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Die Superdusche kommt aus Sohland

Stefan Raab hat ein skurriles Badzubehör entwickelt. Produziert wird es rund um die Uhr in der Lausitz.

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© dpa

Stefan Raab sorgt mal wieder für Aufsehen. Mit „Doosh“. Nein, das ist keine neue Fernsehsendung. Sondern ein Duschkopf. Ja, richtig gelesen, ein Duschkopf. Aber kein gewöhnlicher. Schließlich wurde er von Raab erfunden. Und der gibt sich nun mal nicht mit Nullachtfuffzen-Dingen ab. Vor wenigen Tagen hat der TV-Entertainer das Produkt erstmals öffentlich präsentiert. Anderthalb Tage später waren schon 1.000 Stück verkauft. Inzwischen dürfte der Absatz kräftig gestiegen sein. Zumal Raab am Sonnabend als Gast in der ZDF-Sendung „Wetten dass“ ganz unverfroren seine Erfindung angepriesen hat.

Jörg Krause steht an der Maschine, die die Ober- und Unterteile des Duschkopfs fertigt. Er trägt nicht etwa eine Dusch-, sondern eine Hygienehaube. Das ist bei Jokey Pflicht, weil dort Lebensmittelverpackungen hergestellt werden. Foto: Thorsten Eckert
Jörg Krause steht an der Maschine, die die Ober- und Unterteile des Duschkopfs fertigt. Er trägt nicht etwa eine Dusch-, sondern eine Hygienehaube. Das ist bei Jokey Pflicht, weil dort Lebensmittelverpackungen hergestellt werden. Foto: Thorsten Eckert © Thorsten Eckert

Je besser der Verkauf läuft, um so größer ist die Freude in Sohland. Denn „Doosh“ wird dort hergestellt. Bei der Firma Jokey Plastik. „Wir produzieren feste. In drei Schichten. Etwa 5 000 Stück pro Woche“, berichtet Jörg Krause strahlend. Der zuständige Projektleiter ist froh darüber, dass er jetzt endlich über diesen besonderen Auftrag reden kann. Monatelang durfte nichts nach außen sickern. Der 48-Jährige selbst erfuhr erst spät, was oder besser gesagt wer sich hinter dem Arbeitstitel „RAB001“ verbirgt. Im letzten Herbst war das. Da liefen die Vorbereitungen für die Produktion schon ein dreiviertel Jahr.

Zuvor hatte Stefan Raab bereits zweieinhalb Jahre an dem Duschkopf getüftelt. Der ist nicht rund, sondern sieht aus wie ein breiter Kleiderbügel. Auf der Unterseite hat er 204 Düsen. „Dadurch kann man einen breiten sanften Wasservorhang über den ganzen Körper laufen lassen“, nennt Jörg Krause einen der Vorteile. Raabs Antrieb unter die Erfinder zu gehen, war jedoch ein anderer. Bei einem Grillabend hatte er aufgeschnappt, dass es Frauen stört, wenn bei jedem Duschen die Haare nass werden. Stellt man „Doosh“ auf Schulterhöhe ein und steckt lange Haare hoch, passiert das nicht. „Man kann aber auch umschalten. Dann tritt das Wasser nur in der Mitte als kräftiger Strahl aus“, erklärt der Sohlander Projektleiter.

Dass der „wasserspendende Kleiderbügel“ in Sohland produziert wird, ist dem berühmten Zufall zu verdanken. Als Raab seine Erfindung schützen ließ, fragte er seinen Patentanwalt, ob der ihm jemanden empfehlen könne, der daraus ein Industrieprodukt macht. Der Anwalt verwies ihn an einen früheren Kunden. Und dieser Entwickler wiederum kannte die Firma Jokey von früheren Projekten. „Er frage an, ob wir auch mal einen Duschkopf herstellen wollen“, erzählt Jörg Krause und fügt lachend an: „Wir haben ja vor nichts Angst. Also haben wir gesagt, lass uns doch mal sehen“. Später – gibt er zu – sei ihm dann doch etwas bange geworden. Denn die Herstellung von „Doosh“ ist viel komplizierter als die von Plastik-Eimern und Bechern als Verpackung für Lebensmittel und Farben, womit die 140 Jokey-Mitarbeiter vorwiegend beschäftigt sind. Doch das Team stellte sich der Herausforderung. Alle notwendigen Maschinen und Werkzeuge wurden angeschafft, neue Technologien eingeführt, eine spezielle Montagestrecke installiert. „Etwa 120 000 Euro haben wir investiert“, sagt Armin Schönfeld, bei Jokey zuständig für Controlling und Personal.

Zuerst werden neun verschiedene Kunststoffteile im Spitzgussverfahren hergestellt. Darunter sind auch die Dichtungen, da es im Handel keine geeigneten gibt. Dann pressen Mitarbeiter die Umschaltmechanik in das Oberteil. Anschließend werden Ober- und Unterteil per Kunststoffschweißen verbunden. Zum Schluss „brennt“ noch ein Laser den Schriftzug „Doosh“ aufs Oberteil. Das Zusammensetzen der Umschaltmechanik und das Verpacken der fertigen Duschköpfe erledigen die Oberlausitzer Werkstätten. Etwa 50 Leute haben in dem von der Diakonie betriebenen Unternehmen, das vorwiegend Behinderte beschäftigt, damit zu tun. „Stefan Raab wollte unbedingt, dass sein Duschkopf ein rein deutsches Produkt sein soll, dass auch alle Werkzeuge hier gefertigt werden“, erzählt Jörg Krause und fügt an: „Es ist sogar ein rein sächsisches Produkt.“

Die Sohlander Firma liefert die Ware direkt an das Zentrallager von „Butlers“. Das Handelsunternehmen mit Sitz in Köln, das 160 Filialen in zehn Ländern – auch in Dresden – und einen Internet-Shop hat, vertreibt Raabs Duschkopf. Außerdem gibt es ihn bei Amazon. 29,90 Euro kostet das Stück und passt an jeden genormten Duschschlauch. Dafür, dass „Doosh“ bekannt wird, sorgt auch Lena. Jene Lena, die 2010 für Deutschland den Eurovision Song Contest gewann. In einem Video, das bei YouTube zu sehen ist, räkelt sie sich unter dem Wasservorhang – allerdings nicht nackt, sondern im Kostüm von Computerspiel-Heldin Lara-Croft. Mehr als eine Million Mal wurde das Video schon aufgerufen.

Stefan Raab hat sich bisher noch nicht angesehen, wo und wie seine Erfindung produziert wird. „Er hat einfach noch keine Zeit dafür gefunden, will es aber unbedingt mal machen“, sagt Jörg Krause. Bis es so weit ist, kann sich der TV-Entertainer das wenigstens im Fernsehen anschauen. Ein Team der Pro-Sieben-Sendung Galileo hat zwei Tage bei Jokey und in den Oberlausitzer Werkstätten gedreht. Der Film wird heute Abend gezeigt.