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Deutlich wachsende Naturschutzgebiete

Wo einst Soldaten für den Einsatz übten, sind nun geschützte Wälder und Wiesen. In Sachsen wurden die Naturschutzgebiete seit der Wende stark vergrößert.

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© dpa

Leipzig. Die unter Naturschutz stehenden Flächen in Sachsen sind seit dem Mauerfall stark vergrößert worden. Gab es 1990 auf dem heutigen Gebiet des Freistaats 156 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von gut 14.000 Hektar, so sind es jetzt 215 mit einer Gesamtfläche von über 53.000 Hektar, wie das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie auf dpa-Anfrage mitteilte. Das entspricht fast 75.000 Fußballfeldern.

Auch in Zukunft werden weitere Naturschutzgebiete (NSG) ausgewiesen, wie eine Umfrage bei den Landkreisen und kreisfreien Städten ergab. So befindet sich zum Beispiel das Naturschutzgebiet „Chemnitzaue bei Draisdorf“ derzeit im sogenannten Festsetzungsverfahren.

Ex-Übungsplätze werden natürlich

Der Zuwachs ist in zahlreichen Fällen auf die Umwidmung ehemaliger Truppenübungsplätze der Nationalen Volksarmee und der Sowjetarmee zurückzuführen. „Eine genaue Zahl liegt nicht vor, weil keine vollständige Übersicht über ehemalige Militärliegenschaften existiert“, teilte das Landesamt mit.

Im Prinzip seien fast alle aufgegebenen Übungsplätze in Sachsen zu Naturschutzflächen geworden: Die Königsbrücker Heide in der Westlausitz, die Gohrischheide (bei Zeithain) und die Daubaner Heide (Oberlausitz), der Große Weidenteich bei Plauen oder die Syrau-Kauschwitzer Heide (Vogtland) gehören dazu.

Auch im „Grünen Band“ entlang der früheren innerdeutschen Grenze wurden seit 1990 neun Naturschutzgebiete und mehrere geschützte Landschaftsbestandteile ausgewiesen. Insgesamt bedeutet dies den Angaben zufolge, das Naturschutzgebiete jetzt 2,9 Prozent der Fläche Sachsens ausmachen, während es zu DDR-Zeiten nur 0,8 Prozent waren.

In Dresden wird der Schwerpunkt im Naturschutz in den kommenden Jahren auf der Ausweisung von europäischen Schutzgebieten (Natura 2000) als Naturschutzgebiete liegen, wie die Stadt mitteilte. Dies betrifft insbesondere einen ehemaligen Truppenübungsplatz mit Sandtagebau als künftiges Naturschutzgebiet „Dresdner Heller“ sowie die Hänge des Weißeritztales als künftiges Naturschutzgebiet „Plauenscher Grund“.

Neue Gebiete werden ausgewiesen

Auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gibt es Zuwächse bei den geschützten Flächen. „In diesem Jahr werden das Naturschutzgebiet „Grenzwiesen Fürstenau und Fürstenwalde“ sowie das Landschaftsschutzgebiet „Tal der Wilden Weißeritz“ neu ausgewiesen“, erklärte Birgit Hertzog, Abteilungsleiterin Umwelt des Landratsamtes in Pirna.

Im Landkreis Zwickau ist geplant, im kommenden Jahr mit dem Verfahren der Neuausweisungen von zwei Landschaftsschutzgebieten zu beginnen. „Dabei handelt es sich um das Landschaftsschutzgebiet zwischen Zwickau und Wolkenburg mit einer Fläche von über 3.000 Hektar und das Naturschutzgebiet Moosheide Moorgebiet Obercrinitz mit einer Fläche von rund 45 Hektar. Beide Verfahren werden voraussichtlich 2017 beendet sein“, teilte Ines Bettge von der Pressestelle des Landratsamtes Zwickau mit.

85 Hektar wird das zukünftige Schutzgebiet „Chemnitzaue bei Draisdorf“ haben, wie Thomas Liebert, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Chemnitz erläuterte. „Außerdem ist die einstweilige Sicherstellung eines weiteren Schutzgebietes, eines Abschnittes des Bahrebachtals in den Gemarkungen Röhrsdorf und Wittgensdorf, geplant, wobei derzeit die Voraussetzungen zur Festsetzung als NSG geprüft werden.“

Oft keine richtig neuen Gebiete

„Neuausweisungen, im Sinne von ganz neu, sind im Landkreis Görlitz keine geplant“, sagte Marina Michel, Pressesprecherin des Landratsamtes. Vorgesehen sei, aus DDR-Recht übergeleitete Naturschutzgebiete bis 2016 neu zu verordnen. Das betreffe unter anderem das Gebiet „Hochstein“ mit rund 70, „Hengstberg“ mit etwa 23 und „Rotstein“ mit über 80 Hektar.

Im Landkreis Meißen wird es grundlegend neue Schutzgebiete ebenfalls keine geben. Auch hier wird noch an der Rechtsanpassung gearbeitet. „Allerdings kann es sein, dass sich aufgrund der Anpassung Flächen verändern“, teilte Pressesprecherin Kerstin Thöns mit. Die Arbeit soll 2020 abgeschlossen sein.

In Leipzig ist nach Angaben der Leiterin des Amtes für Umweltschutz, Angelika Freifrau von Fritsch, die Rechtsanpassung des Naturschutzgebietes „Elster-Pleiße-Auwald“ geplant, „wobei eine deutliche Erweiterung vor allem nach Süden erfolgen soll.“ (dpa)