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Der verschwundene Teich

Der Forellenteich bei Bonnewitz ist nur noch eine Pfütze. Der Schuldige muss jetzt nachbessern.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Bonnewitz. Hier tummeln sich keine Forellen mehr. Der gleichnamige Teich nördlich von Bonnewitz gleicht einem schlammigen Tümpel. Nur ganz wenig Wasser befindet sich auf dem Grund. „Das ist doch lediglich eine Pfütze“, ärgert sich Walter Gallina, der seit seiner Kindheit in Bonnewitz wohnt. Gallina hat recht. Statt kühler Fluten wachsen Unkraut und hoher Blutweiderich in dem ausgetrockneten Gewässer.

Dieses Wehr hält nicht dicht. Es ist an der Seite ausgespült.
Dieses Wehr hält nicht dicht. Es ist an der Seite ausgespült. © Kristin Richter

Der verlandete Forellenteich ist Dorfgespräch in Bonnewitz. Ortsvorsteher Gernot Heerde (parteilos) kennt die Fakten. „Die Entwicklung deutete sich bereits seit Längerem an, jetzt ist der Zustand aber extrem“, sagt der Ortschef.

Bei dem Teich gibt es zwei Probleme, die mit dem Hochwasser von 2013 zusammenhängen. Aufgrund der starken Regengüsse wurde der Bachlauf, der den Forellenteich speist, stark ausgespült. Dadurch liegt das Bachbett jetzt tiefer, sodass nur noch bei kräftigem Regen Wasser in den Teich einläuft.

Das Hochwasser beschädigte allerdings nicht nur den Zulauf. Um bei möglichen weiteren extremen Niederschlägen einen Dammbruch an dem Teich zu verhindern, bauten Fachleute 2014 ein Wehr ein. Ob jedoch so richtige Experten am Start waren, bezweifeln die Bonnewitzer. „Das Wehr wurde falsch eingebaut. Es staut das Wasser nicht, da es an der Seite ausgespült ist“, erklärt Walter Gallina und zeigt auf die Stelle. Eindeutig: Das ohnehin nur spärlich einlaufende Wasser fließt durch einen Graben seitlich des Betonwehrs ungehindert aus.

Die Verlandung des Teiches sehen die Bonnewitzer problematisch. „Der Erholungswert ist eingeschränkt, wer will schon auf eine verunkrautete Senke gucken?“, fragt sich Frieder Klett. In diesem Zusammenhang weist der Anwohner darauf hin, dass der Forellenteich direkt an dem gelb-markierten Wanderweg zu den Hohen Brücken liegt. Das ist die Bezeichnung für einen Forstort, an dem alte Jagdwege zwischen Pillnitz und Lohmen die Kerbtälchen auf Brücken aus der Zeit des Kurfürstentums Sachsen überqueren. Folglich kämen hier viele Urlauber und Wanderer vorbei.

Aber auch die Artenvielfalt sei durch die Verlandung des Sees in Gefahr. „Den Amphibien ist die Lebensgrundlage genommen“, erklärt Walter Gallina.

Deshalb schaltete Heerde jetzt auch die Stadtverwaltung Pirna ein. Erst vor Kurzem gab es eine Vor-Ort-Besichtigung mit Vertretern der Stadtverwaltung Pirna.

Doch dem Rathaus sind die Hände gebunden, da es sich um eine Ausgleichsleistung für den Bau der S 177 handelt. Verantwortlich ist das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Pressesprecherin Isabell Siebert bestätigt, dass die damals beauftragte Baufirma das Wehr fehlerhaft eingesetzt hätte. Das Unternehmen sei jetzt aufgefordert worden, diesen Mangel zeitnah zu beheben. Dem Steuerzahler entstünden keine zusätzlichen Kosten.

Die Bonnewitzer werden jedenfalls genau verfolgen was mit „ihrem“ Forellenteich, der eine lange Geschichte hat, passiert. Das Gewässer wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Bonnewitzer Bach angestaut. Ein Zahnarzt aus der Umgebung soll hier eine Fischzucht angelegt haben, schreibt die Ortschronik. Offenbar sagte den Fischen ihr neues Zuhause zu. Jedenfalls erinnert sich Walter Gallina, dass in den 1960er und 1970er Jahren die Forellen aus dem Teich in dem Bonnewitzer Gasthof Hohe Brücken frisch auf den Tisch kamen. „Als Kind bin ich im Winter auf dem Teich Schlittschuh gelaufen und im Sommer haben wir dort auch gebadet“, erzählt Gallina.

Gernot Heerde schmunzelt und kann noch einen draufsetzen. Seine Urgroßmutter, eine geborene Behr, besaß früher eine Bauernwirtschaft mit einem kleinen Ausschank am Dorfausgang von Bonnewitz. Illustre Gäste kamen, so auch die Wettiner Prinzessin Mathilde, die in einer Kutsche von Schloss Pillnitz anfuhr. „Zahlreiche Besucher wollten sich den Forellenteich ansehen. Meine Urgroßmutter musste oft den Weg dorthin erklären“, berichtet Gernot Heerde. Ob sich die Prinzessin Mathilde auch zu Fuß auf den Weg gemacht hat, um den Forellenteich zu bewundern. ist jedoch nicht überliefert.