Merken

Die neuen Chefs von Adams Gasthof

Seit 1. Mai betreiben die ehemaligen Macher des Dresdner „Villandry“ das Moritzburger Traditionshaus. Einschneidender ist die Veränderung bei anderen Gasthöfen.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Moritzburg. Sie wollten sich neu orientieren und wurden in Moritzburg fündig. Die Gründer und bisherigen Inhaber des Dresdner Restaurants Villandry haben zum 1. Mai Adams Gasthof übernommen. Genauer gesagt, haben Uwe und Bernd Haufe die Moritzburger Traditionsgaststätte für zehn Jahre gepachtet.

Inhaber bleibt Rainer Kretzschmar. Er übergab das Haus in andere Hände, nachdem er es 13 Jahre als Eigentümer selbst betrieben hatte. „Adams ist lebende Geschichte, ein Haus, das Seele hat“, erklärt er. Er freue sich, jemanden gefunden zu haben, der diese Tradition weiterlebt. Warum er die gut gehende Gaststätte aufgibt, sagt er: „Man muss rausgehen, wenn es am meisten Spaß macht.“ Kretzschmar ist jetzt Ende 50 und wolle sich etwas zurücknehmen.

Der Gastronomie bleibt er dennoch treu. Unverändert betreibt Rainer Kretzschmar seinen Gasthof Forsthaus auf der Schlossallee. Diesen eröffnete er 1999. Fünf Jahre später übernahm er noch Adams Gasthof. Die Übergabe an die Haufe-Brüder ist nahtlos erfolgt. Wer noch beim Vorgänger einen Tisch reserviert oder gar ein ganzes Veranstaltungspaket gebucht hat, kann sich ganz beruhigt auf den Termin freuen. „Alle Absprachen bleiben erhalten“, versichern Bernd und Uwe Haufe. Wo noch Absprachen nötig sind, würde man sich bei Kunden melden. Wer als Gast zu seiner Vorbestellung noch etwas absprechen möchte, kann gern im Gasthof anrufen.

Wesentlich einschneidender sind die Veränderungen bei anderen Gasthöfen – etwa beim Berggasthaus Zum Pfeiffer in Radebeul-Wahnsdorf. Es hat zum 1. Mai seinen Restaurantbetrieb aufgegeben. Leser wandten sich verwundert an die Sächsische Zeitung, nachdem sie vor verschlossener Tür gestanden hatten oder kurzfristig eine telefonische Absage erhielten, obwohl sie vor Monaten schon für eine Familienfeier einen Tisch reserviert hatten. „Die sind gut gewesen, mit schönem Ambiente und schönem Blick“, sagt eine enttäuschte Radebeulerin.

Als Grund nennt Chefin Andrea Lehmann schlicht und ergreifend Personalmangel. Sowohl für die Küche als auch für den Service seien zurzeit keine Leute zu bekommen. Damit hätten aktuell viele gastronomische Betriebe zu kämpfen.

„Wir sind mitten in der Neuausrichtung“, verrät Andrea Lehmann, die seit 1992 die Inhaberin ist. „Wir wollen uns auf das Hotel, auf Feiern und Tagungen konzentrieren.“ Für Hotelgäste gäbe es eine kleine Speisekarte. Zu Feiern und Tagungen bietet das Team Buffet und Plattenservice an. Als Neuheit veranstaltet das Haus seit vergangenem Wochenende einen wöchentlichen Sonntagsbrunch in der Zeit zwischen 10 und 15 Uhr. Außerdem können Gäste immer sonntags bis 17 Uhr zu Kaffee und Kuchen einkehren.

Das Fachkräfteproblem bringt selbst das Restaurant im Weingut Schloss Proschwitz in ernste Nöte. Wie manch hungriger Ausflügler zur Kenntnis nehmen musste, hat das Lippe’sche Gutshaus im Diera-Zehrener Ortsteil Zadel ebenfalls das A-la-carte-Geschäft bis auf Weiteres eingestellt.

„Es ist uns trotz langfristiger Suche seit November nicht gelungen, eine geeignete Restaurantleitung zu finden“, sagt Inhaberin Alexandra Prinzessin zur Lippe. Darum habe man den normalen Gasthausbetrieb nach der regulären Betriebsruhe Mitte Februar dieses Jahr gar nicht erst aufgenommen. „Der Kunde hat einen Anspruch auf ein anständiges Angebot und eine entsprechende Qualität“, begründet die Chefin. „Wenn ich das nicht gewährleisten kann, gehe ich kein Risiko ein.“

Allerdings handelt es sich nur um eine vorübergehende Lösung. „Wir brauchen das Restaurant und wollen es unbedingt halten“, betont sie. Deshalb sucht sie weiter nach einer versierten Restaurantleitung. Dieser Posten verlangt reichlich Erfahrung und Organisationstalent. Wer den Job mache, müsse auch das Catering für Großveranstaltungen im Schloss managen, erklärt Alexandra Prinzessin zur Lippe.

Bis jemand gefunden ist und das Lippe’sche Gutshaus wieder für spontane Gäste öffnet, kann es nach wie vor für Familienfeiern gebucht werden. Je nachdem, was gewünscht ist, bereitet das Team um Küchenchef Tim Heyne dafür gern ein abgesprochenes Menü oder Buffet zu.

Zurück in die Moritzburger Ecke: Noch immer geschlossen ist das bekannte Boxdorfer Gasthaus Baumwiese. An der Vordertür wie auch hinten hat der letzte Betreiber ein Schild angebracht. Die Baumwiese wurde im Sommer 2015 für 685 000 Euro versteigert. Unter den neuen Besitzern ist seitdem an dem Gasthaus keine Entwicklung erkennbar.