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Die Flieger-Familie

Eine Potsdamer Familie ist die große Stütze des Aero Team Klix. Selbst der siebenjährige Sohn bekommt eine Aufgabe beim Segelflugwettbewerb.

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© Steffen Unger

Von Kerstin Fiedler

Klix. Diese Wolken – das ist einfach der Wahnsinn. Wenn Markus Kindereit über die Faszination Fliegen spricht, dann strahlt er. Denn hoch oben in der Luft, da gibt es ein ganz neues Lebensgefühl, sagt er. Und zum Glück empfindet wohl die ganze Familie etwas Ähnliches. Denn auch seine Frau Ines Lachmann und die beiden Kinder Antonia und Felix sind jedes Mal begeistert, wenn die Fahrt von Potsdam in den Großdubrauer Ortsteil Klix geht. Denn da spielt sich das zweite Leben der Familie beim Aero Team Klix ab. Am Sonnabend startete der 26. Segelflug-Wettbewerb in der Geschichte des Vereins.

Viel Zeit hat die Familie nicht. Gerade kurz vor Beginn der größten Veranstaltung des Vereins. Jedes Jahr findet hier in der ersten Maiwoche ein Segelflugwettbewerb statt, der weit über die Grenzen Sachsens bekannt und beliebt ist. Es kommen Teilnehmer aus ganz Deutschland, aber auch aus Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Polen, Tschechien und Schweden. 105 Segelflugzeuge und elf Schleppflugzeuge sind für den diesjährigen Wettbewerb angemeldet. Markus Kindereit und Ines Lachmann bleiben allerdings am Boden. Sie haben wichtige Aufgaben zu erfüllen. Denn Kindereit ist der technische Leiter im Verein. Selbst beruflich als IT-Fachmann in einer Digitaldruckerei unterwegs, kümmert sich der 40-Jährige um alle Dinge rund um den digitalen Bereich im Wettbewerb. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den Anmeldeprozess für den Wettbewerb umgestellt. „Jetzt kann sich jeder selbst erfassen und seine Daten ausdrucken“, sagt Ines Lachmann. Dieses Jahr ist Premiere, und es klappt noch nicht alles. Dennoch soll das System die Anmeldung erleichtern. Auch die Internetseite hat die Familie im Blick. Dabei kommen Ines Lachmann ihre beruflichen Erfahrungen zugute. Sie ist im Prozessmanagement einer Bank beschäftigt, automatisiert Geschäftsprozesse zum Beispiel bei Girokonten.

Bei Kamenz aufgewachsen

Während er aus Berlin stammt, ist sie in der Nähe von Kamenz aufgewachsen. Jetzt wohnt die Familie in Potsdam. „Ist einfach ein bisschen grüner“, sagen sie. Ein Freund brachte Ines Lachmann zum Segelfliegen nach Klix. Das war 1999. Nachdem sich Markus Kindereit und Ines Lachmann in Berlin durch die Arbeit kennengelernt hatten, holte sie ihn 2004 hierher. „Ich war damals sozusagen ein fliegerischer Fußgänger“, schmunzelt er. Doch seit dieser ersten Erfahrung wollte er nicht mehr aus Klix weg. „Es ist so ein bisschen wie Klebstoff“, versucht Markus Kindereit seine Liebe zum Klixer Segelflugverein zu erklären. „Einmal reingetreten, kommt man nicht mehr los.“ „Seitdem mischen wir eben den Wettbewerb auf“, ergänzt die 42-jährige Ines Lachmann. Allerdings fliegt Kindereit lieber mit Motorflugzeugen. Er ist somit während des Wettbewerbs auch noch einer der Schleppflugzeug-Piloten. Und seit einem Jahr Ausbilder bei den Motorflugzeugen. „Mit solch einem Flugzeug hat man die Wolken noch anders im Blick“, sagt er. „Da kann man auf die ,Watte’ von oben draufgucken“, sagt er.

Zwei Wochen Urlaub nimmt die Familie jedes Jahr für den Wettbewerb. Und die Kinder? Die sind im Prinzip auf dem Segelflugplatz groß geworden. Antonia war drei Wochen alt, als sie das erste Mal in Klix war. Und eigentlich war die Familie nur einmal nicht beim Wettbewerb dabei. Das war 2010, als Felix geboren wurde. Felix ist ein Wettbewerbs-Geburtstagskind. „Ja, ja“, sagt der quirlige Junge, der am 6. Mai acht Jahre alt wird. Für die zwölfjährige Antonia ist es jedes Jahr schöner. Denn mittlerweile bekommt sie wichtige Aufgaben. Antonia ist für die Anmeldung der Piloten zuständig, aber auch Start- und Ziel-Schreiberin. „Ich muss das Segelflugzeug aufschreiben und die Zeit, wann es startet“, erklärt sie. Dafür ist sie zwischen den aufgestellten Flugzeugen auf dem großen Feld unterwegs. Auch bei der Flugdatenerfassung hilft sie. Dass sie und ihr Bruder von der Schule freigestellt werden, hat einen guten Grund. „Wir sind sehr froh, dass beide gute Noten haben“, sagt Markus Kindereit. Deshalb hat der jeweilige Schulleiter auch zugestimmt. Überhaupt ist es ja ein bisschen schwierig, die Vereinstermine – zum Beispiel das Sommerlager – mit den Ferienzeiten der einzelnen Bundesländer zu koordinieren. Und wenn dann das Wetter mal keinen Wettbewerbsflug zulässt, dann setzt sich Antonia ins Büro und macht Schulaufgaben. Die bekommt sie zugeschickt.

Was den Kindern aber auch noch gut gefällt, das ist das Leben in den beiden Wohnwagen, die auf dem Vereinsgelände stehen. „Wir haben einen eigenen“, sagt Antonia stolz. Und für Felix ist es wichtig, dass er sich hier mal so richtig austoben kann. Mit dem Fliegen kann er nämlich noch nicht anfangen, dafür ist er noch zu leicht. Aber auch für ihn gibt es in diesem Jahr erstmals eine Aufgabe. Felix darf beim Betanken der Motorflugzeuge mithelfen.

Besucher sind beim Segelflugwettbewerb willkommen. Bei gutem Wetter finden die Starts täglich bis zum 5. Mai zwischen 11 und 13 Uhr, die Landungen ab 16 Uhr statt.