240 Euro. Die Stadt finanzierte das Projekt im vergangenen Jahr durch Spenden und ein deutsch-tschechisches Förderprogramm. In diesem Jahr müssen sich die Teilnehmer an den Kosten beteiligen. Die Besichtigung kostet pro Person 19 Euro. Die Führungen im Juni sind bereits ausgebucht. Es werden Schulklassen aus 17 sächsischen Orten nach Annaberg-Buchholz kommen. Für die Öffentlichkeit ist der Zug am späten Nachmittag zugänglich.

Doch es könnte nicht das letzte Mal sein, dass der Anti-Drogen-Zug in der Stadt ist. Pressesprecher Matthias Förster ließ verlauten, es gebe Verhandlungen, dass der Nachfolgezug „Revolution Train 2.0“ womöglich in Annaberg-Buchholz seinen Heimatbahnhof finden könnte. Näheres dazu solle im Juni besprochen werden. Noch befindet sich das zweite Modell in Arbeit. Laut Förster sollen aber verstärkt auch neue Medien miteinbezogen werden.