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Die Ruhe der Berge

Hans-Georg Ponesky zog 2009 ins Zittauer Gebirge und spricht erstmals über die neue Heimat, Musik im MDR und die Zukunft von „Alles singt mit“.

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Von Holger Gutte

Hans-Georg Ponesky ist angekommen. „Wir sind derheeme, wie man hier sagt“, erzählt der 78-Jährige. Mit derheeme meint er das Zittauer Gebirge und speziell seine Wohnung in Lückendorf. Die hat er mit seiner Frau vor etwa zweieinhalb Jahren gegen seinen damaligen Wohnsitz im sonnigen Spanien eingetauscht.

Spanien ist längst kein Winterquartier mehr für sich zur Ruhe setzende Mitteleuropäer, schildert der Journalist und Showmaster, der vor allem mit Sendungen wie „Alles singt“ und „Spielspaß“ ein Millionenpublikum hatte. „Die Häuser haben größtenteils keine Dämmung. Da friert man im Winter mehr als in Deutschland. In unserem Alter denkt man aber auch an die medizinische Versorgung, die man ja irgendwann braucht“, sagt er. Also war für Dr. Karin und Hans-Georg Ponesky klar, nach Deutschland zurückzukehren. Nur Berlin sollte es nicht wieder sein. Dort seien alle in Eile und viele so frustriert. „Wir fahren natürlich oft zu unseren Kindern nach Berlin. Aber wenn wir dann unsere Berge sehen, freuen wir uns auf derheeme.“

Frau mit weißem Hund

Hier schöpfen Poneskys Kraft. An Aussichtspunkten wie dem Jeschkenblick in Lückendorf können sie sich nicht sattsehen. Beide kennen das Zittauer Gebirge aus zahlreichen Fernsehaufzeichnungen. Genau deswegen und weil ihnen die natürliche Art der Oberlausitzer gefällt, zog es sie auch hierher. Was viele nicht wissen, seine Frau Karin ist fast immer bei seinen Auftritten seine rechte Hand gewesen. Beide bildeten mit Joachim Gocht das Dreiergespann, das die so erfolgreiche Sendung möglich machte.

Und so wie früher fragen auch heute noch die Leute, wer ist eigentlich die Frau an seiner Seite. Für viele Lückendorfer ist sie mittlerweile die Frau mit dem weißen Hund. Der sieht aus wie ein kleiner Teddybär, ist ein Bichon frisé und gehört zu der Großfamilie der Malteser. Poneskys haben ihn deswegen auch Osito genannt. Auf Spanisch beschreibt man damit die kleinere Form von Bär. Dreimal drehen sie mit ihm täglich ihre Runden in Lückendorf oder fahren auch mal in die anderen Gebirgsorte. Stück für Stück erkunden sie so die Ecken im Gebirge, die sie noch nicht kennen.

Schutzpatron der Volkslieder

Und egal, wo sie aufkreuzen, überall werden sie angesprochen und gefragt: „Macht ihr noch mal eine Veranstaltung?“ Hans-Georg Ponesky kann es im Augenblick nicht sagen. Aus gesundheitlichen Gründen brauchen beide eine Auszeit. Ihr „Alles singt mit“ im vergangenen Jahr in der Eishalle in Jonsdorf hat viel Kraft gekostet. Die müssen sie erst wieder tanken. „Aber so etwas geht auch nur hier. Das macht kein MDR-Fernsehen“, sagt er. 350 Sänger standen da auf der Bühne und sangen vor über 2.400 begeisterten Zuschauern. „Auch das ist die Oberlausitz, keiner der Mitwirkenden hat dabei groß Geld verdient und trotzdem mit viel Hingabe mitgemacht“, sagt er.

Genau das ist es, was ihn heute am Fernsehen ärgert. Poneskys verfolgen natürlich in ihrer Wohnung in Lückendorf die Volksmusiksendungen vorm Fernseher. „Aber das sind keine mehr. Wo werden denn da echte Volkslieder gesungen“, ärgert er sich. Es gibt über 100.000 deutschsprachige Volkslieder. Die müssten viel mehr gepflegt werden. Bei Sendungen wie „Alles singt“ wurden sie das. „Die Leute haben uns alte Liedbücher geschickt, die sie irgendwo bei ihren Großeltern auf dem Boden gefunden hatten.“ Eine richtige Volksliedbibliothek haben sie damals davon angelegt. Hans-Georg Ponesky überlegt jetzt, was man damit machen könnte. Volkslieder müssten in der Schule genauso eine Rolle spielen wie Goethe und Schiller, mahnt er. Bei den vielen Kontakten, die er immer noch zu den Volkschören hat, fällt ihm dabei bestimmt etwas ein.