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Drogenversteck Hasenschänke

Eine Razzia im Umfeld der Gaststätte in Jacobsthal sorgte 2015 für Aufsehen. Der Fall beschäftigt die Justiz noch immer.

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© S. Schultz

Von Stefan Lehmann

Zeithain/Gröditz. Aus Sicht der Polizei war es ein gelungener Schlag gegen die Drogenkriminalität im Großraum Riesa: Rund 100 Polizeibeamte durchsuchten im August 2015 Wohnungen, Gewerberäume und Gartengrundstücke – und fanden dabei Marihuana und Crystal im Wert von 35 000 Euro. Eines von neun durchsuchten Objekten damals: die Hasenschänke in Jacobsthal. Das Gelände rund um das mittlerweile abgebrannte Lokal diente nach Aussagen der Fahnder als Drogenversteck. In einem Maischefass entdeckten die Zollbeamten Reste von Crystal in verschiedenen Farben, in einem Obi-Eimer fanden sie Marihuana. Außerdem die üblichen szenetypischen Handwerkszeuge: Cliptütchen, eine Feinwaage, Streckmittel.

Zwei Männer wurden im Zuge der Razzia verhaftet: Jörg S.* und Sebastian F.*. Während der damals 24-jährige Jörg S. bis dahin als Wirt der Gaststätte in Erscheinung getreten war, gehörte F. beziehungsweise seiner Familie das Grundstück. Beide sind mittlerweile verurteilt. Während der ehemalige Wirt mit einer mehrjährigen Bewährungsstrafe davonkam, brummte das Dresdner Landgericht Sebastian F. eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten auf. Mittlerweile ist er im offenen Vollzug. Die Justiz beschäftigt der Fall aber noch immer. Denn nun laufen die Prozesse gegen die mutmaßlichen Subdealer, die bei F. Drogen ein- und weiterverkauften.

Einer von ihnen steht jetzt in Riesa vor Gericht. Der heute 38-jährige Gröditzer soll zwischen Juni 2014 und Januar 2015 von Sebastian F. ein Kilogramm Marihuana besorgt und an den Mann gebracht haben. Nach Angaben eines Zollfahnders fanden diese Verkaufsaktionen in F.s Wohnhaus in Kreinitz statt. Sonderlich unauffällig ging das offenbar nicht vonstatten: Der rege abendliche Verkehr in der Sackgasse war bald schon Dorfgespräch, wie es ein Anwohner in einem Brief an die Polizei schilderte. In eben diesem Brief listete der anonyme Schreiber auch mehrere Autokennzeichen auf – unter anderem auch das des mutmaßlichen Gröditzer Drogenhändlers .

Verräterischer Verkehr

Fast 20-mal bemerkte der Anwohner den blauen Seat des 38-Jährigen binnen eines halben Jahres. Auch der Wirt der Hasenschänke, der ein umfangreiches Geständnis ablegte, erkannte den Gröditzer auf Fotos als einen der Kunden wieder. Und eine Notiz in Sebastian F.s Taschenkalender ließ den Schluss zu, dass beide Geschäfte miteinander machten. Grund genug also für eine Wohnungsdurchsuchung.

Die hielt aus Sicht der Ermittler allerdings eine große Enttäuschung bereit. „Nicht eine Cliptüte“ habe man gefunden, berichtet eine Polizistin. Nur Marihuana-Rückstände in einer rosafarbenen Dose mit „Hello-Kitty“-Motiv. Ein ähnliches Bild bot sich auch bei anderen mutmaßlichen Subdealern aus dem Umfeld der Hasenschänke. Eine Wohnung im Raum Radebeul sei so blank geputzt gewesen wie im Möbelhaus, berichtet die Beamtin. Vier Monate nach der Razzia in Jacobsthal und Kreinitz waren die mutmaßlichen Geschäftspartner vorgewarnt. Ein Fund in der Gröditzer Wohnung weckte dennoch den Verdacht der Kriminalpolizei: „Im Wandschrank fanden wir eine Geldkassette mit 1 500 Euro – in szenetypischer Stückelung.“ Geld, das der Gröditzer gespart haben will. Warum er es fein sortierte, bleibt sein Geheimnis.

Ob die gesammelten Beweise und Indizien letztlich für eine Verurteilung reichen, muss sich noch zeigen. Die Verhandlung wird am 31. Mai fortgesetzt. Dann soll der ehemalige Wirt der Hasenschänke aussagen. Sebastian F. war bereits zum ersten Verhandlungstag als Zeuge aufgetreten. Dass der angeklagte Gröditzer bei ihm einkaufte, daran will er sich nicht mehr erinnern können.

*Namen geändert