Merken

Die Aschenbrödel-Macher

In Moritzburg entsteht gerade die neue Schau zum Kult-Märchenfilm. Erstmals nicht nur im Schloss.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Sie nennen sich „whitebox“ und haben sich einer einzigartigen Erfolgsgeschichte angenommen: Die beiden Architekten Daniel Sommer und Christian Frommelt sowie die Grafikerin Mandy Münzner widmeten sich anderthalb Jahre lang dem tschechisch-deutschen Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Vier Ausstellungen gab es dazu in den vergangenen Jahren schon auf Schloss Moritzburg. Das war im Winter 1972/73 einer der Drehorte. Mit 600 000 Besuchern haben die Sonderausstellungen bei der großen Fan-Gemeinde des Filmes mittlerweile fast einen ähnlichen Kultstatus wie dieser selbst.

Was kann man da noch anders, gar besser machen? Zumal mit 700 Quadratmetern in nur zehn Räumen auch noch deutlich weniger Ausstellungsfläche als bei den letzten Schauen zur Verfügung steht? Die Leute von „whitebox“ haben sich einfach zusätzliche Fläche besorgt. Außerhalb des Schlosses. „Dort wird es beispielsweise einen Pferdestall für Aschenbrödels Pferd Nicolaus geben“, verrät Daniel Sommer. „Denn das ist etwas, was die Fans unbedingt sehen wollen.“

Mit den neuen Außenschauplätzen wollen die Ausstellungsmacher die Besucher zudem ganz zielgerichtet an die einzelnen Orte des Drehgeschehens vor mehr als 40 Jahren im Umkreis des Schlosses führen. Natürlich spielt dabei auch der im Film zu sehende Blick durch das Schlossfenster in den Ballsaal eine Rolle. Diesen gab es bekanntermaßen ja nur in den Babelsberger Filmstudios. „Die Besucher werden eine Art Schatzkarte bekommen, mit der sie sich auf die Suche begeben können.“ Sollte sich vor dem Einlass gerade mal wieder eine lange Schlange gebildet haben, „sehen wir das auch als gute Möglichkeit, um die Wartezeit zu überbrücken.“

Gemeinsam haben die beiden jungen Männer, dass sie an den bisherigen Ausstellungen nicht beteiligt waren. Die wurden vom Schloss selbst erarbeitet. Für Christian Frommelt war sogar der Film Neuland. „Inzwischen kann ich aber fast jede Szene mitsprechen.“ Daniel Sommer war dagegen schon von klein auf vom Aschenbrödel-Mythos umgeben. Um diesem tiefer auf den Grund zu gehen, erschlossen die „whitebox“-Leute mithilfe der beiden Kuratoren auch bisher unbekannte Quellen. „Einer der Kuratoren kann perfekt tschechisch, was bei der Suche im Archiv der Barrandov-Studios extrem hilfreich war.“ Und tatsächlich seien so Dokumente entdeckt worden, die neue Fakten geliefert haben. Allerdings machte das die Auswahl nicht leichter.

Denn so viel Lesestoff wie in den bisherigen Ausstellungen soll es nicht mehr geben. Diese hätten eher die vielen erwachsenen Fans des Films angesprochen, sagt Uli Kretzschmar vom Schlösserbetrieb. „Die neue Ausstellung wird mehr aus der Sicht der Kinder gestaltet.“ Um diese kennenzulernen, stellten die Ausstellungsmacher ihre ersten Ideen in einer Schulklasse vor. Und die Ideen der Kinder haben die „whitebox“-Leute aufgegriffen. So wird man in der neuen Ausstellung in Comic-Varianten etwas sehen können, was es im Film so nie gegeben hat. Auch originale Filmausschnitte werden nicht fehlen. Allerdings anders präsentiert als bisher.

Eröffnet wird die Aschenbrödelschau am 7. November.