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Die Bastei-Aussicht verschwindet

Nun steht es fest: Nie wieder werden Besucher die vorderen zehn Meter der weltberühmten Aussicht auf dem Basteifelsen betreten. Für den Erhalt des Blicks ins Elbtal gibt es aber Ideen.

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© ddp images

Von Nancy Riegel und Franz Werfel

Nun steht es fest: Nie wieder werden Besucher die vorderen zehn Meter der weltberühmten Aussicht auf dem Basteifelsen betreten. Bis zum Sommer hatte sich das sächsische Finanzministerium mit seinem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilienmanagement (SIB) Zeit ausgebeten, alle Untersuchungen zur Geologie des Felsens noch einmal genau zu prüfen. Das mit Wasser vollgesogene, poröse Gestein kann wohl nicht mehr stabilisiert werden.

Bei der Inspektion des Basteifelsens durch eine Spezialfirma im Juni 2016 trat das Ausmaß der Schäden erstmals zutage. Inzwischen weiß man, dass eine Sanierung des stark porösen Gesteins unterhalb der Aussichtsplattform nicht möglich ist.
Bei der Inspektion des Basteifelsens durch eine Spezialfirma im Juni 2016 trat das Ausmaß der Schäden erstmals zutage. Inzwischen weiß man, dass eine Sanierung des stark porösen Gesteins unterhalb der Aussichtsplattform nicht möglich ist. © Robert Michael

Dem Vernehmen nach hat die Landesdirektion dem SIB in der vergangenen Woche die Erlaubnis für zwei Baumaßnahmen erteilt: In einem ersten Schritt sollen am Fuß des Felsens Steinschlag-Schutzzäune errichtet werden. Diese Sicherung sei Voraussetzung für alle weiteren Umbauten am Felsen und könnte schon bald beginnen. In einem zweiten Schritt sollen auf den vorderen Metern der Aussichtsplattform die Gehwegplatten abgebaut werden. Ebenfalls verschwinden soll das Geländer, das vor der derzeitigen, hinteren Absperrung liegt. Und auch die kleine Brücke, die das Basteiplateau mit der vordersten Aussicht verbindet, werde in den nächsten Monaten abgebaut. Der genaue Zeitplan für all diese Maßnahmen stehe noch nicht fest.

Offen ist auch, wie es anschließend an der Basteiaussicht weitergehen kann. Das Finanzministerium hat nach SZ-Informationen signalisiert, langfristig nach einer guten Lösung für den Basteiblick suchen zu wollen. Allein bei abgebauten Gehwegplatten solle es demnach nicht bleiben.

Kritische Blicke von allen Seiten

Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, wirft dabei eine wichtige Frage auf: „Wie kann die Bastei auch in Zukunft für die Besucher so attraktiv wie möglich bleiben?“ Der Verband habe großes Interesse daran, dass Plattform und Aussicht ein Top-Besuchermagnet in der Region bleiben. Die Bastei lockt jährlich etwa 1,5 Millionen Touristen an – das ist Schätzungen zufolge jeder fünfte Besucher der Sächsischen Schweiz.

Interesse an einer guten Lösung für die Gäste hat auch Dieter Schröter, Chef des Berghotels auf der Bastei. Noch bis 2093 läuft sein Erbbaupachtvertrag auf dem Basteiplateau. Die Sicherheit habe Priorität, sagt er. Nicht einverstanden wäre er aber, wenn sich der Freistaat nach dem Rückbau an der Bastei zurückziehen würde. „Die Felsformation ist eines der wesentlichen Merkmale des Basteimassivs“, sagt er. Ziel müsse es sein, Besuchern die historische Aussicht auch künftig zu ermöglichen. „Der Basteifelsen gehört einfach zur Sächsischen Schweiz“, so Schröter. Die Meldungen über den Zustand des Felsens hätten ein europaweites Echo ausgelöst. Ein Skywalk, der über den eigentlichen Felsen hinausgeht, ist nicht sein Favorit, „denn das gab es ja vorher auch nicht“. Eine Aussichtsplattform am Ende eines frei schwebenden Bodens, die den ursprünglichen Blick auf das Elbtal unverstellt ermöglicht, könne er sich hingegen gut vorstellen.

Dass Gäste den einstigen Blick auf das Elbtal wiederbekommen, wünscht sich auch der Leiter des Nationalparks Sächsische Schweiz, Dietrich Butter. Die Bastei liegt in der besonders geschützten Kernzone des Parks – und bindet viele Besucher an einem Punkt. „Mit seiner besonderen Landschaftsausschau hat der Basteifelsen eine ganz wichtige Funktion“, so Butter. Dieser Ausblick sei zwar nicht ganz verschwunden, er präsentiere sich aber nicht mehr so spektakulär wie von der Spitze der Felsnase.

Die Nationalparkverwaltung müsse Dietrich Butter zufolge mögliche Alternativen auf zwei Aspekte hin prüfen: „Der gewachsene Felsen ist ein geschütztes Biotop, das nicht durch zusätzliche Einbauten wie etwa Stahlverankerungen verändert werden darf. Zweitens muss sich jede Veränderung gut in die Landschaft einpassen – also sowohl beim Ausblick von oben auf dem Felsen als auch von unten sowie von der gegenüberliegenden Elbseite“, sagt Dietrich Butter. Er macht aber auch deutlich: „Neben dem Naturschutz haben wir auch die Aufgabe, die Natur für Bewohner und Besucher erlebbar zu machen.“

Dieter Schröter würde sich wünschen, dass sich der Freistaat an einer wie auch immer gearteten Lösung auch finanziell beteiligt. „Wenn ich als Unternehmer beispielsweise eine Aussichtsplattform baue, müsste ich die Kosten auf die Gäste umlegen“, sagt er. Der Freistaat habe es angesichts der guten Haushaltslage nicht nötig, an dieser Stelle zu sparen – und so womöglich ein touristisches Pfund zu verspielen.