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Die Heide summt

Rund um Königsbrück blüht es jetzt violett. Das freut auch die Imker.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Die Heide ist violett, so weit das Auge reicht, und sie summt. Tausende Bienen surren durch die Zwergsträucher und nehmen sich eine winzige Blüte nach der anderen vor. Das Heidekraut im Naturschutzgebiet der Königsbrücker Heide blüht in diesem August über und über. Mindestens 1 000 Hektar, das ist ein Siebtel der Fläche des Naturschutzgebietes, nimmt das gemeine Heidekraut ein. Die Zwergsträucher kann man sonst in der Krautschicht lichter Wälder der Oberlausitz und auf Lichtungen entdecken, doch in dieser Ausprägung nur in der Heide.

Die Rehlehne ist so ein Beispiel. Die Fläche, auf der die Panzer früher übten, ist geradezu übersät mit den violettblühenden Pflanzen. Die Brände, die durch den Beschuss entstanden, förderten das Wachstum des Heidekrauts. Ab und zu guckt mal eine Kiefer aus dem Kraut heraus oder eine Gruppe von Birken.

Fachleute beobachten die Entwicklung genau. Cornelia Schlegel arbeitet in der Naturschutzgebietsverwaltung. „Das Besondere ist, dass sich die Heidebestände auf unserem nährstoffarmen Boden noch weiter ausbreiten und sogar das Gras verdrängen. Das gibt es zum Beispiel in der Lüneburger Heide nicht. Dort wird Heide vom Gras verdrängt“, sagt sie. Die Mitarbeiter der Naturschutzgebietswacht greifen so wenig wie möglich in das Wildnisgebiet ein. Doch wenn sie es doch mal auf einigen ausgewählten Flächen tun, muss erst der Kampfmittelbeseitigungsdienst alte Munition des Truppenübungsplatzes wegräumen. Um die Munition freizulegen, graben die Fachleute dann auch manchmal im Boden, die Nährstoffe kommen damit an die Oberfläche und kurze Zeit später wächst auf dem Fleck wieder Gras. Aber bald hat der Regen die Nährstoffe in die unteren Schichten des durchlässigen Bodens gespült und das Heidekraut kommt wieder. Die Entwicklung kann im Laufe der Jahrzehnte bis hin zum Wald gehen.

Doch geschlossene Baumkronen über der Heide sind nicht vorteilhaft, auch weil sie nicht den Anforderungen an den definierten Lebensraum nach der europäischen FFH-Richtlinie entsprechen. Die Naturschutzgebietsverwaltung hat deshalb einige Flächen der Heide immer mal wieder entbuscht. 2014 ließ sie einen halben Hektar kontrolliert abbrennen. Und siehe da: Die Heide kam wieder. „Die Heide ist ein Kind des Lichts und des Feuers“, sagt Andreas Kirsten von der Verwaltung.

Verdrängt der Wald die Heide?

Die Fachleute sind daher gespannt, wie sich das Heidekraut entwickelt, wenn künftig auf 80 Prozent der Fläche überhaupt nicht mehr eingegriffen wird. Wird der Wald es schaffen und das Heidekraut verdrängen? Cornelia Schlegel glaubt noch nicht so richtig daran. „Es wird der Zukunft überlassen bleiben, ob es hier vielleicht sogar natürliche Heideflächen mit nur einem leichten Baumbestand gibt“, sagt sie. 400 Hektar am Rand der Heide werden aber auch weiterhin offen gehalten, damit das Heidekraut auf jeden Fall gute Bedingungen findet. Schließlich soll der Lebensraumtyp erhalten bleiben und Besucher weiterhin die blühende Heide sehen. Nutznießer sind vor allem Insekten wie Schmetterlinge und auch die Bienen. 14 Imker haben ihre Wagen und Beuten am Rand des Naturschutzgebiets aufgestellt.

Einer von ihnen ist Jürgen Platz aus Jiedlitz bei Burkau. Er schätzt den besonderen Heidehonig, auch wenn der sich deutlich schlechter aus den Waben schleudern lässt. Das Heidekraut ist die letzte Möglichkeit im Jahr, Nektar für Honig einsammeln zu lassen. Die Heide blüht relativ spät. Dieses Jahr wird wahrscheinlich auch der Ertrag stimmen, sagt der Imker. Denn das Wetter hat bisher gepasst. Die Heide braucht immer mal wieder ein bisschen Regen. Mitte September wird Jürgen Platz die Bienen zurückholen. Bis dahin können auch Besucher die Heideblüte auf den beiden Heidepfaden in der Zochauer Heide und am Alten Dorf bei Schwepnitz erleben.

Heidefest in Schmorkau am 4. September, ab 9 Uhr, mit Führungen per Bus. Die nächste Wanderung auf dem Heidepfad findet am 28. August, 9 Uhr, statt. Treff ist auf dem Wanderparkplatz Altes Dorf an der B 97 bei Schmorkau.