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Der Wolf in der Falle

Wie eine Schafherde in Oberottendorf den Räuber austrickste.

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Es wäre schon der achte Angriff eines Wolfes seit März auf Schafe im Hohwald bei Neustadt/Sachsen gewesen. Doch dieses Mal brachte sich der Wolf mit einem Sprung in die Schafkoppel selbst in Schwierigkeiten – bis Schäfermeister Eberhard Klose auftauchte.

Zusammen mit seiner Tochter wollte der Schäfer am Mittwochmorgen wie gewöhnlich seine Herde kontrollieren. Die Tiere weideten auf einer Wiese hinter der Oberottendorfer Kirche, knapp 300 Meter von den nächsten Wohnhäusern entfernt. Als sich Klose der Koppel näherte, überkam ihn ein komisches Gefühl. „Die Schafe waren nicht zu sehen“, sagt Eberhard Klose. Er ging die Koppel ab. An einigen Stellen waren die Zaunpfähle umgelegt, das Netz hing durch. Von den Schafen fehlte allerdings jede Spur.

Dafür aber steckte ein Wolf in der Umzäunung fest. Klose entdeckte das Tier in einer Ecke der Koppel – gefangen im Netzzaun. Das Tier flüchtete nicht, Klose konnte ihn sogar mit dem Handy fotografieren. „Der Wolf kam bis auf zwei Meter an mich heran“, sagt der Schäfermeister.

Weil der Wolf nicht von selbst Reißaus nahm, wollte Klose einen Teil des Elektrozaunes umlegen, um dem Tier die Flucht zu ermöglichen. Da setzte das Tier zum Sprung an und purzelte aus eigener Kraft über den Zaun.

Obwohl der Wolf seiner Beute ziemlich nahe kam, hat er kein Tier erwischt. „Die Herde hat ihn ausgetrickst“, stellte der Schäfermeister erfreut fest. In ihrer Panik müssen die Tiere wohl selbst über den Zaun in eine alte Koppel gesprungen sein, wo sie einigermaßen sicher waren. Erst Mitte August hatten Wölfe schon einmal versucht, Kloses Schafe zu jagen. Ein Tier kam dabei ums Leben – trotz 90 Zentimeter hohen Elektrozauns und speziell ausgebildeten Hütehunden. (SZ)