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DRK-Mitarbeiter bangen um Zukunft

Was bedeutet das Aus für den Rettungsdienst in Meißen für die Retter? Sie berichten von bedenklichen Zuständen auf der Wache.

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© Archivbild/Roland Halkasch

Von Dominique Bielmeier

Elbland. Warum funktioniert in Riesa und in Großenhain das, was in Meißen und Radebeul nun, ganz offiziell bestätigt, nicht klappt – einen reibungslosen Rettungsdienst für die Region durch das Deutsche Rote Kreuz anzubieten? „Wir erfüllen unseren Vertrag derzeit, so wie er ist“, sagt der Riesaer DRK-Chef Raiko Pöschl auf SZ-Anfrage. „Und darauf bin ich auch stolz.“ Die Probleme mit dem Personal, wie sie in Meißen und Radebeul bestehen, gibt es dort derzeit nicht. Und auch der Vertrag mit dem DRK in Großenhain bleibt von der Entscheidung des Sonderkreistages vom Donnerstag unberührt. Was ist bei der Rettungsdienst Meißen gGmbH also anders als bei den DRK-Schwestern?

In einer Stellungnahme vom vergangenen Donnerstag zum angekündigten Sonderkreistag schreibt Geschäftsführer Thomas Klemp: „Die Vergabe des Rettungsdienstes Meißen stand von Anfang an unter keinem guten Stern.“ Den Mitarbeitern sei noch vor dem Betriebsübergang auf die DRK-Gesellschaft durch den alten Arbeitgeber eine außergewöhnliche Zusicherung für einen höheren Tarif gegeben worden, die dann laut Klemp nach längerem und lähmendem Rechtsstreit zurückgegeben werden musste. „Das Betriebsklima hat daran Schaden genommen – bis heute.“

Autos werden per Hand gewaschen

Außerordentlich unzufrieden sind die Mitarbeiter jedoch auch über die Zustände auf der Meißner Wache, wie die SZ nun erfuhr. So berichten mehrere Mitarbeiter beispielsweise, dass es keine Möglichkeit gäbe, die Einsatzfahrzeuge zu waschen und zu desinfizieren, wie es vorgeschrieben ist. Stattdessen müssen die Autos mit Eimer und Schwamm direkt auf dem Hof per Hand gewaschen werden, das Wasser habe keine Möglichkeit, irgendwo zu versickern.

„Wie wir untergebracht sind, hat mit einer Rettungswache nichts mehr zu tun“, sagen die Mitarbeiter, die aus Angst vor Konsequenzen lieber anonym bleiben möchten. Die Wache sei momentan eine einzige Baustelle, die man eigentlich nur mit Bauhelm betreten dürfte. Weil Räume und Ausstattung auf der Loosestraße 15 in Meißen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen, wird das Gebäude seit vergangenem Jahr saniert. Quälend ist für die Mitarbeiter jedoch auch die Ungewissheit über ihre berufliche Zukunft: „Es ist traurig, dass wir nicht wissen, wie es mit uns weitergeht“, sagt ein Rettungsassistent. „Es sind ja auch Dienstjahre, die daran hängen – fangen wir jetzt wieder bei null an?“ Erst am Mittwoch soll es ein Gespräch mit den Mitarbeitern geben, in dem sie erfahren, was das Aus für den Rettungsdienst für sie bedeutet.

Die Kreisräte hatten am Donnerstagabend in einer Sondersitzung abgestimmt, die Verträge für den Rettungsdienst in Meißen und Radebeul schon ab Februar neu zu vergeben, weil das DRK seit Monaten Personalprobleme bei der Besetzung der Rettungsfahrzeuge hatte. „Da es hierbei aber um die Rettung von Menschen geht, hat das Landratsamt die Kündigung vorbereitet“, heißt es in der Begründung.

Viel zu spät, kritisieren manche Kreisräte. Das Problem ist, wie auch die SZ berichtete, nämlich schon seit Oktober bekannt. Eigentlich wäre eigentlich auch eine Neu-Ausschreibung des Rettungsdienstes nötig. „Die rechtliche Seite wurde durch den Anwalt Herrn Dr. Bach vorab geklärt“, sagte Kreissprecherin Kerstin Thöns dazu jedoch auf SZ-Anfrage. Eine Direktvergabe sei in diesem Fall möglich, da ein Ausschreibungsverfahren drei bis sechs Monate dauern würde und hier eine schnelle Lösung. vor allem mit Blick auf die Aufgaben des Dienstes, angemahnt sei.

Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, hat auch der Landkreis Nordsachsen seine Zusammenarbeit mit dem DRK Rettungsdienst Meißen beendet, der Vertrag soll ebenfalls zum 31. Januar aufgelöst werden. Das DRK Meißen habe selbst darum gebeten, da man die Leistungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr erbringen könne. Das DRK Meißen war laut MDR auch für Rettungsdienste in Schkeuditz und Taucha zuständig. Bis zum Ende der Vertragslaufzeit sollen wie in Meißen die Malteser die Aufgabe übernehmen. Außerdem berichtet der MDR, was die DRK-Leute gerne endlich selbst von ihrem Arbeitgeber hören würden: Die bisher tätigen Mitarbeiter sollen übernommen werden.