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„Du bleibst in unserem Herzen“

Nach dem Tod einer 17-Jährigen auf dem Pirnaer Bahnhof herrscht tiefe Betroffenheit. Seelsorger kümmern sich um die Mitschüler.

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© Daniel Förster

Von Daniel Förster

Pirna. „Du bleibst in unserem Herzen – für immer!“ steht auf einem weißen DIN-A4-Zettel, der neben vielen anderen auf dem Boden liegt. Ringsherum brennen Teelichter und zwei große Kerzen, daneben Blumen, unter anderem weiße und rote Rosen sowie eine Staffelei mit zwei Porträtfotos, die ein junges Mädchen mit einem strahlenden Lächeln zeigen. Trauer und tiefe Betroffenheit herrschte am Montag an der Schule der 17-Jährigen, die am Sonnabendabend auf tragische Weise auf dem Pirnaer Bahnhof ums Leben kam. Die Schülerin war am späten Abend auf eine abgestellte Elektrolok geklettert und von einem tödlichen Lichtbogen aus der Oberleitung getroffen worden. Im Atrium der Schule trösteten sich Mitschüler, lagen sich in den Armen. Das Geschehene sei unfassbar und passe ganz und gar nicht zu der Gymnasiastin, einer sehr guten Schülerin, die in der vergangenen Woche ihre schriftlichen Abiturprüfungen geschrieben hatte.

Ihre Mitschüler haben Eigenschaften notiert, mit denen sie die junge Frau in Erinnerung behalten wollen: „Lebensfroh, hilfsbereit, offenherzig, kreativ, lustig, liebe- und verständnisvoll - einfach „ein Sonnenschein“. Die Gleichaltrigen lassen ihren Gedanken freien Lauf: „Du warst … vor allem eine tolle Schauspielerin, Sängerin und Reiterin“, schreibt eine Freundin. „Du fehlst uns“, notiert eine andere. „Sie war sehr engagiert und sehr, sehr vielseitig begabt - nicht nur sportlich, sondern auch künstlerisch“, sagt die Schulleiterin. „Für viele war sie eine gute Freundin.“

Bereits am Sonntag seien sämtliche Lehrer über den tödlichen Unfall informiert worden – „damit keiner am Montag völlig ahnungslos und unvorbereitet in die Schule kommt.“ Seelsorger unterstützten am Montag die Lehrerschaft dabei, nahezu alle knapp 800 Schüler in den Klassen über den Todesfall zu informieren. „Wir wollten sicherstellen, dass alle diesen Informationsstand haben und damit bestmöglich mit dieser schwierigen Situation umgangen werden kann“, erklärt die Schulleiterin. Zehn Ehrenamtler aus den Kriseninterventionsteams Sächsische Schweiz und dem Osterzgebirge waren den ganzen Tag über an der Schule. „Das hat uns sehr, sehr geholfen“, so die Schulleiterin. Der Fokus lag vor allem bei den Gleichaltrigen der Klassenstufe elf und zwölf und denen, mit denen die junge Frau gut bekannt war und häufig Kontakt hatte. Auch mit einzelnen Schülern gab es auf persönlichen Wunsch hin Gespräche.

Ab Dienstag übernehmen zwei Schulpsychologen den Dienst und führen diese Arbeit fort. „Wir werden niemanden mit seinen Problemen allein lassen und jeden, der das Bedürfnis hat, in dieser schwierigen Situation begleiten“, heißt es. Es gebe Ansprechpartner, notfalls könnten Kontakte vermittelt werden. „So schwierig es auch erscheinen mag, wir wollen wieder in die Normalität zurückzukehren, auch wenn diese völlig verändert ist und dabei dem Andenken an ein Mädchen, das viele gut gekannt haben, gerecht werden“, so die Schulleiterin weiter.

Eltern haben einen Elternbrief erhalten, auch bietet ihnen die Schule die Möglichkeit, einen Elternabend zu besuchen. Die Mitschüler der 17-Jährigen stecken mitten in den Abiturprüfungen – und müssen diese trotz allem absolvieren. Ziel sei, es allen Abiturienten zu ermöglichen, nach den schriftlichen Prüfungen nun auch die mündlichen erfolgreich zu absolvieren, heißt es seitens der Schule. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hat sich die Tragödie auf dem Bahnhof Pirna „aus jugendlichem Übermut“ abgespielt. Die Ermittlungen dauern an.