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Die Letzten ihrer Art

Es wird viel getan, damit es dem Birkhuhn im Osterzgebirge gutgeht. Nur: Man sieht kaum ein Exemplar davon.

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© dpa

Von Franz Werfel und Maik Brückner

Osterzgebirge. Sie sind zwischen 45 und 60 Zentimeter lang, dunkelbraun – und fast nicht mehr zu sehen. Die fasanenartigen Birkhühner faszinieren Ornithologen unter anderem schon deshalb, weil sie so selten vorkommen. Mittlerweile sind sie vom Aussterben bedroht. Sie stehen auf der Roten Liste, die der Naturschutzbund Deutschland auch im Internet veröffentlicht. Experten meinen, dass im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet insgesamt noch etwa 60 Birkhühner leben – optimistisch geschätzt. Seit Jahren bemühen sich Naturschützer auf beiden Seiten der Grenze, das Birkhuhn vor dem Aussterben zu retten.

In den nächsten Monaten werden dazu weitere Projekte starten. Das eine ist im Moorgebiet bei Zinnwald-Georgenfeld geplant, das Projekt wurde im Umweltausschuss des Kreistages vorgestellt. Hier befindet sich das Zinnwalder Moor, zu dem auf tschechischer Seite das Seegrundmoor und auf sächsischer Seite das Georgenfelder Moor gehören.

Mit einer Fläche von 125 Hektar ist es das größte Moorgebiet im Osterzgebirge. „Die Moore haben nur noch wenig Wasser, weil sie von Moorgräben entwässert werden“, sagte Bernhard Hachmöller, Leiter des Naturschutzreferates, im Kreis-Umweltausschuss. Die Lebensräume der Birkhühner gingen an den Moorrändern durch Aufforstung und dichte Nadelholzkulturen verloren. Dabei habe die Bevölkerung durchaus Interesse an dem Gebiet. Der Moorlehrpfad im Georgenfelder Hochmoor sei rege besucht.

„Das Ziel unseres Projektes ist es, dass der natürliche Moorwasserspiegel wieder steigt – und somit der Spiegel des Grundwassers ebenfalls.“ Der Schutz des Zinnwalder Moors leiste damit auch einen Beitrag für den Hochwasser- und Klimaschutz. „Hinzu kommt: Wir haben an dem Ort bereits ein EU-Vogelschutzgebiet, das auch die Birkhühner umfasst“, so Hachmöller. Zwar habe der Staatsbetrieb Sachsenforst schon ein Birkhuhn-Management aufgebaut. Das ist deshalb wichtig, weil das Waldgebiet rund um Kahleberg und Lugstein fast ausschließlich dem Freistaat gehört und vom Sachsenforst bewirtschaftet wird. „Das Moor macht aber nicht an der tschechischen Grenze halt“, so Hachmöller. In Tschechien sei der dortige Forstbetrieb für Wald und Moor zuständig.

Deshalb ist der Landkreis froh, dass es mithilfe der Europäischen Union und der Sächsischen Aufbaubank gelungen ist, ein großes Projekt zur Rettung der Birkhühner vorzubereiten. In den Jahren 2018 bis 2020 wollen die Technische Universität Dresden, der tschechische Forst und der Sachsenforst sowie die beiden Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Usti (Aussig) das Moorgebiet untersuchen, hydrologische und bauliche Gutachten erstellen, den Grenzgraben innerhalb des Moores anstauen und ein Konzept für ein gemeinsames Birkhuhn-Habitat beiderseits der Grenze entwickeln.

All das wird zusammen eine gute halbe Million Euro kosten. Den größten Posten davon trägt mit 200 000 Euro die TU Dresden. Der Landkreis will sich mit 75 000 Euro beteiligen. Davon muss er aber nur rund ein Siebtel selbst bezahlen, der Rest kommt von der Aufbaubank. Heiko Weigel, der zuständige Beigeordnete des Landrates, sagte, im Landratsamt sei man stolz, dass man das Projekt so hinbekommen habe. „Nun können wir mit wenig eigenem Geld sehr viel erreichen.“ Die Kreisräte stimmten im Ausschuss dem Projekt zu.

Doch nicht nur rund um Zinnwald wird etwas für die Birkhühner getan. Auch in der Region rund um Geising sind Maßnahmen geplant. Hier agiert das Naturschutzprojekt Bergwiesen im Osterzgebirge, das viele Wiesen rund um Geising, Fürstenwalde und Fürstenau bewirtschaftet. „Wir ergänzen uns“, sagt Projektmanager Holger Menzer. Das sei wichtig, weil Birkhühner auch im östlichen Zipfel des Erzgebirges leben. Zu diesem Gebiet gehört auch die Fürstenauer Heide. Hier wie in anderen Regionen möchte Menzer Veränderungen vornehmen, um die Lebensbedingungen für Birkhühner zu verbessern. Unter anderem soll ein Stück des Heidegrabens freigelegt werden, um die Bodenstruktur vielseitiger zu machen. Damit werden einige Gebiete ausgetrocknet, andere vernässt. An anderen Stellen möchte Menzer Fichten und Eschen pflanzen. „Birkhühner ernähren sich im Winter von Fichtentrieben. Sie fressen auch Eschensamen“, erklärt er.

Diese Umstrukturierungen sollen im Herbst starten, um auch hier die Lebensbedingungen der Birkhühner zu verbessern. Denn ihre Zahl ist im sächsischen Osterzgebirge rückläufig, zumindest im Kahleberg- und Lugsteingebiet. Das bestätigen die neusten Zahlen des Sachsenforsts, der im Frühjahr die Birkhühner in diesem Gebiet gezählt hat. Demnach wurden hier 13 Birkhühner, genau sechs Hähne und sieben Hennen, beobachtet. „Diese Teilpopulation entwickelt sich über die letzten Jahre hinweg stabil“, sagt Stephan Radler vom Sachsenforst. Dennoch: Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl leicht zurück. Da wurden je acht Hähne und Hennen im Kahleberg- und Lugsteingebiet gezählt.