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Dienstältester Nationalparkchef wird weggelobt

Das Umweltministerium schiebt Nationalparkchef Jürgen Stein auf einen unauffälligen Posten und verkauft es als Beförderung.

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Von Hartmut Landgraf

Deutschlands dienstältester Nationalparkchef Jürgen Stein wird versetzt. Überraschend teilte das sächsische Umweltministerium am Donnerstagabend mit, dass der Leiter des Nationalparks Sächsische Schweiz zum 1. Januar die Führung des „Amtes für Großschutzgebiete“ in der Graupaer Sachsenforst-Geschäftsleitung übernimmt. Steins Nachfolger in Bad Schandau wird der Chef des Nachbarforstbezirks Neustadt, Dietrich Butter.

Das Amt für Großschutzgebiete beim Staatsbetrieb Sachsenforst ist als übergeordnete Verwaltungsstelle für das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide/Gohrischheide, das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaften und den Nationalpark Sächsische Schweiz zuständig. Rein formal wird Stein also befördert. Aber schon allein der bisherige Zuschnitt des Postens weckt Zweifel daran. Das Amt für Großschutzgebiete ist ein Zwei-Mann-Büro beim Sachsenforst. Eine Stelle, die es erst seit drei Jahren gibt und die bislang vom Abteilungsleiter der oberen Forst- und Jagdbehörde in Personalunion mitgeleitet wurde. Vor allem ging es um koordinierende Aufgaben. Wie aus Sachsenforstkreisen verlautete, nahm das Amt bislang auf konkrete Entscheidungen im Nationalpark wenig Einfluss. Dass sich am Aufgabenzuschnitt der Stelle künftig etwas ändern werde, war Insidern nicht bekannt.

Der zuständige Abteilungsleiter im Ministerium bestätigte zudem SZ-Informationen, wonach der neue Leiter für die Großschutzgebiete der Forst- und Jagdbehörde untergeordnet wird. Stein werde sich vor allem um die Umsetzung der einheitlichen europäischen Naturschutzrichtlinie „Natura 2000“ zu kümmern haben. Die aber ist in den drei Großschutzgebieten bereits durch deren strenges Regelwerk erfüllt. Neue Managementpläne für die Schutzgebiete müssten nicht erarbeitet werden, so die Pressestelle.

Schwelende Konflikte

In den vergangenen Monaten hatte es heftige Kritik am Nationalpark gegeben, insbesondere am Nationalparkchef. Nach den Treibholzschäden des Kirnitzschhochwassers im August bauten Anwohner und Tourismusfirmen politischen Druck für Änderungen im Management des Nationalparks auf. Zuvor gab es im Sommer Proteste gegen die Wanderverbote im Nationalpark. Tenor: Immer mehr Wege würden heimlich verschwinden. Der Nationalpark habe sich in den letzten Jahren durch viele solcher Animositäten immer mehr isoliert, sagt Ivo Teichmann, Chef des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge. Er begrüßt den Wechsel.