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Der neue Hundekindergarten

Der Dresdner Fabian Theissig betreibt jetzt auch in Radebeul eine Hundetagesstätte. Mit viel Platz zum Austoben.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Soll ich Ihnen mal meine Schützlinge zeigen? Fabian Theissig lächelt leicht. Sozusagen von einem Hundeliebhaber zum anderen. Was für eine Frage. Der Hundetrainer öffnet vorsichtig die Tür eines Kleinbusses. Dahinter sieben Fellnasen. Ganz geruhsam wenden sich die Vierbeiner ihrem Chef zu. Kein Gekläff, kein Gespringe, kein Getobe. Nur die beiden Kleinen, die Rauhaardackel, wuseln ein wenig auf dem Beifahrersitz umher. Zumal die fremde Frau nun auch noch ihre Hand ausstreckt. Zum Streicheln. Schnell haben sie das erkannt, genießen die Schmuserei.

Von der Bewegung, den Geräuschen und Gerüchen vor der Fahrzeugtür lassen sich weder die beiden noch ihre größeren Artgenossen stören. Dabei stehen die Autos an diesem Freitagvormittag dicht an dicht auf dem Kaufland-Parkplatz in Serkowitz. Menschen mit Einkaufswagen hasten vorbei. Es rollt, schwatzt, klappert. Kein Problem. Theissigs Tiere, offensichtlich gut erzogen, sind völlig entspannt.

Darauf legt der Hundeexperte auch in seinen Hunde-Kitas wert. Die Tagesstätte in Radebeul an der Kötzschenbrodaer Straße zwischen Kaufland-Tankstelle und Gärtnerei ist schon die zweite Einrichtung für ihn. Nach dem Platz in Dresden-Blasewitz, auf dem er und sein Team seit November 2007 arbeiten. Der Betreuungsbedarf ist groß, sagt der 39-Jährige. Nach einem weiteren Standort hat er schon länger gesucht, wurde in Serkowitz endlich fündig. Ein glücklicher Zufall, sagt der Hundeerzieher und freut sich noch immer darüber, dass er mit seiner Anfrage beim Geschäftsführer der Gärtnerei Erfolg hatte. Der habe die Huta-Pläne gleich als gut empfunden, sagt Theissig. Weil viele Hunde eine gute Abschreckung für Einbrecher sind und weil die Fläche dann nicht mehr ungenutzt daliegt.

Also hat der Hundemann eine mittlere fünfstellige Summe investiert und auf dem Areal einen Platz gestaltet, der nicht nur den Hunden gefallen soll. Mit überdachtem Bereich, Spielwiese, Hundehütten, Zäunen und einem Riesensandkasten. Noch wirkt das Gebiet etwas kahl, sind die Bäume klein. Doch in ein bis zwei Jahren sieht Theissig parkähnliche 2 500 Quadratmeter vor sich. Sogar mit einem Badeteich, der nächstes Jahr angelegt werden soll.

Die eingehausten Freiläufe im unteren Platzbereich lassen sich abtrennen und dienen dem Rückzug, falls jemand seine Ruhe braucht, beispielsweise nach dem Fressen. Wenn einer von den Kleinen eine besonders kuschelige Stelle braucht, die findet sich im Bauwagen, der dem Mitarbeiter als Aufenthaltsraum dient.

Noch ist die Radebeuler Huta nicht an der Kapazitätsgrenze, nimmt weitere Tiere an. Betreut sie an Werktagen von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, zu gestaffelten Preisen, bei bis zu vier Stunden 10,50 Euro.

In dieser Art der Betreuung, die er auch seinen eigenen Hunden angedeihen lässt, sieht der Hundeerzieher und Verhaltensberater eine ganz entscheidende Voraussetzung fürs Wohlbefinden der Vierbeiner. In der Gruppe zu spielen und zu toben, dürfte für die Rudeltiere allemal schöner sein, als allein zu Hause zu sitzen. Regelmäßiger sozialer Kontakt und Freundschaften sind nicht nur für Menschen wichtig.

Und noch ein Prinzip zählt aus Theissigs Sicht. Je jünger das Tier – desto besser. Die Halbwüchsigen wollen rumblödeln, hopsen, fröhlich sein, wissen oft nicht, wohin mit ihrer Kraft. Und bevor sie die an Möbeln und Grünpflanzen ausprobieren – eine teuere Angelegenheit – können sie vieles untereinander ausmachen. Immer unter Aufsicht. Da werden sie betreut und geführt, lernen, sich auch mal aus dem Weg zu gehen. Was die Tiere souverän und entspannt macht und sich offensichtlich schnell herumspricht. Die Dresdner Einrichtung ist quasi ein Selbstläufer, sagt Theissig. In der Hundebetreuung sieht er den Schwerpunkt seiner Arbeit, weniger in der Erziehung. Wobei er in Dresden auch eine Hundeschule betreibt und die Hundeerziehung am Anfang seiner eigenen Arbeit mit den Vierbeinern stand.

Die hat wiederum nichts mit seinem ursprünglichen Beruf zu tun. Während des Studiums lernte der angehende Diplomingenieur für Geoinformatik seine Frau Anke kennen, sie studierte Agrarwirtschaft, brachte einen Hund in die Beziehung mit. Ein zweiter aus dem Tierheim Dresden kam dazu. Und der Kontakt zu Hundeprofi Thomas Baumann, bei dem Theissigs viel erfahren über Lehrmethoden und Umgangsformen. Bis sie später selbst den Sachkundenachweis als Hundeerzieher in der Hand haben und schließlich hauptberuflich ins Metier einsteigen. Mit inzwischen vier Mitarbeitern in Dresden und einem in Radebeul. Der auch Interessenten begleitet, die das Gelände mal besichtigen wollen. Und dabei sicher auf so manchen entspannten Hund treffen.