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Ein paar Zentimeter zu wenig

Die Durchfahrtshöhe unter einer Bahnbrücke in Riesa entspricht nicht mehr der Norm - deshalb droht dort jetzt eine Baustelle.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Ein 40-Tonner nach dem anderen rollt unter der Bahnbrücke durch. Nur wenige Handbreit Platz bleibt zwischen den Fahrerhäusern und der Stahlkonstruktion. Die Lkws tragen das Logo internationaler Speditionen, die grün-weißen Feralpi-Farben oder haben Schiffscontainer geladen. Wer von der B 169 zum Stahlwerk oder zum Hafen will, kommt auf der Lauchhammerstraße entlang. Die B 182 könnte sich an dieser Stelle bald schon wieder in eine Baustelle verwandeln: Denn jetzt wurde bekannt, dass die Bahn plant, die Fahrbahn unter der Bahnbrücke abzusenken. Die Durchfahrtshöhe entspricht an dieser Stelle nicht mehr den Vorschriften.

Eine Baustelle unter Vollsperrung hätte massive Auswirkungen auf den Verkehr: Dort rollen täglich mehr als 14 000 Fahrzeuge vorbei, davon knapp 1 500 Lkws – das geht aus der Straßenverkehrszählung des Bundes hervor, die 2010 zum letzten Mal auf diesem Abschnitt stattfand. Zwar haben die Riesaer mit Baustellen auf der Lauchhammerstraße Erfahrung – in den vergangenen drei Jahren waren dort mehrfach Abschnitte voll- oder teilgesperrt, weil die Stadt das Abwasser oder der Freistaat die Fahrbahn erneuert hatten. Eine Baustelle direkt unterhalb der Bahnbrücke aber hätte viel gravierendere Auswirkungen. Dann wäre es nicht mehr möglich, den Verkehr über die parallel verlaufende Heinrich-Schönberg-Straße und die Uttmannstraße – direkt am Stahlwerk vorbei – umzuleiten. So hatte es im Frühjahr und im Vorjahr relativ gut funktioniert.

Damals blieben Umwege und Zeitverzug ziemlich überschaubar. Die Bahnbrücke aber ist ein Nadelöhr, das bei einer Vollsperrung weiträumig zu umfahren wäre. Der Schwerlastverkehr Richtung Stahlwerk, Hafen oder Strehla müsste dann wohl über die B 169 Richtung Rostocker Straße umgeleitet werden, durch Weida und über die Paul-Greifzu-Straße fließen.

Problem entstand 2006

Wie genau eine Umleitung verlaufen könnte und wann sie kommt, dazu äußert sich die Bahn noch nicht – man befinde sich in Gesprächen und Abstimmungen, wie eine Lösung aussehen kann, heißt es auf SZ-Anfrage. Aber weshalb gibt es an dieser Stelle überhaupt ein Problem? Tatsächlich sieht eine Richtlinie vor, dass Brücken über Bundesstraßen eine Durchfahrtshöhe von mindestens 4,50 Metern bieten sollen. Das errechnet sich daraus, dass Fahrzeuge in Deutschland vier Meter hoch sein dürfen, wozu ein Bewegungsspielraum von 25 Zentimetern und ein ebenso großer Sicherheitsraum addiert werden.

Tatsächlich bot auch die Bahnbrücke in Riesa eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern – bis 2006, als für das dritte Gleis eine neue Brücke elbabwärts neben die vorhandene Brücke gebaut wurde. Der blau gestaltete Neubau hebt sich noch heute deutlich von seinem weißen Nachbarn ab, der aus den 1960ern stammt. Beide Brücken liegen zwar exakt nebeneinander – allerdings steigt in diese Richtung die Lauchhammerstraße/B 182 an. „Daher wurde die lichte Höhe von 4,50 Metern um wenige Zentimeter eingeschränkt“, teilt die Bahn mit.

Das behindere zwar nicht den normalen Straßenverkehr. „Es könnte aber zu Einschränkungen für Schwertransporte kommen.“ Seitdem sei man in Abstimmung mit der Straßenverwaltung, wie das Problem gelöst werden könne. „Letztlich kommt nur eine Absenkung der Straße infrage“, so die Bahn-Pressestelle. Offen ist, wann gebaut wird. Ohne eine Vollsperrung dürfte es an dieser Stelle aber kaum abgehen: Auf der einen Seite wird die Fahrbahn vom Brückenpfeiler begrenzt, an der anderen Seite von einer Stützwand Richtung Elbe. Ein echtes Nadelöhr.