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Auwaldzecke breitet sich aus

Mit den Temperaturen steigt auch die Zeckengefahr. So wie der Holzbock überträgt auch die Auwaldzecke die Gehirnhautentzündung FSME. Eine Impfung schützt, doch die Bereitschaft sinkt.

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© dpa

Stephanie Wesely

Dresden. Mit den Temperaturen steigt auch die Zeckengefahr in Sachsen. Die Spinnentiere können die Gehirnhautentzündung FSME übertragen. Bislang galt nur der Holzbock als Infektionsquelle. Doch Untersuchungen haben ergeben, dass eine weitere Zeckenart FSME-Viren im Speichel hat – die Auwaldzecke. Für das Robert-Koch-Institut ist das eine Ursache für die Zunahme der FSME-Erkrankungen. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 348 Fälle gemeldet – 59  Prozent mehr als 2015. In Sachsen gab es mit zehn Fällen eine Verdopplung.

„Die Auwaldzecken breiten sich immer mehr aus“, sagt Dr. Gerhard Dobler, Infektionsepidemiologe am FSME-Labor München. „Sie wandern aus Südosteuropa verstärkt ein und kommen besonders oft in den neuen Bundesländern vor.“ In Teilen Sachsens seien sie inzwischen häufiger als der Holzbock. Problem: Beide Zeckenarten sind etwa gleich groß und für Laien schwer zu unterscheiden. Doch mit der Auwaldzecke verlängert sich der Ansteckungszeitraum. Er beginnt bereits Ende Februar und dauert bis November.

Das Robert-Koch-Institut hat aber noch eine weitere FSME-Quelle entdeckt: Im letzten Jahr wurde erstmals eine Erkrankung durch infizierte Ziegenmilch ausgelöst. In einer Rohmilch-Frischkäseprobe aus Baden-Württemberg konnten die Viren nachgewiesen werden. Auch Rohmilchprodukte von Schafen kommen in Betracht. „Wir gehen davon aus, dass alle Schafe und Ziegen in FSME-Risikogebieten die Viren in sich tragen“, sagt Professor Jochen Süß, Mikrobiologe aus Jena. „Deshalb raten wir vom Rohmilchverzehr ab, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Infektion geringer ist als durch Zeckenstiche.“

Gegen FSME gibt es keine Medikamente. Laut Robert-Koch-Institut lässt sich nur vorbeugen. So sollte beim Wandern durch Gras und Gebüsch helle, geschlossene Kleidung getragen werden. Am zuverlässigsten ist aber die Impfung. Bewohner von Risikogebieten haben Anspruch darauf. 146 Landkreise in Deutschland gehören dazu – seit 2014 auch das Vogtland in Sachsen.

Die meisten Krankenkassen übernehmen die Impfkosten auch für Versicherte, die nicht in Risikogebieten wohnen, aber in solche reisen. Die Impfbereitschaft sinkt jedoch. In Sachsen war 2015 knapp ein Viertel der 11- bis 18 Jährigen geimpft, bei Grundschülern 15, bei Erwachsenen nur elf Prozent, so das Sozialministerium in Dresden. „In einem Risikogebiet sollte jeder gegen FSME geimpft sein“, sagt Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch.