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Ein Liedchen mit Folgen

Ein von Andreas Hofmann alias DJ Happy Vibes produzierter Song sorgt im Internet für Wirbel – und hat nun auch rechtliche Konsequenzen.

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© Andreas Weihs

Von Tobias Winzer

Eric Hattke – 1 687 Freunde, DJ Happy Vibes – 19 437 Personen gefällt das. Was passiert, wenn zwei Menschen einen Konflikt austragen, die auf Facebook jeweils eine nicht ganz unbedeutende Schar an Anhängern hinter sich wissen, kann gerade vortrefflich am Zwist des scheidenden Sprechers des asylfreundlichen Bündnisses „Dresden für alle“, Erik Hattke, und des Kesselsdorfer Musikers Andreas Hofmann alias DJ Happy Vibes beobachtet werden.

Was war passiert? In seiner Radioshow auf Radio Dresden spielte Happy Vibes am vergangenen Sonnabend den von ihm produzierten Song „Ihr habt ’n Nachtschatten“ von der Sängerin „Helena von gaaaaaanz kurz hinter die Grenze“. In gebrochenem Deutsch kritisiert sie dabei die Zustände in Deutschland, auch die Flüchtlingspolitik. Im Text finden sich Zeilen, wie „dort oben eine Stimme ruft: Das schaffen wir ganz sicher! … Ich spür, wie Lachkrampf mich berührt, wenn nach deutsche Land ich schau, alles dort den Verstand verliert, ich glaub, die sind da völlig blau.“ Oder „Ihr habt ’n Nachtschatten und die auf eurem Thron – die mit dem Machtschatten.“ Eric Hattke kritisierte dieses Lied auf seiner Facebook-Seite als „rechte Hetze und Beleidigung der Kanzlerin“.

Seitdem wurde der Eintrag zigfach kommentiert. Es entspann sich eine Debatte über die politische Einstellung Hofmanns und seine angebliche Nähe zu Pegida. Neuester Dreh der Geschichte: Die ursprüngliche Kritik von Eric Hattke war plötzlich von seiner Facebook-Seite verschwunden. Er selbst will aber nichts gelöscht haben und verweist auf die Facebook-Betreiber. Die Anhänger von DJ Happy Vibes wollen das nicht glauben und werfen Hattke vor, einen Rückzieher zu machen. Dieser spricht nun von einer „zugegeben etwas scharfen“ Kritik an dem Song.

„Für mich ist das eine reine Satire“, sagt Hofmann der Sächsischen Zeitung. In dem Text stecke nichts Verbotenes. „Ich habe niemanden beleidigt.“ Die Botschaft des Liedes sei, dass man die Probleme gemeinsam angehen müsse und dabei auch auf die Meinung der kleinen Leute achten solle. „Ich bin weder auf dem rechten noch auf dem linken Auge blind. Ich lasse mich nicht instrumentalisieren. Und eine ordentliche Meinungsäußerung ist keine Hetze.“ Auf Facebook, wo sich Hofmann rege an der Debatte beteiligt, betont er, dass er noch nie bei einer der Pegida-Demo gewesen sei. Pegida-Chef Lutz Bachmann, ebenfalls Kesselsdorfer, kenne er aus gemeinsamen Jugendzeiten.

Der Musiker bezeichnet sich als konservativ. In Kesselsdorf hat er rund tausend Unterschriften gegen ein geplantes Asylheim gesammelt – als Privatperson und nicht als DJ Happy Vibes, wie er betont.

Hofmann hat nun Strafanzeige gestellt wegen der Beleidigungen auf Facebook gegen ihn. Er sei unter anderem als „Asozialer“ bezeichnet worden. Als Antwort darauf hat er eine „entschärfte“ Version des Liedes herausgebracht. An den vermeintlich kritischen Stellen ist nun ein Piepton zu hören. „Ich wehre mich mit Satire, wenn man einen Satiresong angreift.“

Der Wirbel hat das ursprüngliche Lied zum Erfolg gemacht. In den Charts des Onlinehändlers Amazon rangierte „Nachtschatten“ am Donnerstag auf Platz 65.