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Die Rettung für Robur-Fahrzeuge

Ein Schirgiswalder betreibt den weltweit größten Handel für Ersatzteile der legendären Marke aus Zittau. Weil er eine mutige Entscheidung getroffen hat.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Von Türdichtgummis über Schalthebel und Ölpumpen bis hin zum kompletten Motor. Wer Ersatzteile für ein Fahrzeug der Marke Robur sucht, wird bei Anton Jäckel fündig. „Ich bin weltweit der größte Händler von Robur-Ersatzteilen“, sagt der Schirgiswalder. Das klingt nicht angeberisch, sondern ganz sachlich. Und es ist keine Übertreibung. Schließlich hat der 28-Jährige das zentrale Ersatzteillager des ehemaligen Zittauer Lkw-Herstellers komplett aufgekauft, als der vorherige Besitzer es nicht mehr haben wollte.

„Bevor ich mich dazu entschieden habe, hatte ich viele schlaflose Nächte. Schließlich musste ich dafür eine Menge Geld ausgeben, einen Kredit aufnehmen“, gibt Anton Jäckel zu und betont: „Wenn meine Familie und meine Freunde nicht hinter mir stehen würden, hätte ich es nicht gemacht.“ Vor drei Jahren war das. Laster für Laster hat der Schirgiswalder das Material in seine Heimat geholt. Rund 600 Tonnen insgesamt. Jetzt verkauft Anton Jäckel die Teile vorwiegend übers Internet, betreibt für das Oldtimerlädchen, wie er seine Firma nennt, eine eigene Internetseite. Er verschickt die Ware in alle Welt, unter anderem nach Kuba, Russland, Polen und in den Kosovo. Zu DDR-Zeiten produzierte das Robur-Werk pro Jahr um die 5 000 Fahrzeuge, hauptsächlich Laster und kleine Transporter, aber auch Feuerwehren. Bekannt sind sie vor allem unter der Bezeichnung LO. 1991 schloss der Betrieb. „Deutschlandweit sind heute noch rund 50 dieser Feuerwehrautos im Einsatz“, berichtet Anton Jäckel. Die Zahl der insgesamt noch zugelassenen Robur-Fahrzeuge schätzt er auf 3 000. „Tendenz steigend“, sagt der Ersatzteilhändler. Das liege daran, dass viele Oldtimerfans jetzt solche Fahrzeuge aufbauen, die bisher in Schuppen und Garagen verstaubten. „Robur wird immer beliebter. Es gibt auch viele Werkstätten, die wieder anfangen, Fahrzeuge der Marke zu reparieren“, freut sich der 28-Jährige, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er das Ersatzteillager aufkaufte.

Anton Jäckel ist von Beruf Kfz-Mechatroniker, hat auch den Meisterabschluss gemacht, war in der Lkw-Branche und in der Motoren-Instandsetzung tätig. Er ist Oldtimerfan, besitzt unter anderem einen Traktor der Marke Lanz-Bulldog und eine Steh-Ameise. Den Handel mit Ersatzteilen und Baugruppen von Robur, aber auch vielen anderen Herstellern betrieb er einige Zeit als Nebengewerbe. Seit anderthalb Jahren ist er damit selbstständig. „Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen“, ist der 28-Jährige zufrieden, der vom Einstellen der Teile in seinen Internetshop über die Bestellannahme bis hin zum Versand alles allein erledigt. Etwa 90 Prozent der für Robur-Fahrzeuge benötigten Teile hat er vorrätig. Die meisten als Original. „Ich lasse aber auch Ersatzteile nach produzieren“, berichtet Anton Jäckel. Dabei legt er Wert darauf, mit deutschen Firmen zusammenzuarbeiten. Motoren, Getriebe und andere Baugruppen kann er dank seines Berufes selbst instand setzen. Derzeit lagern Auspuffanlagen, Bremsen, Blinkerschalen, Karosserie-Elemente und all die anderen Teile in Kirschau in einer alten Halle, die einst einem Textilbetrieb gehörte. Anton Jäckel hat sie gekauft, gibt sich damit aber nicht zufrieden. Nächstes Jahr will er in Nähe des Schirgiswalder Bahnhofs einen Neubau für sein Oldtimerlädchen errichten.

Zusammen mit den Robur-Ersatzteilen ging auch ein umfangreiches Archiv des ehemaligen Zittauer Fahrzeugherstellers in seinen Besitz über. Dazu gehören unter anderem Typenschilder, Werbeprospekte, Ersatzteilkataloge, Zeichnungen und jede Menge dicke Aktenordner, die Anton Jäckel noch gar nicht alle durchblättern konnte. „Das möchte ich alles mal an ein Museum geben. Denn ich will, dass es öffentlich zugänglich wird“, sagt der Unternehmer.

www.oldtimerlaedchen.de