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Ein Nachmittag in Görlitz

Bundespräsident Joachim Gauck bereist die Peripherien des Landes. Görlitz ist dabei.

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© dpa

Von Sebastian Beutler

Wenn Bundespräsident Joachim Gauck am Donnerstag Zittau und Görlitz besucht, dann ist seine Reise in die Oberlausitz der vorläufige Abschluss von Besuchen an den Peripherien Deutschlands. Sie stehen unter dem Motto „„Verantwortung vor Ort - Engagement in den Kommunen“. Im März erkundigte sich das deutsche Staatsoberhaupt im Emsland, wie der Strukturwandel gemeistert wird. In der vergangenen Woche war Oberfranken Station der Gauck-Besuche. Und nun kommt er in die Oberlausitz. Zum Auftakt wird er am Mittwoch privat Herrnhut besuchen – der Chef des Bundespräsidialamtes, Staatssekretär David Gill, stammt aus der kleinen Stadt zwischen Löbau und Zittau.

Bei dem Programm Gaucks in der Oberlausitz war den Planern die Kombination aus grenzüberschreitender Zusammenarbeit, Randlage in Deutschland und ehrenamtliche Arbeit besonders wichtig. Wie eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes gegenüber der SZ erklärte, sei auf dieser Grundlage mit den politisch Verantwortlichen in der Region das Programm zusammengestellt worden. So informiert sich Gauck in Zittau über die Arbeit der Euroregion Neiße und besichtigt das Fastentuch. In Görlitz wird er den Verein Second Attempt besuchen und sich das Konzept des soziokulturellen Zentrums an der Lüders-Straße vorstellen lassen. Anschließend sucht er das Gespräch mit Jugendlichen über „Abwanderung und Perspektiven“, am Abend spricht Gauck in der Aula des Augustums bei einem Bürgerempfang. Dazu sind Persönlichkeiten aus dem gesamten Landkreis eingeladen. „Wir bieten damit auch noch mal eine Möglichkeit, untereinander ins Gespräch zu kommen“, heißt es aus Gaucks Pressestelle. Die ursprünglich angekündigte Radtour durch das Neißetal zum Kloster St. Marienthal ist aus Zeitgründen gestrichen worden.

Zwischen den offiziellen Terminen wird Gauck aber auch zu Fuß kurze Strecken in Zittau und in Görlitz zurücklegen. In Görlitz spaziert er vom Kaisertrutz zum Rathaus. Das ist gegen 16.20 Uhr geplant. Von diesen Spaziergängen lässt sich Gauck auch nicht durch die Proteste jüngst bei seinem Besuch in Bautzen abhalten. Das Bundespräsidialamt gibt sich nicht allzu besorgt. So lange es im Rahmen bleibt, gehört das zur Palette demokratischer Meinungsäußerungen, heißt es dazu nur.

Gauck setzt mit seinem Görlitz-Besuch eine mittlerweile schon als Tradition angesehene Reihe fort: Bislang reisten alle Bundespräsidenten nach dem politischen Umbruch in die Stadt – egal, wie lange ihre Amtszeit dauerte. Und sie setzten dabei auch immer eigene Akzente. Richard von Weizsäcker hob die Bedeutung von Kommunalpolitikern bei einer Rede vor dem Stadtrat hervor, Roman Herzog erinnerte an seine Urgroßmutter, die in Görlitz einst lebte, Johannes Rau sprach vor den Beschäftigten des Görlitzer Waggonbaus, Horst Köhler war die demografische Entwicklung wichtig und Christian Wulff erkundigte sich über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Allerdings sei es nicht so, ist aus dem Bundespräsidialamt zu erfahren, dass Görlitz praktisch ein Besuchs-Muss für einen Präsidenten ist. „Aufgrund der Lage ist Görlitz einfach eine spannende Stadt, die für viele aktuelle Themen steht“ – und daher eben auch häufig auf dem Programm der deutschen Staatsoberhäupter.