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Der Zauberlehrling verhext die Görlitzer Altstadt

Seit Dienstag wird im Braunen Hirsch und am Untermarkt gedreht. Die Produzentin des Märchenfilms stammt von hier.

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© mdr/kinderfilm gmbh/junghans

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Ein 17 Jahre alter Traum wird wahr. So lange will Ingelore König schon einen Film in Görlitz drehen. So lange hat sie in Erfurt ihre Firma: die Kinderfilm GmbH. Viele schöne einstündige Märchen flimmern seitdem zur Weihnachtszeit über die Bildschirme der ARD und ZDF (siehe Kasten). Ein weiterer wird sich dieses Weihnachten dazu gesellen, wahrscheinlich sogar über 90 Minuten: „Der Zauberlehrling“. Mit diesem Märchenfilm, der auf Goethes gleichnamiger Ballade basiert, erfüllt sich Produzentin Ingelore König nun ihren Wunsch. Ein Traum deshalb, weil sie aus Görlitz stammt. 1960 geboren, hat sie die ersten zehn Jahre ihres Lebens erst auf der Rauschwalder Straße, dann an der Weißen Mauer gelebt. Die Schule auf der Cottbuser Straße ist ihr in lebendiger Erinnerung, mit der so verehrten Grundschullehrerin Frau Krause.

Filmproduzentin Ingelore König am Dienstag im Kostümraum.
Filmproduzentin Ingelore König am Dienstag im Kostümraum. © Pawel Sosnowski/80studio.net
Max Schimmelpfennig unter den Arkaden am Untermarkt.
Max Schimmelpfennig unter den Arkaden am Untermarkt. © mdr/kinderfilm gmbh/junghans
Am Dienstag fiel die erste Klappe zum „Zauberlehrling“.
Am Dienstag fiel die erste Klappe zum „Zauberlehrling“. © mdr/kinderfilm gmbh/junghans

Auch an die Christenlehre denkt sie gern zurück, an das Singen im Chor der Lutherkirche. 1970 zog die Familie nach Berlin, es blieben die Ferien, um regelmäßig die Oma in Görlitz zu besuchen. „Ich wollte gar nicht nach Berlin“, sagt Ingelore König. Den Weg ins Filmgeschäft hat ihr der Umzug aber geebnet. Sie studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam, der DDR-Kinderfilm wurde ihr Spezialthema. Dazu veröffentlichte sie mehrere Sachbücher. Als ihr im Jahr 2000 angeboten wurde, die Kinderfilm GmbH aufzubauen, sagte sie ja. Seitdem schreibt sie nicht mehr nur über Filme, sondern entwickelt selbst Geschichten, kümmert sich um die Finanzierung der Ideen.

Nun also „Der Zauberlehrling“. „Wir haben eine Geschichte rund um den Besen erfunden“, sagt sie. Der bettelarme Valentin will sein Glück in der Stadt finden. Zufällig sucht der Zaubermeister des Landes einen Lehrling, und Valentin ist sich sicher, dass er für die Stelle bei Ambrosius genau der richtige ist. Doch bei der Prüfung wird er von der cleveren Mitbewerberin Katrina ausgetrickst. Notgedrungen kommt er in der Apotheke von Altmeister Zacharias unter. Der hat jeglicher Zauberkunst abgeschworen und widmet sein Leben nur noch der Kräuter- und Heilkunde, sehr zum Ärger seines ehrgeizigen Lehrlings. Als Valentin entdeckt, dass der machtbesessene Ambrosius die ganze Stadt bedroht, muss der alte Zaubermeister seine magischen Kräfte doch reaktivieren, um zusammen mit den Lehrlingen die Gefahr abzuwenden.

Das ist endlich ihr Görlitz-Film, stand für die Produzentin von Anfang an fest. „Als ich den Sendern von den Tuchmacherhäusern und den schönen Bögen in Görlitz erzählte, hatte ich sie schnell auf meiner Seite. Das passt zur Magie des Zauberns.“ Natürlich hatte Ingelore König sofort Drehmotive im Hinterkopf. Die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften etwa. Die musste unbedingt integriert werden.

Fast schon klassisch für Görliwood, sind auch der Braune Hirsch und der Untermarkt Drehorte. Hier war gestern Drehstart. Ingelore König gerät ins Schwärmen, wenn sie vom Braunen Hirsch erzählt und wie schön die Setausstatter alles hergerichtet haben. Man merkt ihr an, dass sie vom Filmzauber, der diesem riesigen Gebäude anhaftet, gefangen ist. Alle haben sie hier gedreht: „Die Vermessung der Welt“, „Der junge Karl Marx“, „Goethe“, „Der Vorleser“, „In 80 Tagen um die Welt“, „Inglourious Basterds“. „Quentin Tarantino war hier“, sagt Ingelore König beinah ehrfürchtig. Neben der „Zauberlehrlings“-Produktion laufen hier auch schon die Vorbereitungen für weitere Dreharbeiten zum Kriegsfilm „Der Hauptmann“, der Ende März noch einmal in die Region zurückkehrt.

Bis 20. März aber wird erstmal gezaubert. Unter der Regie von Frank Stoye spielen Felix von Manteuffel als Altmeister Zacharias, Christoph Bach als Zaubermeister Ambrosius und Sandra Borgmann als Königin Anna. In den jugendlichen Hauptrollen: Max Schimmelpfennig und Pauline Renevier. Auch im Tauchritzer Schloss soll gedreht werden. „Wichtig für mich ist, dass von der Stadt etwas zu erkennen ist“, sagt die Produzentin. Das wird es wohl, denn neben dem Braunen Hirsch, wo die Apotheke von Altmeister Zacharias ist, logiert Zaubermeister Ambrosius im Alten Rathaus, und im Kulturhistorischen Museum befindet sich die Geheime Bibliothek. Zum Schluss geht es für fünf Drehtage in den Kromlauer Park. Er wird zum magischen Reich, in dem Valentin und Katrina nach der Auflösung eines bösen Zaubers suchen. Das Neue Schloss in Bad Muskau beherbergt den Sitz der Königin.