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Die Angst vor der Stasi-Akte

Ein Projekt der TU Dresden untersucht, warum viele Bürger ihre Unterlagen nicht einsehen wollen.

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© Symbolfoto: dpa

Spionierte der Nachbar für die Stasi? Gab ein guter Freund der Familie Brisantes an den Staatsapparat weiter? Wer darauf eine Antwort wissen will, kann einen Antrag bei der Stasi-Unterlagen-Behörde stellen und somit Einsicht in seine Akte erhalten. Seit 1992 gingen bereits drei Millionen Anträge von Bürgern ein, eine Million davon stellte mehrmals Anträge. Trotzdem gibt es viele, die bis heute auf die Einsichtnahme verzichten. Warum das so ist, wollen jetzt Forscher der TU Dresden herausfinden.

„Gewolltes Nicht-Wissen“ nennen die Wissenschaftler der Neueren und Neuesten Geschichte der TU ihr Projekt. Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin wollen sie herausfinden, aus welchen Gründen manche die Gelegenheit lieber nicht ergreifen. Ist es Desinteresse? Angst, unliebsame Wahrheiten zu erfahren? Die Forscherinnen Dorothea Möwitz und Christiane Steigel wollen dafür mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen. Gesucht werden deshalb Menschen, die vor 1989 in der DDR gelebt haben und vermuten, dass Unterlagen über sie gesammelt wurden. Die aber bis heute auf das Lesen ihrer Akte verzichteten. „Uns interessiert der Entscheidungsprozess der Menschen“, erklärt Dorothea Möwitz. „Welche Motive haben die Entscheidung beeinflusst? Oder welche Erwartungen oder Befürchtungen haben sie?“ Wer Interesse hat, kann sich bei den Wissenschaftlerinnen melden. Die Daten der Interviews werden anonymisiert verwendet. (jam)

Anmeldung für das Forschungsprojekt: 0351/46339716 (Mo bis Mi von 9 bis 18 Uhr); [email protected]