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Doch noch volle Körbe

Die Pilzsaison 2016 begann sehr früh. Nach einer Durststrecke kommen Sammler jetzt auf ihre Kosten.

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© dpa

Von Miriam Schönbach

Herbstzeit ist Pilzzeit. Aber in diesem Jahr blieben gerade im September die Körbe leer. Trotzdem zeigen sich die Pilz-Experten wie Marita Marx noch optimistisch. Nach langer Trockenheit fiel im Oktober endlich der erhoffte Regen. „Es macht auch nichts, dass es nun ein bisschen kälter ist“, sagt die Wilthener Fachfrau. Knapp 30 Jahre arbeitet sie ehrenamtlich als Pilzberaterin. „Blumen des Waldes“ nennt sie die Schirmlinge liebevoll.

Dabei begann das Pilzjahr 2016 eigentlich erfreulich. Im Juni gab es Sommersteinpilze. Ihnen folgten Birkenpilze, zeitige Täublinge, Rotfußröhrlinge und Ziegenlippen. Auch das „Gold des Waldes“ – die Pfifferlinge – meldete sich zeitig aus dem Moos lichter Wälder. Anfang September hat die Naturschützerin sogar noch Krause Glucken – sie sehen wie ein Blumenkohl aus – gefunden. Aber dann war Schluss. Die Sonne gab zwar am Ende des Sommers ihr Bestes, den ausgetrockneten Waldböden aber fehlte das Wasser von oben.

Viele Pilzsammler derzeit unterwegs

Diese Feucht-Warm-Kombination mögen Pilze indes am liebsten. Nun aber blieben sie in ihren Startlöchern in den tieferen Bodenschichten einfach hocken. Mit dem Regen machen sich immer mehr Pilzsucher auf den Weg in den Wald, wie Ranger Herbert Schnabel aus dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft beobachtet. Er ist zwischen Lohsa, Großsärchen, Milkel und Königswartha unterwegs. Um 10  000 Hektar kümmert er sich. „In diesem waldreichen Gebiet gibt es überall gute Pilzecken. Momentan kommen viele zum Suchen“, sagt er.

Dabei machen nicht nur Senioren Halt, immer mehr Familien streifen auf der Suche nach Maronen – auch Braunkappe genannt – unter lichten Fichten oder Kiefern, nach Fichten- oder Kiefernsteinpilz oder Rotkappen in der Nähe von Birken durch das Moos. Mit diesen Pilzen gehen die meisten Sucher auf Nummer sicher. Auf der Speiseliste der Oberlausitzer Pilze haben die Pilzberater aber insgesamt 69 essbare Arten in 27 Gruppen zusammengetragen.

Grünling und Kahler Krempling gefährlich

Ausschlaggebend waren Wohlgeschmack und Unbedenklichkeit. Gruppen sind zum Beispiel Steinpilze, Sandpilze oder Täublinge. Die Liste gilt seit 2009. Sie dient auch als Grundlage für die Pilzberater, wenn Pilzsucher mit ihnen unbekannten Exemplaren an der Tür klingeln und nach Hilfe suchen, ob sie ihren Fund in der Pfanne braten können oder besser nicht.

Vor zwei Pilzen warnt Marita Marx, weil sie immer noch bei vielen im Korb landen. Der Grünling, der im Sand der Kiefernwälder nördlich von Bautzen zu finden ist, wird in älterer Literatur als schmackhafter Marktpilz beschrieben. „Es sind aber Todesfälle aus Polen und Frankreich bekannt“, sagt die Pilzberaterin. Auch der Kahle Krempling ist ein solcher Pilz, den die Großeltern noch ohne Bedenken aus dem Wald holten. Doch auch nach seinem Verzehr sind schon Menschen gestorben.

„Ein bisschen Wissen“ sollte man zum Pilzesammeln schon mitbringen, sagt Pilzberaterin Rosemarie Kießling aus Bautzen. Gern würden zum Beispiel der Falsche und der Echte Pfifferling verwechselt. Erst kürzlich standen Sammler bei ihr vor der Tür mit Karbol-Champignons. Als blütenweißer Unschuldsengel gaukelt er Unwissenden vor, ein köstlicher Weißer Anis-Champignon zu sein. „Wer sich nicht auskennt, sollte lieber bei uns nachfragen. Dafür gibt es Pilzberater. Wenn ich mal nicht da bin, bin ich in den Pilzen“, sagt die Bautzenerin.

Interessantes bei Pilzausstellungen

Ranger Herbert Schnabel hat noch einen weiteren Tipp. „Es finden regelmäßig Pilzausstellungen statt, wie jetzt beim Fischerfest in Kreba. Dort haben wir zum Beispiel den Pantherpilz neben den Perlpilz und den Knollenblätterpilz neben einen Täubling gelegt. Diese Pilze werden gern verwechselt. Wenn Sie nebeneinander liegen, kann man schon Unterschiede ausmachen“, sagt er. Auf Pilzausstellungen bekommen Interessierte jedoch zuweilen auch Raritäten zu sehen. So lernte der Biosphärenmitarbeiter in diesem Jahre eine Becherkoralle kennen. Der Pilz wird als extrem selten eingeordnet.

So eine Besonderheit ist für Herbert Schnabel der Rötende Saftwirrling. „Ich habe diesen Pilz in den vergangenen 30 Jahren noch nicht gefunden. Möglich, dass er in Laubwaldgebieten häufiger vorkommt. Da ich überwiegend Kiefern- oder Mischwald unterwegs bin, kannte ich ihn noch nicht“, sagt der Ranger. Ein weiterer Weg Pilze kennenzulernen sind geführte Pilzwanderungen. Für Sonnabend lädt Marita Marx zum letzten Mal dieses Jahr zu einer Tour, um die „Blumen des Waldes“ zu erkunden. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Parkplatz des Anglerheims Richtung Oppach.

Pilzberater: www.landkreis-bautzen.de/15125.html